tag:blogger.com,1999:blog-64774330227431478272020-02-29T10:58:54.627+01:00skeptiker-blogKritisches Denken in der Schweiz / Pensée critique en Suisse / Pensiero critico in SvizzeraAnonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.comBlogger180125tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-10566577487995496942012-10-18T22:21:00.000+02:002013-05-07T21:37:34.463+02:00Der skeptiker-blog ist tot - es lebe der Skeptiker-Blog<div style="text-align: justify;">Nach knapp zweieinhalb Jahren und 180 Blogeinträgen, in denen vielleicht Schweiss, aber vor allem viel Freude und Leidenschaft stecken, verkünde ich hiermit den letzten Blogeintrag auf skeptiker-blog.ch.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Warum wird der Blog eingestellt? Bin ich des Schreibens müde? Oder liegt gar ein Fall von «Ehemaliger Skeptiker erkennt das Licht»-Konvertierung vor?</div><div style="text-align: justify;">Beides kann ich energisch verneinen: Gebloggt wird weiterhin, nur an einem anderen Ort.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Im Juni 2012 wurde der Verein «Skeptiker Schweiz - Verein für kritisches Denken» gegründet, und zum Zeitpunkt des Schreibens dieses letzten Blogeintrages gebührt mir die Ehre, die «Skeptiker Schweiz» zu präsidieren.</div><div style="text-align: justify;">Um auf unser Ziel, kritisches Denken und Freude an Wissenschaft zu verbreiten, hinzuarbeiten, wollen wir unsere Anstrengungen und Bemühungen möglichst gut bündeln. Das ist auch der Grund, warum ich künftig auf unserer Vereinshomepage</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: center;"><span style="font-size: x-large;"><b><a href="http://www.skeptiker.ch/">www.skeptiker.ch</a></b></span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">weiterbloggen werde.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der «<a href="http://www.skeptiker.ch/index.php/skeptikerblog" target="_blank">Skeptiker-Blog</a>» (<a href="http://www.skeptiker.ch/feed/" target="_blank">RSS-Feed</a>) auf <a href="http://www.skeptiker.ch/">www.skeptiker.ch</a> wird im gleichen Stil gehalten wie der «skeptiker-blog». Wer letzteren nicht mochte, wird auch am neuen Ort nicht glücklich; wer aber dem «skeptiker-blog» etwas abgewinnen konnte, wird auch weiterhin mit Inhalten bedacht, die Mal ernst, Mal mit einem Schmunzeln verfasst werden, aber immer ein Plädoyer für die Vorzüge des kritischen Denkens und eines vernunftgeleiteten Weltbildes sein sollen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Was bleibt am Schluss zu sagen? Danke.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Danke an all jene, die sich Zeit genommen haben, den skeptiker-blog.ch zu lesen, und Danke an meinen Mitautor Kevin.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ein Abschied ist dies aber nicht, sondern eine Ankündigung: Das war erst der Anfang.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><i>Marko Kovic</i></div><div style="text-align: justify;"><i>Oktober 2012</i></div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com10tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-25411971717455468602012-10-03T22:45:00.002+02:002012-10-03T23:08:07.181+02:00 «Kassensturz» testet Paranormale: Der Pendler <div style="text-align: justify;">Die Verbraucherschutz-Sendung «Kassensturz» widmet sich in einer siebenteiligen Reihe der Erforschung angeblich (im weitesten Sinne) paranormaler Fähigkeiten. Können die Kandidatinnen und Kandidaten ihr paranormales Können unter Beweis stellen, winkt ihnen ein Preisgeld von 10'000 Franken - der Kassensturz orientiert sich also an berühmten Vorbildern wie der <a href="http://www.randi.org/site/index.php/1m-challenge.html" target="_blank">Million Dollar Challenge</a> der James Randi Educational Foundation und dem <a href="http://blog.gwup.net/2012/08/26/psi-tests-2012-bio-eier-pendel-und-wunschelruten/" target="_blank">PSI-Test </a>der GWUP.</div><div style="text-align: justify;">Am 2. Oktober wurde der erste von den sieben Tests ausgestrahlt. Der Kandidat dieser Ausgabe ist der Pendler <a href="http://www.kassensturz.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/10/02/Themen/Konsum/Teil-1-des-Uebersinnlichen-Test-Der-Pendler" target="_blank">Ernst Bieri</a> aus Entlebuch, der behauptet, im Stande zu sein, mit seinem Pendel «Energien» zu erspüren. Bieri betreibt die Firma «<a href="http://www.biotransmit.ch/" target="_blank">Biotransmit</a>» und verkauft ein «Schutzschild», welches vor «SCHLAFSTÖRUNG, DEPRESSIONEN, RHEUMA, MÜDIGKEITEN, EHEPROBLEME USW.» schützen soll und «ABSOLUT SERIÖS!» sei:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-VmSQk_My7q0/UGyj1DyRt2I/AAAAAAAADR0/OfZgwzXKh38/s1600/Bieri_Schutzschild.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="http://2.bp.blogspot.com/-VmSQk_My7q0/UGyj1DyRt2I/AAAAAAAADR0/OfZgwzXKh38/s400/Bieri_Schutzschild.png" width="332" /></a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Die <a href="http://www.kassensturz.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/10/02/kassensturzmehrwertinfos/Die-Jury-des-Uebersinnlichen-Tests" target="_blank">Jury</a>, welche die Resultate begutachtet, besteht aus drei Personen:</div><ul><li style="text-align: justify;"><a href="http://www.neuroscience.ethz.ch/research/neural_basis/brugger_p" target="_blank">Peter Brugger</a> ist Professor an der Neuropsychologischen Abteilung des Universitätsspitals Zürich.</li><li style="text-align: justify;"><a href="http://www.umtec.ch/Rainer-Bunge.4756.0.html" target="_blank">Rainer Bunge</a> ist Professor am Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik an der Hochschule für Technik Rapperswil.</li><li style="text-align: justify;"><a href="http://www.christophborer.ch/" target="_parent">Christoph Borer</a> ist Bühnenmagier (im Sinne eines Zauberkünstlers, nicht Zauberers)</li></ul><div style="text-align: justify;">Bieri sollte von neun Bechern mit Wasser jenen finden, welches mit <a href="http://psiram.com/ge/index.php/Johann_Grander#Granderwasser" target="_blank">Granderwasser</a> gefüllt ist. Offenbar hat Bieri diesen Test selber vorgeschlagen. Nun könnte dem Kassensturz vorgeworfen werden, dass Bieri von Beginn weg zum Scheitern verurteil gewesen sei, weil Granderwasser eben keine aussergewöhnlichen Eigenschaften besitzt und sich von normalem Wasser nicht unterscheidet.</div><div style="text-align: justify;">Zum einen hat Bieri selber diese Esoterik-Kaskade als Versuchsanordnung gutgeheissen (nach Ende des Tests beruft sich Bieri denn auch auf frühere Tests, die anders ausgefallen seien), und andererseits könnte argumentiert werden, dass das Pendel auch Profanes zu Tage fördern können müsste, wie also die Antwort auf die Frage, wo sich der Becher befindet, den Bieri sucht.</div><div style="text-align: justify;">Der Ausgang des Tests zeichnet sich rasch ab:</div><div style="text-align: center;"><a href="http://draft.blogger.com/blogger.g?blogID=6477433022743147827" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"></a><a href="http://draft.blogger.com/blogger.g?blogID=6477433022743147827" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"></a><object data="http://www.sf.tv/videoplayer/embed/fa8443f9-bf7b-4154-a932-a29e2366a8d8" height="330" type="application/x-shockwave-flash" width="550"><param name="movie" value="http://www.sf.tv/videoplayer/embed/fa8443f9-bf7b-4154-a932-a29e2366a8d8" /><param name="quality" value="high" /><param name="allowFullScreen" value="true" /><a href="http://www.videoportal.sf.tv/video?id=fa8443f9-bf7b-4154-a932-a29e2366a8d8" alt="zum Videoportal des Schweizer Fernsehens">Kassensturz vom 02.10.2012</a></object></div><div style="text-align: justify;">Bieri hat nach drei Fehlversuchen aufgegeben, und schien sehr erschüttert ob des negativen Resultates. Hat sich der Kassensturz hier einen brutalen Scherz erlaubt mit einem älteren, aberlgläubischen Mann? Nur bedingt, denn nicht vergessen werden darf, dass Bieri seine Dienstleistungen und Produkte aktiv bewirbt und Heilsversprechen abgibt, und nicht etwa bloss ab und zu am Stammtisch pendelt.</div><div style="text-align: justify;">Die Erklärung für Bieris Überzeugung (welche mir durchaus Wahrhaftig scheint) erklärt Peter Brugger: Das Ausschlagen des Pendels ist von Bieri selbst hervorgerufen, aber nicht unbedingt bewusst willentlich. Dadurch entsteht der teils überwältigende Eindruck, das Pendel habe von sich aus reagiert, weil eine bewusste Manipulation nicht stattfand. Das berühmteste Beispiel zu diesem <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Ideomotor_phenomenon" target="_blank">ideomotorischen Effekt</a> ist wohl das sogenannte «<a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Ouija" target="_blank">Ouija Board</a>» (<a href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File:English_ouija_board.jpg" target="_blank">Bildquelle</a>):</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/File:English_ouija_board.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="236" src="http://3.bp.blogspot.com/-GPWdjv3p9M4/UGykKvIYJqI/AAAAAAAADR8/jkNMdzuI4eU/s320/English_ouija_board.jpg" width="320" /></a></div><br /><div style="text-align: justify;">Dieses vor allem in den USA bekannte Spielbrett sorgt bei so manchen Kindern, aber auch Erwachsenen, für Gänsehaut, denn der Holzzeiger bewegt sich wie von Geisterhand von Buchstabe zu Buchstabe.</div><div style="text-align: justify;">Die eigentlich Wichtigste Erkenntnis als Fazit des Pendlertests stammt von Rainer Bunge, wenn er die Reaktion Bieris auf seinen Misserfolg kommentiert:</div><blockquote><div style="text-align: justify;"><a href="http://draft.blogger.com/blogger.g?blogID=6477433022743147827" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></a><a href="http://draft.blogger.com/blogger.g?blogID=6477433022743147827" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></a>Der Wissenschaftler, beispielsweise ich, fängt an, an der Theorie zu zweifeln, wenn die Ergebnisse in eine andere Richtung zeigen, also die Messergebnisse, während der Esoteriker an den Messergebnissen zweifelt und seine Theorie nicht in Frage stellt.</div></blockquote><div style="text-align: justify;">Eine prägnante Erklärung, die aber eines der wichtigsten, wenn nicht gar das wichtigste Kriterium der Unterscheidung zwischen wissenschaftlichem und nicht-wissenschaftlichem Vorgehen beschreibt.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-23927436908497255122012-09-30T17:30:00.001+02:002012-09-30T21:03:57.536+02:00SkeptisCH - Folge 5: Über Klimawandel und Klimawandel-Skeptiker<div style="text-align: justify;">Klimawandel ist ein Thema, welches die Gemüter erhitzt, und zwar in mancherlei Hinsicht. Die einen sehen in menschenverursachtem Klimawandel ein Sinnbild menschlicher Hybris, die anderen eine Aufgabe, welcher der menschliche Innovations- und Erfindergeist allemal gewachsen ist.</div><div style="text-align: justify;">An dieser Stelle soll nicht die grosse politische und bisweilen poetische Debatte rund um Klimawandel befeuert werden, sondern die wissenschaftliche: Die die Theorie des menschenverursachten Klimawandels stützende wissenschaftliche Forschung ist in zunehmendem Masse einer Fundamentalkritik ausgesetzt. In Folge 5 unseres Podcasts widmen wir uns den (vermeintlich) skeptischen Argumenten zu Klimawandel.</div><div style="text-align: center;"><iframe height="300" scrolling="no" src="http://html5-player.libsyn.com/embed/episode/id/2082015/height/300/width/500/direction/no/autoplay/no/autonext/no/thumbnail/yes/preload/no/no_addthis/no/" width="500"></iframe></div><div style="text-align: justify;">Tobi hat mit Oliver die Veranstaltung «<a href="http://www.swissecs.ch/de" target="_blank">Swiss ECS</a>» besucht, den «Swiss Energy and Climate Summit». An dieser Konferenz fand ein Streitgespräch zwischen dem Klimaforscher <a href="http://draft.blogger.com/Thomas%20Stocker" target="_blank">Thomas Stocker</a> und Fritz Vahrenholt unter dem Titel «Ist die Sonne Schuld an der Klimaerwärmung?» statt. Letzterer kritisiert den Konsens der Klimaforschung, dass nämlich als Folge menschlichen Handelns ausgestossene Treibhausgase zum Klimawandel beitragen, und behauptet stattdessen u.a., dass Klimaerwärmung durch von Menschen unabhängige Effekte wie Zyklen der Sonnenaktivität gesteuert wird. Diese Hypothese hat Vahrenholt in seinem Buch «<a href="http://www.kaltesonne.de/" target="_blank">Die kalte Sonne</a>» verarbeitet.</div><div style="text-align: justify;">Weiterführende Links:</div><ul><li style="text-align: justify;">In der aktuellen Ausgabe von «Skeptiker» widmet sich Oliver dem Argumentarium Vahrenholts:<br /><a href="http://www.gwup.org/zeitschrift/skeptiker-archiv/1129-skeptiker-32012">http://www.gwup.org/zeitschrift/skeptiker-archiv/1129-skeptiker-32012</a>.</li></ul><ul><li style="text-align: justify;">Die gängigsten Kritikpunkte an der Klimawandelforschung sind auf der Webseite <a href="http://wattsupwiththat.com/">http://wattsupwiththat.com/</a> zu finden (Die Bewegung der Klimaforschungs-Kritik hat denn auch ihren Ursprung im angelsächsischen Raum).</li></ul><ul><li style="text-align: justify;">Eine ausführliche Sammlung an Antworten der Klimaforschungs-Kritik ist unter <a href="http://www.skepticalscience.com/">http://www.skepticalscience.com/</a> einsehbar.</li></ul><ul><li> Die Publikationen des «IPCC», des «Intergovernmental Panel on Climate Change» sind unter <a href="http://www.ipcc.ch/publications_and_data/publications_and_data_reports.shtml#.UGhiT67z-BY">http://www.ipcc.ch/publications_and_data/publications_and_data_reports.shtml#.UGhiT67z-BY</a> zu finden.</li></ul><ul></ul><ul><li style="text-align: justify;">Eine ausführliche Aufstellung von Mythen und falschen Annahmen zu Klimawandel ist bei NewScientist vorhanden: <a href="http://www.newscientist.com/article/dn11462">http://www.newscientist.com/article/dn11462</a>.</li></ul><ul><li style="text-align: justify;">Auf <a href="http://www.youtube.com/watch?v=DNbxYVa2VjA" target="_blank">Youtube</a> ist eine Videoserie über die Kritik an Klimawandel-Forschung spezifisch von <a href="http://draft.blogger.com/Christopher%20Monckton" target="_blank">Christopher Monckton</a> vorhanden.</li></ul><div style="text-align: justify;">Wie immer wünschen wir gute Unterhaltung!<br /><br /><i>Der Podcast kann über <a href="http://skeptisch.libsyn.com/rss" target="_blank">RSS</a> oder <a href="http://itunes.apple.com/ch/podcast/skeptisch/id550903822" target="_blank">iTunes</a> </i><i><i>abonniert werden</i>.</i></div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-26008710438807319662012-09-24T00:29:00.000+02:002012-09-24T08:32:55.064+02:00Die wirre Welt der Finanzastrologie<br /><blockquote class="tr_bq"><div style="text-align: justify;">The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable.</div></blockquote><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Dieser bekannte, vom Ökonomen <a href="http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/4960280.stm" target="_blank">John Kenneth Galbraith</a> geäusserte Spruch beinhaltet die Essenz auch der aktuellen Kritik an einigen gängigen wirtschaftswissenschaftlichen Ansätzen, bei denen Wirtschaftswissenschaft nicht mehr als <i>Sozialwissenschaft</i>, sondern im Wesentlichen als <i>Naturwissenschaft</i> behandelt wird.</div><div style="text-align: justify;">Das mündet aber bald in Problemen, weil Ökonomie als eine der «Soft Sciences», also als eine der weichen Wissenschaften, ob der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes (kontingentes, d.h. nicht grundsätzlich berechenbares menschliches Handeln auf Mikro-, Meso- und Makroebene) eben nur retrospektiv analysieren und nicht prospektiv voraussagen kann, wie dies etwa Physik oder Chemie mit ihren Untersuchungsgegenständen tun (vgl. zu einer ausführlicheren Unterscheidung zwischen «weichen» und «harten» Wissenschaften «<a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2011/05/lesetip-zum-jubilaum-nonsense-on-stilts.html" target="_blank">Nonsense on Stilts</a>» von Massimo Pigliucci).</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die kritische Diskussion rund um Möglichkeiten und Grenzen der Wirtschaftswissenschaften ist wichtig und willkommen. In diesem Zusammenhang wirkt der Artikel, welchen der Tagesanzeiger am 28. August <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/geld/BVK-Ein-Astrologe-bestimmte-bei-InvestitionsEntscheiden-mit/story/16654204" target="_blank">veröffentlichte</a>, wie ein satirischer Kommentar auf die Hybris bestimmter ökonomischer Denkschulen:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/geld/BVK-Ein-Astrologe-bestimmte-bei-InvestitionsEntscheiden-mit/story/16654204" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="308" src="http://4.bp.blogspot.com/-aG_d_fMZp0E/UF8Z-KZW59I/AAAAAAAADP0/KtqHcFuffOI/s400/tagi_bvk.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Leider ist der Artikel nicht Satire und der Inhalt nicht erfunden.</div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Die Pensionskasse des Kantons Zürich, <a href="http://www.bvk.ch/deu/default.shtml" target="_blank">BVK</a>, hat 273 Millionen Franken verloren, welche sie bei der Investmentfirma «<a href="http://www.btt.ch/" target="_blank">BT&T</a>» angelegt hatte. In einem (noch nicht veröffentlichten) Bericht einer parlamentarischen Untersuchungskommission (bestehend aus <a href="http://www.kantonsrat.zh.ch/KommissionDetails.aspx?ID=c021e092-e66b-40de-85f6-3c9c44cd67a5" target="_blank">Politikern unterschiedlicher Parteien</a>) wird dokumentiert, dass die Firma «BT&T» einen Astrologen als Berater für Investitionstätigkeiten zur Hilfe zog. Darüber hinaus nahm der Astrologe offenbar Aufgaben im Personalwesen von «BT&T» wahr.</div><div style="text-align: justify;">Der gemäss Tagesanzeiger-Artikel für die Anstellung des Astrologen Verantwortliche, Walter Meier, ist nach wie vor <a href="http://www.btt.ch/CMS4.ASPX?LCR=d&NID=48" target="_blank">als Verwaltungsratspräsident bei «BT&T» tätig</a>.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der im Tagesanzeiger geschilderte Vorfall ist für sich genommen spannend. Er wirft aber auch einige weiterführende Fragen auf: Gehört die «Beratungstätigkeit» in der Finanzwirtschaft zum regulären Betätigungsfeld von Astrologinnen und Astrologen? Und vor allem: Warum lassen sich vermeintlich hoch gebildete Menschen wie z.B. Dr. Walter Meier von der «BT&T» von solchen Dienstleistungen überzeugen - kann es sein, dass Finanzastrologie tatsächlich «funktioniert»?<br /><a name='more'></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /><h2>Astrologie: Eine Pseudowissenschaft</h2>An dieser Stelle drängt sich ein kleiner erkenntnistheoretischer Exkurs auf. Oberste und wichtigste skeptische Grundhaltung ist Ergebnisoffenheit. Immer wieder erklingt aber das Klagelied, Skeptiker - oder allgemein, die Wissenschaft - seien überhaupt nicht ergebnisoffen, sondern wollten lediglich Dinge, die sie nicht verstehen, schlechtreden.<br /><br />Die Überschrift dieses Abschnittes scheint dieses Bild zu bestätigen: Da schreibt ja einer völlig voreingenommen über Astrologie; ist ja klar, zu was für einem Ergebnis der Text letztlich kommen wird. In der Tat bin ich voreingenommen, und zwar in Anbetracht der Qualität der Argumente für die Gültigkeit von Astrologie. Hier eine Auswahl kritischer Auseinandersetzungen mit den Grundpfeilern der astrologischen Lehre:<br /><ul><li><a href="http://www.badastronomy.com/bad/misc/astrology.html">http://www.badastronomy.com/bad/misc/astrology.html</a></li><li><a href="http://www.gwup.org/infos/themen/46-astrologie">http://www.gwup.org/infos/themen/46-astrologie</a></li><li><a href="http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/01/07/astrologie-ist-unsinn/">http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/01/07/astrologie-ist-unsinn/</a></li></ul>Die Grundbehauptung der Astrologie, dass zwischen der Konstellation von Himmelskörpern (Sonne, Planeten und der Mond der Erde) und menschlichem Handlungspotential (um einen allgemeinen Begriff zu verwenden) eine Korrelation besteht, ist schlicht falsch. Dabei spielt es nicht Mal eine Rolle, ob behauptet wird, dass die im Rahmen der Astrologie als relevant erachteten Himmelskörper eine kausale Wirkung auf uns Menschen haben, oder, ob die Himmelskörper nur als angebliche Indikatoren im Rahmen eines deterministischen Universums genutzt werden (letztere Position erachte ich als besonders anmassend, weil Astrologie-Verfechter damit meinen, mit einigen wenigen Variablen den Wissensgehalt eines <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Laplacescher_D%C3%A4mon" target="_blank">Laplace'schen Dämons</a> zu besitzen).<br /><br />Die Bewertung der Astrologie als Pseudowissenschaft scheint also gerechtfertigt: Diese Lehre ist <i>widerlegt</i>. Das bedeutet aber nicht, dass eine prinzipielle Ergebnisoffenheit nicht gegeben ist. Selbstverständlich ist es erlaubt, das gesammelte Wissen u.a. von Physik und Astronomie zu hinterfragen und zu widerlegen, sowie neue Beweise für die Gültigkeit der Astrologie vorzutragen. Solange dies nicht geschieht, hält Astrologie den Status einer Pseudowissenschaft - weil sie eine Lehre ist, die mit quasi-wissenschaftlichen Methoden Seriosität erhaschen möchte, auf tatsächliche wissenschaftliche Kritik aber nicht reagiert.<br /><br /></div><div style="text-align: justify;"><h2>Die Prinzipien der Finanzastrologie</h2></div><div style="text-align: justify;">Schon eine kleine Suche auf Amazon offenbart, dass Finanzastrologie ein Phänomen mit einiger Verbreitung zu sein scheint:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-Z3XCLhhRusg/UF9JOVhm-UI/AAAAAAAADQU/LjWTI0U1OP0/s1600/astrotrading.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="216" src="http://2.bp.blogspot.com/-Z3XCLhhRusg/UF9JOVhm-UI/AAAAAAAADQU/LjWTI0U1OP0/s400/astrotrading.jpg" width="400" /></a></div>Bereits diese Auswahl zeigt auf, worum es bei Finanzastrologie geht: Angebliche Anlagetipps für die Börse. Diese Einschätzung teilt z.B. auch «<a href="http://wiki.astro.com/astrowiki/de/B%C3%B6rsenastrologie" target="_blank">Astro Wiki</a>»:<br /><blockquote class="tr_bq">Ein Teilgebiet der Wirtschaftsastrologie, und damit der Mundanastrologie, welches die Entwicklungen an der Börse zum Thema hat. Dieses Wissen kann dann für Anlagen nutzbar gemacht werden.</blockquote>Die genauen Methoden hinter einzelnen finanzastrologischen Ansätzen scheinen nicht identisch, aber im Kern ähnlich zu sein. <a href="http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Frank_Felber" target="_blank">Frank Felber</a>, ein im deutschsprachigen Raum offenbar wichtiger Finanzastrologe, erklärt seinen Ansatz, der im Wesentlichen die Grundideen der Finanzastrologie widerspiegelt, in einem Video des Senders «<a href="http://www.daf.fm/" target="_blank">Deutsches Anleger Fernsehen</a>»:<br /><iframe allowfullscreen="allowfullscreen" frameborder="0" height="465" src="http://www.youtube.com/embed/xZquFAnZU6k" width="620"></iframe><br />Felber erklärt, dass ein Aktienindex einen auf die Minute bestimmbaren Geburtstag habe wie Menschen auch, und entsprechend die astrologischen Gesetze für Aktienindexe auch Geltung hätten.<br /><br />Im englischsprachigen Raum scheint <a href="http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Raymond_Merriman" target="_blank">Raymond Merriman</a> ein bekannter und einflussreicher Finanzastrologe zu sein. Auch die prominenteste Astrologin der Schweiz, <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/search/label/madame%20etoile" target="_blank">Monika «Madame Etoile» Kissling</a>, <a href="http://www.madameetoile.ch/index.php?Sternentrends:Aktuelle_Finanzwoche" target="_blank">verweist</a> auf Merriman, bzw. auf seine Produkte:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.madameetoile.ch/index.php?Sternentrends:Aktuelle_Finanzwoche" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="290" src="http://1.bp.blogspot.com/-VE1jRGhIzUE/UF9QEroJLFI/AAAAAAAADQ0/MgLnrfq-eaw/s400/kissling_merriman.PNG" width="400" /></a></div>Auf seiner <a href="http://www.mmacycles.com/" target="_blank">Homepage</a> erklärt Merriman seine Methode nicht explizit, sondern verweist auf seine <a href="http://www.mmacycles.com/articles/articles/learning-and-applying-mma-products-and-services/" target="_blank">Bücher, Prognosen, Software sowie Veranstaltungen</a>, die käuflich zu erwerben sind (auch für <a href="http://www.mma-europe.ch/stage2.asp?pg1=138&pg2=140&pg3=142" target="_blank">Kunden aus der Schweiz</a>).</div><div style="text-align: justify;"><br />Die Grundlage der Finanzastrologie nach Merriman scheint ebenfalls die Ansicht zu sein, dass nicht nur Menschen, sondern auch soziale Gebilde wie Staaten und Aktien einen «Geburtstag» haben und die Konstellation der für Astrologie relevanten Auswahl an Himmelsobjekten auch Aufschluss über die Zukunft dieser sozialen Gebilde gibt.<br /><br />In <a href="http://www.mmacycles.com/articles/articles/uranus-square-pluto%3a-the-consequences-of-the-debt-explosion/" target="_blank">diesem</a> Text etwa erklärt Merriman die Problematik der US-Verschuldung und nutzt dafür eine Grafik, die explizit das Geburtsdatum der USA einberechent (S. 3):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-r7KKwtiPtoM/UF9uW-b0hMI/AAAAAAAADRU/R4qo4ION13A/s1600/Selection_001.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="300" src="http://1.bp.blogspot.com/-r7KKwtiPtoM/UF9uW-b0hMI/AAAAAAAADRU/R4qo4ION13A/s400/Selection_001.png" width="400" /></a></div>Monika Kissling argumentiert ähnlich in einem <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Anfragen-von-Banken-nehmen-im-Moment-stark-zu/story/22744064" target="_blank">Interview</a> von 2009, in dem sie für das Beispiel der UBS den 08.12.1997 als «Basisdatum», also als Geburtstag, definiert.<br /><br /><h2>Finanzastrologie: Auch eine Pseudowissenschaft </h2>Die Lehre der Finanzastrologie ist auch als Pseudowissenschaft zu klassifizieren. Ein erster, logischer Grund dafür ist, dass Finanzastrologie die Behauptungen der «normalen», auf Individuen bezogenen Astrologie grundsätzlich akzeptiert und diese Lehre «erweitert». Es lassen sich aber einige bei Finanzastrologie ausgeprägtere Anhaltspunkte ausmachen, welche den Schluss nahelegen, bei Finanzastrologie handle es sich um Pseudowissenschaft.<br /><br />Eine erste, ganz drängende Frage müsste auch für Nicht-Skeptische offensichtlich sein: Wenn Finanzastrologie tatsächlich Börsenentwicklungen voraussagen kann, <b>warum sind die Finanzastrologinnen und -astrologen nicht selber steinreich?</b> Warum sollten sie nicht selber ihr Wissen nutzen, um sich eine goldene Nase zu verdienen?<br /><br />Nun, man könnte hier einwenden, dass in der Finanzastrologie-Branche Tätige eben nicht eigennützig sind, sondern ihr Wissen weitergeben wollen, damit andere davon profitieren. Dann stellt sich wiederum die Frage, warum sie ihr Wissen in verhältnismässig teuren Produkten verkaufen und nicht z.B. nur eine geringe Gewinnbeteiligung einfordern.<br /><br />Auf inhaltlicher Ebene fällt rasch auf, dass die finanzastrologischen Prognosen nicht etwa genaue Angaben sind, sondern <b>schwammige, mehrdeutige, unspezifische Beschreibungen</b>. In seinem <a href="http://www.mmacycles.com/weekly-preview/mma-comments-for-the-week/mma-comments-for-the-week-beginning-september-24,-2012/" target="_blank">aktuellen Wochenkommentar</a> z.B. schreibt Merriman dazu:<br /><blockquote class="tr_bq">You never know exactly in what sectors of human activity these aspects will strike, if at all, for they are sudden and accompanied by surprise and usually shock (or excitement). So consider this more of an alert than a hard prediction. In fact, I don’t really enjoy the business of prediction. But as a market timer, it’s hard to avoid, since market timing by its very nature is akin to a leading indicator, and the idea of a forecast of something that has an unusually high probability of occurrence– but not inevitability.</blockquote>Es kann so kommen, muss aber nicht. Ähnlich schwammig-nichtssagend äussert sich auch der Finanzastrologe Claude Weiss von «<a href="http://www.astrodata.com/shop.asp?action=file&filename=/portrait/portrait.htm&nav=7" target="_blank">Astrodata</a>» in einem <a href="http://www.20min.ch/finance/news/story/Was-die-Sterne-ueber-die-Boersen-sagen-16626126" target="_blank">Interview mit 20minuten</a>.<br />Das ist die typische <b>«Cover all bases»</b>-Strategie der Astrologie, mit der immer etwas irgendwie zutrifft und es im Nachhinein sehr einfach ist, eine angeblich korrekte Prognose herbeizureden. So beschäftigen sich die Finanzastrologen, mit denen ich mich ein wenig auseinandersetzte, denn auch viel stärker mit vergangenen als mit zukünftigen Börsenentwicklungen: Es soll der Anschein erweckt werden, dass die vergangenen Entwicklungen ganz eindeutig finanzastrologisch erklärbar sind, und darum entsprechend auch die Zukunft ein offenes Buch sei. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><h2>Fazit: Warum, warum, warum...</h2>In einem Interview mit «<a href="http://www.cash.ch/news/derivate/kursgewinne_nur_bis_fruehling-989976-624" target="_blank">CASH</a>» erklärte Merriman anlässlich eines Besuches in Zürich, dass seine Zuhörer- und Kundschaft nicht nur aus Individuen besteht, sondern auch aus Personen aus «institutionellem» Umfeld, sprich Unternehmen wie z.B. Banken.</div><div style="text-align: justify;"><br />Der Umstand, dass es Menschen gibt, grundsätzlich gut ausgebildete, als «intelligent» geltende Menschen, die an Finanzastrologie glauben, überfordert meine Vorstellungskraft. Wer skeptisch durch den Alltag geht, ist sich Einiges gewohnt: Angebliche Wunderheiler, die meinen, durch Handauflegen Krebs zu heilen; Neureligiöse, die einem erklären, die Welt sei 6000 Jahre alt; Medien, die dies und das aus dem Jenseits zu channeln behaupten - und alle finden sie ein Publikum, und in der Regel ist zumindest ansatzweise nachvollziehbar, warum diese Publika an diese Dinge glauben.<br /><br />Finanzastrologie aber ist ein Phänomen, welches in seiner Absurdität surreal wirkt. Dieser groteske Widerspruch zwischen dem Wissen um Börsenmärkte als moderne, durch zahlreiche menschliche Handlungen hervorgebrachte Einrichtung auf der einen, der kruden esoterischen Astrologielehre auf der anderen Seite, ist schlicht nicht miteinander vereinbar; egal, wie viel Energie in die Tilgung kognitiver Dissonanzen investiert wird.</div><div style="text-align: justify;"><br />Es wäre durchaus reizvoll, Finanzastrologie als Anzeichen für die mangelnde wissenschaftliche Güte der Wirtschaftswissenschaften zu deuten: Wo Fachidioten herangezüchtet werden, welche zwar einen Hochschulabschluss in der Tasche haben, aber kritisches Denken nicht beherrschen, müssen die Alarmglocken läuten.<br /><br />Das mag im Grunde auch stimmen, eine solche Kritik ist aber fächerübergreifend angebracht - wie viele in Medizin, Physik, Chemie, Biologie Ausgebildete z.B. verfallen dem Glauben an Homöopathie?<br /><br />Das Phänomen der Finanzastrologie bedarf einer genaueren Untersuchung. Als vorläufig einzige plausible Erklärung scheint mir: Gier.<br /><br />Gängige Begründungen für die anhaltende Beliebtheit der Astrologie, z.B. der berühmte <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Barnum-Effekt" target="_blank">«Barnum»-Effekt</a>, sind bei Finanzastrologie kaum anwendbar. Das Einzige, was diesen Humbug attraktiv machen kann, so meine ich, ist die Aussicht auf maximalen Reichtum mit minimaler Anstrengung.<br /><br />Sollte meine Hypothese zutreffen, hätte ich auch schon eine Geschäftsidee für einen lukrativen neuen Astrologie-Zweig: Astro-Lotto - weil maximale Gier auch maximale Ignoranz bedeutet.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-33349278753072747072012-09-02T20:29:00.001+02:002012-09-02T20:32:11.030+02:00SkeptisCH - Der kritische Schweizer Podcast: Folge 3<div style="text-align: justify;">Folge 3 unseres Podcasts «SkeptisCH» ist online:</div><div style="text-align: center;"><iframe height="300" scrolling="no" src="http://html5-player.libsyn.com/embed/episode/id/2053600/height/300/width/500/autoplay/no/autonext/no/direction/forward/thumbnail/yes" width="500"></iframe></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In dieser Folge versuchen wir etwas Neues: Wir unterhalten uns nicht mehr nur auf Schweizerdeutsch, sondern auch auf Hochdeutsch<br />Der Podcast kann (wie immer kostenlos) abonniert werden über <a href="http://skeptisch.libsyn.com/rss" target="_blank">RSS</a> oder <a href="http://itunes.apple.com/ch/podcast/skeptisch/id550903822" target="_blank">iTunes</a>. Der Downloadlink für die Folge ist <a href="http://traffic.libsyn.com/skeptisch/SkeptisCH_-_Folge_3.mp3" target="_blank">hier</a>.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"></div><span style="font-size: large;"><b>00:01:51 - 01:19:45 Neubesetzung der Naturheilkunde-Professur in Zürich (Hochdeutsch)</b></span><br /><div style="text-align: justify;">Der Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universität Zürich wird neu besetzt, und wir waren bei den Vorträgen der Kandidatinnen und Kandidaten dabei.</div><ul><li><a href="http://www.naturheilkunde.usz.ch/">http://www.naturheilkunde.usz.ch</a></li><li><a href="https://www.dropbox.com/s/pivy2aqom5itc5p/Programm_Symposium_Naturheilkunde.pdf">https://www.dropbox.com/s/pivy2aqom5itc5p/Programm_Symposium_Naturheilkunde.pdf</a></li></ul><div style="text-align: justify;"><br /><span style="font-size: large;"><b>01:20:14 - 01:55:09 TCM-Selbstversuch (Schweizerdeutsch)</b></span><br />Tobi hat sich einer TCM-Behandlung ("traditionelle chinesische Medizin") unterzogen und berichtet von seinen Erlebnissen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wir wünschen wie immer gute Unterhaltung und freuen uns auf Feedback!</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com8tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-43274799719997731462012-08-19T17:17:00.001+02:002012-08-19T17:17:31.184+02:00SkeptisCH - Der kritische Schweizer Podcast: Folge 2<div style="text-align: justify;">Die zweite Folge von «SkeptisCH» ist online:</div><div style="text-align: center;"><iframe height="300" scrolling="no" src="http://html5-player.libsyn.com/embed/episode/id/2040197/height/300/width/500/autoplay/no/autonext/no/direction/forward/thumbnail/yes" width="500"></iframe></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der Podcast kann (natürlich kostenlos) abonniert werden über <a href="http://skeptisch.libsyn.com/rss" target="_blank">RSS</a> oder <a href="http://itunes.apple.com/ch/podcast/skeptisch/id550903822" target="_blank">iTunes</a>. Der Downloadlink für die Folge ist <a href="http://traffic.libsyn.com/skeptisch/SkeptisCH_Folge_2.mp3" target="_blank">hier</a>. </div><div style="text-align: justify;">In Folge 2 sprechen wir über folgende Themen:</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"></div><span style="font-size: large;"><b>00:02:14 - 00:16:51 Negativkommentare zur Marsmission "Mars Science Laboratory"</b></span><br /><div style="text-align: justify;">Die Marssonde Curiosity liefert Daten in bisher einmaliger Fülle vom Mars, aber nicht allen gefällt das.<br />Links:</div><ul><li><a href="http://mars.jpl.nasa.gov/msl/">http://mars.jpl.nasa.gov/msl/</a></li><li><a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2012/08/eine-typologie-der-negativkommentare.html">http://www.skeptiker-blog.ch/2012/08/eine-typologie-der-negativkommentare.html</a></li></ul><div style="text-align: justify;"><br /><span style="font-size: large;"><b>00:16:53 - 00:42:18 Erich von Däniken</b></span><br />Erich von Däniken meldet sich im Zusammenhang mit dem Film "Prometheus" zu Wort. Wir besprechen seine Theorien ein wenig.<br />Links:</div><ul><li><a href="http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Ridley-Scott-ist-nicht-der-erste-der-sich-bei-mir-bedient/story/18686853">http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Ridley-Scott-ist-nicht-der-erste-der-sich-bei-mir-bedient/story/18686853</a></li><li><a href="http://monstertalk.skeptic.com/ancient-alien-astronauts-interview-with-ken-feder">http://monstertalk.skeptic.com/ancient-alien-astronauts-interview-with-ken-feder</a></li><li><a href="http://www.skepdic.com/vondanik.html">http://www.skepdic.com/vondanik.html</a></li></ul><br /><div style="text-align: justify;"><span style="font-size: large;"><b>00:42:47 - 01:00:00 Kinesiotapes</b></span><br />Kinesiotapes an den oympischen Spielen.<br />Links:</div><ul><li><a href="http://www.20min.ch/wissen/gesundheit/story/Schweizer-tun-es-Olympioniken-gleich-16496589">http://www.20min.ch/wissen/gesundheit/story/Schweizer-tun-es-Olympioniken-gleich-16496589</a></li><li><a href="http://kinesioschweiz.ch/philosophie.html">http://kinesioschweiz.ch/philosophie.html</a></li><li><a href="http://psiram.com/ge/index.php/Kinesiologie">http://psiram.com/ge/index.php/Kinesiologie</a></li><li><a href="http://www.sciencebasedmedicine.org/index.php/olympic-pseudoscience">http://www.sciencebasedmedicine.org/index.php/olympic-pseudoscience</a></li><li><a href="http://skeptoid.com/blog/2012/08/13/kinesio-tape-the-evidence/">http://skeptoid.com/blog/2012/08/13/kinesio-tape-the-evidence/</a></li></ul><div style="text-align: justify;"><br /><span style="font-size: large;"><b>01:00:02 - 01:46-34 Filmreview: Prometheus</b></span><br />Wir besprechen den Film Prometheus von Ridley Scott aus skeptischer Sicht. Achtung Spoiler!<br />Links:</div><ul><li><a href="http://www.imdb.com/title/tt1446714/">http://www.imdb.com/title/tt1446714/</a></li><li><a href="http://www.rottentomatoes.com/m/prometheus_2012/">http://www.rottentomatoes.com/m/prometheus_2012/</a></li><li><a href="http://www.youtube.com/watch?v=-x1YuvUQFJ0&feature=player_embedded">http://www.youtube.com/watch?v=-x1YuvUQFJ0&feature=player_embedded</a></li><li><a href="http://www.juliansanchez.com/2012/06/11/whats-wrong-with-prometheus-a-partial-list/">http://www.juliansanchez.com/2012/06/11/whats-wrong-with-prometheus-a-partial-list/</a></li></ul><div style="text-align: justify;">Wir wünschen viel Spass und freuen uns auf Feedback!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-34995122242890219622012-08-13T19:59:00.000+02:002012-08-13T20:04:15.300+02:00Eine Typologie der Negativkommentare zur Marsmission «Curiosity»<div style="text-align: justify;">Vor knapp einem Monat habe ich Online-Artikel, welche die Entdeckung des Higgs Bosons am CERN beschrieben, ein wenig unter die Lupe genommen: Ich wollte versuchen, Kommentare zu diesen Artikeln, die eine tendentiell ablehnende, kritisierende Meinung vertreten, nach bestimmten <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2012/07/eine-typologie-der-negativkommentare-zu.html" target="_blank">Typen zu unterscheiden</a>.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Am 6. August ist die NASA-Marsmission «<a href="http://www.nasa.gov/mission_pages/msl/index.html" target="_blank">Mars Science Laboratory</a>», inkl. dem Vehikel «Curiosity», erfolgreich auf dem Mars gelandet. Abgesehen davon, dass diese ca. 8 Monate andauernde Reise zum Mars eine technische Meisterleistung darstellt, werden mit dieser Marsmission Daten über unseren roten Nachbarn in bisher unerreichter Fülle gesammelt. Ähnlich wie bei den monumentalen Ergebnissen zum Higgs Boson ist die Marsmission nicht vor kritischen Kommentaren gefeit. Im Folgenden versuche ich, die kleine Typologie der Negativkomentare auf die NASA-Mission anzuwenden.<br /><br /><h2>Erweiterung der Typologie</h2>Die Typologie der Negativkommentare zum Higgs Boson umfasste folgende Kategorien:<br /><ul><li>Antiwissenschaft </li><li>Kein Nutzen und zu teuer</li><li>Hunger</li><li>Religion</li><li>Verschwörung</li><li>Zurück zur Natur</li><li>Besserwissenschaftler</li></ul>Die Kategorien «Kein Nutzen und zu teuer», «Hunger», «Zurück zur Natur» lassen sich als Unterkategorien einer Kommentargruppe ansehen, die ich «Falsche Prioritäten» nenne. Diese Gruppe ergänze ich durch die Kategorie «Wichtigere Probleme». Die leicht veränderte Typologie sieht folgendermassen aus:<br /><ul><li>Antiwissenschaft</li><li>Falsche Prioritäten</li><ul><li>Kein Nutzen und zu teuer</li><li>Hunger</li><li>Zurück zur Natur</li><li>Wichtigere Probleme</li></ul><li>Religion</li><li>Verschwörung</li><li>Besserwissenschaftler</li></ul><br /><h2>Antiwissenschaft</h2>Die Gruppe der «Antiwissenschaft»-Kommentare ist relativ kleiner als bei der Higgs Boson-Geschichte, aber dennoch vertreten:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-8qGB4E6pYFY/UCf96fT5NpI/AAAAAAAADNQ/kdnajY-s6YU/s1600/antiwissenschaft.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="170" src="http://4.bp.blogspot.com/-8qGB4E6pYFY/UCf96fT5NpI/AAAAAAAADNQ/kdnajY-s6YU/s400/antiwissenschaft.PNG" width="400" /></a></div>Antiwissenschafts-Kommentare werfen den involvierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Inkompetenz, unlautere Motive und letztlich Hybris vor: Die Erforschung des Mars bedeutet einen implizierten Verstoss gegen die «natürliche Ordnung». Die Antiwissenschafts-Gruppe leugnet nicht zwingend die faktische Seite der Ereignisse (d.h., es wird nicht zwingend bestritten, dass die Marsmission tatsächlich stattfindet).<br /><a name='more'></a><br /><h2>Falsche Prioritäten: Kein Nutzen und zu teuer</h2>Die «Kein Nutzen und zu teuer»-Gruppe der Kommentierenden ist auch bei der Marsmission der NASA anzutreffen:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-x0lJrpIaqew/UCgA8WKeoII/AAAAAAAADNw/E0yMu3tNeKo/s1600/teuer+und+kein+nutzen.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="135" src="http://4.bp.blogspot.com/-x0lJrpIaqew/UCgA8WKeoII/AAAAAAAADNw/E0yMu3tNeKo/s400/teuer+und+kein+nutzen.PNG" width="400" /></a></div>Die «Kein Nutzen»-Untergruppe kritisiert in erster Linie die angeblich hohen Kosten im Verhältnis zu dem angeblich kaum vorhandenen Nutzen der Marsmission. Diese Untergruppe lässt sich nicht ganz trennscharf von den restlichen Untergruppen der «Falsche Prioritäten»-Kategorie unterscheiden, zeichnet sich aber dadurch aus, dass die Marsmission als allgemeine Ressourcenverschwendung kritisiert wird, und nicht andere vermeintlich wichtigere Probleme genannt werden, welche aufgrund der Marsmission keine Beachtung finden.<br /><br /><h2>Falsche Prioritäten: Hunger</h2>Eine weitere «falsche Prioritäten»-Untergruppe ist «Hunger»:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-COSQXfzKYjM/UCgCm-TJZxI/AAAAAAAADN4/C06td6tRVuo/s1600/hunger.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="165" src="http://3.bp.blogspot.com/-COSQXfzKYjM/UCgCm-TJZxI/AAAAAAAADN4/C06td6tRVuo/s400/hunger.PNG" width="400" /></a></div>Die «Hunger»-Untergruppe kritisiert, dass Geld für die Marsmission ausgegeben wird, während gleichzeitig viele Menschen Hunger leiden müssen oder allgemein kein menschenwürdiges Leben leben. Diese Kritik beruht auf einem einfachen Nullsummenspiel, bei welchem das in wissenschaftliche Projekte wie die NASA-Marsmission investierte Geld automatisch an einem anderen Ort fehlt, und zwar bei den Ärmsten und Schwächsten.<br /><br /><h2>Falsche Prioritäten: Zurück zur Natur</h2>Die «Zurück zur Natur»-Gruppe fällt bei der Marsmission verhältnismässig klein aus, ist aber dennoch vertreten:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-J1xRbCtlmYI/UCgDqYxhxeI/AAAAAAAADOA/d0AvGUYYaS0/s1600/zur%C3%BCck+zur+natur.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="135" src="http://1.bp.blogspot.com/-J1xRbCtlmYI/UCgDqYxhxeI/AAAAAAAADOA/d0AvGUYYaS0/s400/zur%C3%BCck+zur+natur.PNG" width="400" /></a></div>«Zurück zur Natur» mag dabei ein ungeschickt gewählter Name sein: Es geht dieser Gruppe nicht primär darum, Umweltschutz o.ä. zu betreiben, sondern eher um eine neue alte Geisteshaltung. Nicht nach aussen gerichtete Forschung in Form von moderner Wissenschaft bringt die Menschheit vorwärts, sondern eine nach innen gerichtete Forschung, also eine Neureflexion unserer Einstellungen und Werte sowie ein Streben nach den Tugenden.<br /><br /><h2>Falsche Prioritäten: Wichtigere Probleme</h2>Prominent vertreten ist die Gruppe, welche ich «wichtigere Probleme» nenne:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-b0jfT745qNI/UCgEtRzaI_I/AAAAAAAADOI/JPWVerlN9qw/s1600/wichtigere+Probleme.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="208" src="http://1.bp.blogspot.com/-b0jfT745qNI/UCgEtRzaI_I/AAAAAAAADOI/JPWVerlN9qw/s400/wichtigere+Probleme.PNG" width="400" /></a></div>Die Gruppe der «wichtigere Probleme»-Kommentierenden ist im Grunde genommen eine Art unspezifischeres Vorstadium des «Hunger»-Argumentes: Es wird bemängelt, dass die Marsmission eine Ressourcennutzung bedeutet, welche anderswo angebrachter wäre (etwa bei der Bekämpfung von Hunger und Elend, wie die «Hunger»-Gruppe argumentiert). Im vorliegenden Beispiel ist die inhaltlich unspezifische «wichtigere Probleme»-Gruppe verhältnismässig stark vertreten, weil sich angesichts des Gegenstandes der Marsmission das Argument «Wir haben wichtige Probleme auf der Erde, und da fliegen Wissenschaftler auf den Mars» anbietet.<br /><br /><h2>Religion</h2>Auch bei der Marsmission sind einige, wenn auch wenige, kritische Kommentare anzutreffen, welche auf Gott(heiten) rekurrieren:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-_4P_ZzklrLY/UCk0ZrDGx_I/AAAAAAAADOo/6nN1gmzn4Ww/s1600/religion.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="170" src="http://2.bp.blogspot.com/-_4P_ZzklrLY/UCk0ZrDGx_I/AAAAAAAADOo/6nN1gmzn4Ww/s400/religion.PNG" width="400" /></a></div>Da in den «Religion»-Kommentaren in der Regel nicht explizit auf eine bestimmte Religion Bezug genommen wird, sondern auf «Gott», ist der Name dieser Gruppe womöglich unpassend, aber ich gehe davon aus, dass das Gottesbild der Mehrheit dieser Kommentierenden bestimmten religiösen Vorstellungen entspringt.<br /><br /><h2>Verschwörung</h2>Zahlreiche Negativkommentare lassen sich der Gruppe der «Verschwörung» zuordnen:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-MdfGr3TaM7Q/UCk1j1g2deI/AAAAAAAADOw/i-mey4NPwFw/s1600/verschw%C3%B6rung.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="173" src="http://1.bp.blogspot.com/-MdfGr3TaM7Q/UCk1j1g2deI/AAAAAAAADOw/i-mey4NPwFw/s400/verschw%C3%B6rung.PNG" width="400" /></a></div>Obschon zu vermuten ist, dass Verschwörungs-Argumente zur Standarddramaturgie wissenschaftsablehnender oder -pessimistischer Reaktionen gehören, stellt die Marsmission der NASA einen besonderen Nährboden dafür dar: Die Verschwörungstheorie, die Mondlandung von 1969 sei ein in Hollywood gedrehter Hoax der NASA, hält sich scheinbar so stark, dass jede weitere Erforschung des Weltraums zwangsläufig als weiterer Lügenbaustein der Grossverschwörung angesehen wird. Anders als die Verschwörungs-Argumente zu den CERN-Ergebnissen kommen hier kaum Vorwürfe der Erschwindelung von Forschungsgeldern vor. Möglicherweise ist dies ein Anzeichen, dass die Reaktion des Verschwörungs-Vorwurfs bei der Marsmission einen derart viszeralen, emotionalen Charakter hat, dass gar nicht versucht wird, eine einigermassen umfassende Verschwörung mit Erklärungen für Motive der Übeltäter zu postulieren, sondern einfach «Fake!» zu schreien.<br /><br /><h2>Besserwissenschaftler</h2>Die ebenfalls prominent vertretene Gruppe der «Besserwissenschaftler» dürfte mit ein Grund sein, warum sich Verschwörungs-Argumente zur Marsmission grosser Beliebtheit erfreuen:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-EUunWFzLxus/UCk5WhgT0yI/AAAAAAAADPQ/GOBrG5Zx_2k/s1600/besserwissenschaftler.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="198" src="http://3.bp.blogspot.com/-EUunWFzLxus/UCk5WhgT0yI/AAAAAAAADPQ/GOBrG5Zx_2k/s400/besserwissenschaftler.PNG" width="400" /></a></div>Süffisante, teilweise hämische Bemerkungen zu angeblichen technischen Mängeln und Fehlern der Marsmission dürften dazu beitragen, den Eindruck einer Verschwörung zu erwecken: Wenn derart grosse vermeintliche Fehler vorliegen und für Nicht-Experten offensichtlich sind, kann das Ganze nicht mir rechten Dingen zugehen.<br />«Besserwissenschaftler» demonstrieren nicht etwa fachspezifische Expertise, sondern gerade das Gegenteil, Abwesenheit von Expertise. Eben aus dieser Unwissenheit über den kritisierten Gegenstand ziehen «Besserwissenschaftler» ihren Hohn: Das Gefühl, durch ihren «gesunden Menschenverstand» den involvierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern überlegen zu sein, ist für «Besserwissenschaftler» Anlass, sich über diese abschätzig zu äussern.<br /><br /><h2>Fazit</h2>Mit dieser (durchaus unterhaltend und nicht enorm ernst gemeinten) Weiterführung der Typologie von Negativkommentaren zu wichtigen Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung möchte ich vor allem aufzeigen, dass Wissenschaftskritik oft ganz ähnliche Muster aufweist und in der Regel aus Fehlschlüssen aller Art besteht.<br /><br />Je nach kritisiertem Gegenstand kommen aber unterschiedliche Negativkommentare stärker zur Geltung: Während bei der CERN-Forschung zum Higgs Boson eine antiwissenschaftliche Haltung aufgrund der angeblichen Hybris der Forschenden oft vertreten wurde, dominieren bei der Marsmission «Mars Science Laboratory» das verschwörungstheoretische sowie das besserwissenschaftlerische Argumentarium.<br /><br />Sollte das in der Typologie der Negativkommentare skizzierte Muster mehr oder weniger Bestand haben, stellt sich die Frage, wie mit diesen Kommentatorinnen und Kommentatoren umzugehen ist - können solche Menschen doch noch für Wissenschaft begeistert werden? Oder gilt die zeitlose Weisheit «haters gonna hate»?</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-76253090453989686442012-08-05T23:35:00.001+02:002012-08-05T23:38:32.085+02:00SkeptisCH - Der kritische Schweizer Podcast: Folge 1Heute startet der Podcast «SkeptisCH» mit der ersten Folge:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-U9CuPj2MkLI/UB7hG9o3JaI/AAAAAAAADMs/EGzYWshcGDI/s1600/podcast-rect.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="155" src="http://1.bp.blogspot.com/-U9CuPj2MkLI/UB7hG9o3JaI/AAAAAAAADMs/EGzYWshcGDI/s400/podcast-rect.jpg" width="400" /></a></div><br />Man möge Tobias und mir den vielleicht etwas holprigen Podcast-Start verzeihen, aber es handelt sich bei diesem Projekt um einen klassischen Fall von «learning by doing»:<br /><div style="text-align: center;"><iframe height="300" scrolling="no" src="http://html5-player.libsyn.com/embed/episode/id/2027630/height/300/width/500/autoplay/no/autonext/no/direction/forward/thumbnail/yes" width="500"></iframe></div><div style="text-align: justify;">Der <b>RSS-Feed</b> für den Podcast ist <b><a href="http://skeptisch.libsyn.com/rss" target="_blank">hier</a></b>, der <b>Direktlink</b> für Folge 1 <b><a href="http://traffic.libsyn.com/skeptisch/SkeptisCH_Folge_1.mp3" target="_blank">hier</a></b> zu finden.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Im Podcast sprechen wir Schweizer Mundart, aber nicht grundsätzlich exklusiv. Vorläufig wird der Podcast alle zwei Wochen erscheinen, aber auch der Veröffentlichungsrhythmus ist nicht in Stein gemeisselt. Es kann und soll sich also durchaus noch Einiges verändern - Rückmeldungen sind entsprechend immer willkommen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In Folge 1 unterhalten wir uns ein wenig über den brasilianischen Wunderheiler João de Deus, über Taliban und Massenhysterie (vgl. den <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2012/07/die-vergifteten-afghanischen-madchen.html" target="_blank">letzten</a> Blogeintrag), und über Kornkreise. Daneben gibt es ein paar Kurzinterviews von der Gründungsversammlung der Skeptiker Schweiz zu hören.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wir hoffen, dass der Podcast schon jetzt einigermassen gefällt, und wünschen viel Vergnügen!</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-60808511908102194902012-07-29T21:11:00.000+02:002012-07-29T21:19:05.829+02:00Die vergifteten afghanischen Mädchen: Gräueltat der Taliban oder Massenhysterie?<div style="text-align: justify;">In den letzten Monaten machten Meldungen über eine Anschlagserie auf Schulmädchen die Runde, z.B. in <a href="http://www.20min.ch/ausland/dossier/afghanistan/story/Giftanschlag-auf-Schuelerinnen-10298717" target="_blank">20minuten</a>, auf <a href="http://www.news.ch/Erneut+Anschlag+auf+afghanische+Maedchenschule/543516/detail.htm" target="_blank">News.ch</a> oder auf <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Sie-wollen-Angst-verbreiten-indem-sie-Maedchen-vergiften/story/18796630" target="_blank">Tagesanzeiger-Online</a>:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.20min.ch/ausland/dossier/afghanistan/story/Giftanschlag-auf-Schuelerinnen-10298717" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="154" src="http://1.bp.blogspot.com/-BU3kJkfsUQg/UA2ykalaTMI/AAAAAAAADME/4lHfhHmbG1g/s400/20min_afghanistan_vergiftungen.PNG" width="400" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.news.ch/Erneut+Anschlag+auf+afghanische+Maedchenschule/543516/detail.htm" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="82" src="http://1.bp.blogspot.com/-vD5hwFAuhsM/UA2y7OhbfVI/AAAAAAAADMM/zLFxFWAc84o/s400/news.ch_afghanistan_vergiftungen.PNG" width="400" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Sie-wollen-Angst-verbreiten-indem-sie-Maedchen-vergiften/story/18796630" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="400" src="http://3.bp.blogspot.com/-Mq30efIFcLQ/UA2zIJoWgNI/AAAAAAAADMU/lhTeF4g_EiY/s400/tagi_afghanistan_vergiftungen.PNG" width="387" /></a></div>In ihrer Brutalität avancierten diese Anschläge schnell zum Sinnbild der islamistischen Bosheit: Die Gewaltideologie der Taliban gründet in der Unterdrückung der Frau, und die Unterdrückung der Frau beginnt mit dem Verbot einer jeden Bildung. Diese hinterlistigen Vergiftungsanschläge rufen denn auch in Erinnerung, dass die jahrelange westliche Okkupation Afghanistans scheinbar keinerlei Fortschritt gebracht hat, die gebündelte militärische Macht der USA und der restlichen NATO-Mitglieder kein Mittel gegen die in Höhlen Afghanistans und Pakistans hausenden totalitären Turbanträger fand.<br /><br />Der Fall scheint soweit klar: Die Vergiftungen sind ein trauriges Zeugnis der Rückständigkeit und Gewaltbereitschaft der Taliban. Am 13. Juli <a href="http://www.nzz.ch/aktuell/international/das-mysterium-der-vergifteten-schuelerinnen-1.17351045" target="_blank">veröffentlichte</a> die NZZ aber einen Artikel zu den Vergiftungen, der diese Lesart in Frage stellt:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.nzz.ch/aktuell/international/das-mysterium-der-vergifteten-schuelerinnen-1.17351045" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="365" src="http://2.bp.blogspot.com/-JrMCi3rg-ww/UA23RwhPzZI/AAAAAAAADMg/bSZfofwE24M/s400/nzz_afghanistan_vergiftungen.PNG" width="400" /></a></div>Kann es sein, dass diese wiederholten Vergiftungen nicht nur nicht von den Taliban verübt wurden, sondern, dass gar keine Vergiftungen stattfanden?<br /><a name='more'></a><br /></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><h2> Phantomstudien der WHO<br /> </h2></div><div style="text-align: justify;">Der NZZ-Artikel nennt mehrere Gründe, warum die Annahme, die Taliban hätten die Schulmädchen vergiftet, nicht gestütz wird. So behauptete ein Sprecher der Taliban (offenbar haben auch die Taliban PR-Beauftragte), die Vergiftung unschuldiger Kinder widerspreche islamischem Gesetz, und die Taliban würden Mitglieder, welche derartige Taten verüben, bestrafen. Eine solche Stellungnahme ist für sich genommen noch nicht sehr aussagekräftig, da auf den Taliban-Ehrencodex wohl nur bedingt Verlass ist.<br /><br />Interessanter ist der Umstand, dass seit 2008 andauernde Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation WHO keine Giftstoffe oder auch nur direkt durch Giftstoffe verursachte Gebrechen fanden. Die von der NZZ paraphrasierten Studien der WHO liegen mir nicht vor, und die Arbeit der WHO ist sicherlich nicht über alle Zweifel <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2012/07/die-sache-mit-der-vorhaut.html" target="_blank">erhaben</a>. Gehen wir aber davon aus, dass die WHO nicht unmittelbar mit den Taliban kooperiert und Ergebnisse fälscht, und weiter, dass die NZZ die WHO nicht falsch zitiert, gäbe es also keine Beweise, dass, erstens, die afghanischen Schulmädchen Vergiftungen erlitten, und, dass, zweitens, die Taliban für diese Vergiftungen verantwortlich zeichnen. Da an anderen Orten, z.B. in <a href="http://www.thedailybeast.com/newsweek/2012/07/08/are-the-taliban-poisoning-afghan-schoolgirls-the-evidence.html" target="_blank">diesem</a> Artikel, die WHO in gleicher Art zitiert wird, scheint an der Geschichte etwas dran zu sein. Warum die WHO die Untersuchungsergebnisse nicht öffentlich zugänglich macht, ist aber unklar. Auch wenn die WHO nicht mit den Taliban geschäftet, was anzunehmen ist, kann die Intransparenz betreffend der angeblichen Schulmädchen-Vergiftungen einem politischen Kuhhandel geschuldet sein.<br /><br />Wie der NZZ-Artikel festhält, wurde im Juni die Festnahme von 15 Verdächtigen in der Provinz Takhar, welche einen angeblichen Giftanschlag in einer Mädchenschule der Stadt Taloqan durchführten, bekanntgegeben. Von den verdächtigten Personen haben zwei 17-jährige Schülerinnen gestanden, je 1000 US-Dollar von den Taliban erhalten zu haben, um den Brunnen der Schule zu vergiften. Wie der NZZ-Artikel weiter beschreibt, wäre es aber keine Überraschung, wenn dieses Geständnis unter Folter zustandegekommen wäre, weil die afghanischen Behörden damit ein Propagandamittel im Kampf gegen die Taliban erhielten.<br /><br />Die undruchsichtige politische Situation rund um die angeblichen Vergiftungsserien in Afghanistan vermag ich beileibe nicht zu entwirren. Stichhaltige Beweise für Massenvergiftungen afghanischer Schulmädchen scheinen aber zu fehlen, womit sich die Frage nach den Tätern erübrigt.<br /><br /><h2> Massenhysterie als «mass psychogenic/sociogenic illness»</h2>Wenn nun keine Beweise für Massenvergiftungen vorliegen, ist die Frage, was tatsächlich geschah, umso spannender. Der NZZ-Artikel spricht von Fällen der Massenhysterie:<br /><blockquote class="tr_bq">Das tatsächliche Unwohlsein eines einzigen Individuums kann bei einer Massenhysterie das eingebildete Erkranken einer ganzen Gruppe bewirken. Im Fall der ersten betroffenen Schule in Taloqan litt das erste Mädchen, das in Ohnmacht fiel, denn bezeichnenderweise auch an Epilepsie.</blockquote>Massenhysterie ist ein Phänomen, welches nicht gleichzusetzen ist etwa mit Massenpanik: Bei Massenpanik handelt es sich um eine unkontrollierte Massenreaktion, welche durch individuelle Fluchtreaktionen auf Angst zustande kommt. Massenhysterie dagegen bezeichnet nicht eine affektartige Reaktion einer Gruppe von Menschen auf ein Ereignis, sondern den in einer Gruppe verbreiteten Glauben, dass ein Gebrechen die Runde macht. Diesen Unterschied zwischen Massenhysterie und Massenpanik hebe ich hervor, weil ich selber diese zwei Phänomene bisher synonym verwendete, was nicht ganz korrekt ist und dem Begriff der Massenhysterie einen leicht abschätzigen Einschlag verleiht.<br /><br />Das Konzept der Massenhysterie wird wohl auch dieser begrifflichen Konnotationen wegen umschrieben als «<a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Sociogenic_illness" target="_blank">mass sociogenic illness</a>» bzw. «mass psychogenic illness». Die zwei Begriffsvarianten mit «sociogenic» und «psychogenic» beschreiben die Natur des Phänomens: Es handelt sich um eine psychische Störung, welche in sozialer Interaktion auftritt (welcher der zwei Begriffe benutzt wird, scheint in der Präferenz der jeweiligen Autorin bzw. Autors zu liegen; beide Begriffe sind gebräuchlich).<br /><br />«Mass sociogenic illnesses» («MSI») sind dabei nicht bloss Symptome lebhafter Fantasie oder eben panikartige Reaktionen, sondern psychische Störungen mit teilweise daraus resultierenden subjektiv empfundenen physischen Beschwerden. In der Studie «<a href="http://bjp.rcpsych.org/content/180/4/300.long" target="_blank">Protean nature of mass sociogenic illness</a>» definieren die Autoren MSI denn auch als:<br /><blockquote class="tr_bq">Mass sociogenic illness refers to the rapid spread of illness signs and symptoms affecting members of a cohesive group, originating from a nervous system disturbance involving excitation, loss or alteration of function, whereby physical complaints that are exhibited unconsciously have no corresponding organic aetiology. In the standard psychiatric nomenclature, mass sociogenic illness is subsumed under the general heading of ‘ somatoform disorder’, subcategorised as ‘conversion disorder’ or ‘hysterical neurosis, conversion type’ (American Psychiatric Association, 1994). </blockquote>Eine ähnliche Definition enthält die Studie «<a href="http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21658882" target="_blank">Mass sociogenic illness initially reported as carbon monoxide poisoning</a>»:<br /><blockquote class="tr_bq">Sociogenic illness is a rare but well-described phenomenon. It involves a constellation of physical signs and symptoms without an organic cause in a group of individuals with a common ‘‘exposure’’ (1–8). It often occurs in the setting of large gatherings such as schools or when large numbers of people are living or working in close proximity. We present a report of suspected mass sociogenic illness (MSI) initially attributed to possible carbon monoxide poisoning in school children attending a church service.</blockquote>MSI scheint ein verhältnismässig weit verbreitetes, aber noch nicht systematisch untersuchtes Phänomen zu sein. Dokumentierte Einzelfälle von MSI gibt es zahlreiche:<br /><ul><li>In der Studie «<a href="http://bjp.rcpsych.org/content/180/4/300.long" target="_blank">Protean nature of mass sociogenic illness</a>» liefern die Autoren einen kurzen Überblick zu MSI-Fällen vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Im Mittelalter etwa gab es zahlreiche Fälle von «Motor-Hysterie» unter Nonnen-Orden: Geprägt von einem asketischen und von der Aussenwelt isolierten Alltag, boten sie einen Nährboden für MSI. Das Symptom der Motor-Hysterie bedeutet einen Kontrollverlust einzelner Glieder oder des ganzen Körpers, was den Aberglauben an dämonische Possessionen befeuerte. Ab dem 18. Jahrhundert sehen die Autoren die Industrialisierung als eine der Ursachen für die Zunhame von MSI: Monotone Arbeiten in neu entstehenden Fabriken schaffen Bedingungen, unter denen motorische MSI gedeihen kann. Im 20. Jahrhundert, so die Autoren, dominieren in Umweltängsten gründende MSI-Episoden: Sorgen um schlechte Nahrung, Wasser, Luft resultierten zunehmend in MSI-Ausbrüchen. Insbesondere die latente Angst vor chemischer Kriegsführung führt dazu, dass (eingebildete) unbekannte Düfte als Gifte u.ä. wahrgenommen werden. Für das 21. Jahrhundert schliesslich sehen die Autoren Terrorismus als neue MSI-Quelle, welche sich z.B. in Episoden eingebildeter chemischer Anschläge, etwa mit Anthrax, zeigt. </li></ul><ul><li>In der Studie «<a href="http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21658882" target="_blank">Mass sociogenic illness initially reported as carbon monoxide poisoning</a>» wird ein MSI-Fall aus den USA beschrieben, der fälschlicherweise als Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung diagnostiziert wurde. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Anzahl der von den Symptomen betroffenen Personen im Zuge der Eskalation des Vorfalls stieg: Das Eintreffen von Rettungswagen schien bei einigen Personen die MSI-Symptome zu verursachen. Dieser Effekt deutet auf den sozialen Ursprung von MSI als einer Reaktion auf die (u.U. unbewusst) wahrgenommene Verbreitung und Wichtigkeit eines Massengebrechens.</li></ul><ul><li>In «<a href="http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1746-1561.2008.00303.x/abstract" target="_blank">An Outbreak of Itching in an Elementary School—A Case of Mass Psychogenic Response</a>» wird ein MSI-Fall in typischem Setting beschrieben: Unter Stress stehende Schulkinder. Dieser MSI-Ausbruch aus den USA deutet erneut auf den Faktor der subjektiv wahrgenommenen Wichtigkeit der vermeintlichen Krankheit. Die Strategie, mit welcher dieser MSI-Fall gemeistert wurde, beinhaltete nämlich Anweisungen an Medien und an die Eltern der betroffenen Kinder, die angebliche Krankheit nicht mehr zu thematisieren, was zu einem Abklingen der Symptome (Juckreiz) zu führen schien.</li></ul><ul><li>Die Studie «<a href="http://www.ajol.info/index.php/safp/article/viewFile/61432/49576" target="_blank">Mass hysteria among South African primary school learners in Kwa-Dukuza, KwaZulu-Natal</a>» dokumentiert einen MSI-Ausbruch in einer südafrikanischen Schule. Hier wird nochmals der kaskadenartige Ablauf von MSI demonstriert: Der Zusammenbruch einer Schülerin («index»-Person) verursachte ähnliche Symptome bei weiteren Schülerinnen und Schülern.</li></ul><ul><li>Eine vielleicht besonders wichtige Form der MSI wird in «<a href="http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=19575" target="_blank">Mass psychogenic illness in nationwide in-school vaccination for pandemic influenza A(H1N1) 2009, Taiwan, November 2009–January 2010</a>» dokumentiert: MSI nach Impfungen. Als wichtige Strategie beschreiben die Autoren die aktive Medienarbeit der Regierung, welche über die Medien erklärt, dass nicht die Impfstoffe, sondern der Vorgang des Impfenz zum Phänomen des MSI führt. Dieses Vorgehen ist das Gegenteil der «Totschweigen»-Strategie aus der Studie «An Outbreak of Itching in an Elementary School». Ein aufklärendes Vorgehen scheint grundsätzlich sinnvoller, nicht zuletzt, weil damit eine Entstigmatisierung der Betroffenen stattfindet.<br />Weitere Fälle von MSI nach Impfungen, u.a. in Jordan und China, werden in «<a href="http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12814329" target="_blank">Mass Psychogenic Illness After Vaccination</a>» beschrieben.</li></ul><ul><li>In der Studie «<a href="http://epirev.oxfordjournals.org/content/27/1/107.extract" target="_blank">The Role of the Media and Media Hypes in the Aftermath of Disasters</a>» beschreiben die Autoren die Wichtigkeit der Massenmedien bei MSI. Für Fälle in den USA, Belgien und Japan beschreiben sie eine Wechselwirkung zwischen der Anzahl der MSI-Betroffenen und der medialen Berichterstattung über den MSI-Ausbruch. Mediale Berichterstattung zu den MSI-Fällen kann eine Ausweitung des MSI-Ausbruchs zur Folge haben; ohne, dass den betroffenen Medien notwendigerweise übertriebener Alarmismus oder Negativismus vorzuwerfen wäre.</li></ul>Die obige kleine Auswahl der Studien zum Thema MSI ist natürlich alles andere als erschöpfend, aber sie zeigt doch, dass MSI ein relevantes Phänomen ist, welches zudem gewichtige Folgeschäden anrichten kann; sei es durch die abergläubische Interpretation von MSI als dämonische Bessessenheit oder Hexerei; sei es durch das Ziehen falscher Schlüsse wie im Falle von Impfungen.<br /><br /><h2> Eine Frage des Geschlechtes?</h2>Der NZZ-Artikel macht implizit die Aussage, Massenhysterie, also MSI, betreffe vor allem Frauen:<br /><blockquote class="tr_bq">Sowohl die Symptome – Schwindel, Angstzustände und Ohnmacht – als auch die Tatsache, dass jeweils eine grössere Gruppe junger Frauen betroffen war (und die männlichen Mitarbeiter der Schulen nie etwas abbekamen), deuten laut medizinischen Experten darauf hin, dass es sich um Massenhysterie handelt.</blockquote>Sind Frauen tatsächlich öfter von MSI betroffen als Männer? Wenn ja, warum?<br /><br />Von den oben zitierten Studien kommt keine explizit zum Schluss, dass Frauen für MSI anfälliger seien. Die Studie «<a href="http://bjp.rcpsych.org/content/180/4/300.long" target="_blank">Protean nature of mass sociogenic illness</a>» beschreibt zwar Fälle von MSI, etwa mittelalterliche Nonnen-Orden, welche vor allem Frauen betreffen. Die Autoren kommen aber zu folgendem Schluss:<br /><blockquote class="tr_bq">It seems clear that there is no particular predisposition to mass sociogenic illness and it is a behavioural reaction that anyone can show in the right circumstances.</blockquote>Wenn also Frauen öfter in MSI-Ausbrüche involviert sind, könnte das bedeuten, dass Frauen öfter MSI begünstigende soziale Situationen und Strukturen erleben. Die Studie «<a href="http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17291177" target="_blank">Illness by suggestion: expectancy, modeling, and gender in the production of psychosomatic symptoms</a>» kommt aber zu einem anderen Schluss. In dieser Studie wurde versucht, in einer (nur randomisierten und nicht doppelblinden) experimentellen Anordnung zu untersuchen, ob Geschlechterunterschiede bei der Entwicklung von MSI zu beobachten sind. Als Zusammenfassung der Ergebnisse halten die Autoren fest:<br /><blockquote class="tr_bq">Symptoms typical of clinical reports of MPI can be induced by manipulating response expectancies, and the effects are specific rather than generalized. Among women, this effect is enhanced by observing another participant (who in this study is also female) display symptoms. This suggests that the preponderance of women showing symptoms in outbreaks of MPI may be due to gender-linked differences in the effects of modeling on psychogenic symptoms.</blockquote>Eine der Schwächen dieser Studie ist, dass der MSI-Effekt, d.h. das stärkere subjektive Wahrnehmen von Symptomen, wenn die Symptome bei einer Drittperson gesehen werden, nur anhand einer weiblichen Drittperson gemessen wurden. Auch ist u.a. auffällig, dass für eine Reihe von Versuchen (23.3%) die Videokamera, welche das Geschehen aufnehmen sollte, nicht funktionierte; es ist unklar, ob dies zu einer Verzerrung geführt hat.<br /><br />Ob und wenn ja, warum Frauen insgesamt anfälliger für MSI sind, vermag ich nicht abschliessend zu beurteilen. Es ist möglich, dass die alte «Männer erkranken, Frauen werden hysterisch»-Medizinsicht in der vorschnellen beurteilung von MSI als Frauenphänomen ein Stück weit nachhallt. Für eine qualifizierte Beurteilung dieser Frage fehlt mir aber der nötige Forschungsüberblick.<br /><br /><h2> Fazit</h2>Dieser Blogeintrag soll nicht eine Sympathiebekundung für die Taliban sein.</div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">«Mass sociogenic illness» (bzw. «mass psychogenic illness») ist ein Phänomen, das zu denken gibt. Wenn mehr oder weniger ohne Vorankündigung eine Gruppe von Menschen von demselben Leiden befallen wird, und wenn die Betroffenen dabei nicht etwa simulieren, sondern tatsächlich Dinge erleben, welche sie kaum zu steuern vermögen, dann ist die Gefahr gross, dass für solch beängstigende Vorgänge um jeden Preis nacht Antworten gerungen wird, auch wenn sie nur scheinbar Erklärungen liefern.<br /><br />Wie viele «Hexen» wohl verbrannt, wie viele unschuldige Kinder wohl von Dämonen «befreit», wie viel wichtige medizinische Behandlung wohl vorenthalten wurde, nur weil Fälle von «mass sociogenic illness» missverstanden wurden? Man mag es sich gar nicht vorstellen.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-56254458307437380682012-07-14T23:50:00.001+02:002012-07-15T14:00:02.980+02:00Die Sache mit der Vorhaut<div style="text-align: justify;">Die männliche Vorhaut ist gegenwärtig in aller Munde (metaphorisch): Ende Juni hat das Kölner Landgericht geurteilt, dass medizinisch nicht notwendige Beschneidung, motiviert aus religiösen Gründen, Körperverletzung ist:</div><div style="text-align: justify;"><object data="http://www.sf.tv/videoplayer/embed/b7a83c75-9e70-4291-9c69-6a3036db5ef5" style="height: 372px; width: 621px;" type="application/x-shockwave-flash"><param name="movie" value="http://www.sf.tv/videoplayer/embed/b7a83c75-9e70-4291-9c69-6a3036db5ef5"/><param name="quality" value="high" /><param name="allowFullScreen" value="true" /><a href="http://www.videoportal.sf.tv/video?id=b7a83c75-9e70-4291-9c69-6a3036db5ef5" alt="zum Videoportal des Schweizer Fernsehens">Tagesschau vom 13.07.2012</a></object></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Es überrascht nicht, dass dieses Urteil teils heftig kritisiert wird. Einerseits von betroffenen religiösen Gruppen, allen voran muslimischen und jüdischen Religionsgemeinschaften, andererseits aber auch von nicht in erster Linie religiös motivierten Kritikerinnen und Kritikern, die in diesem Urteil eine Reihe von Problemen sehen: Es werde gegen Religionsfreiheit verstossen, BeschneidungsgegnerInnen seien bisweilen rassistisch motiviert und leideten unter psychischen Problemen, und Beschneidung als ein hilfreiches Mittel, um die Ansteckung mit verschiedenen Krankheiten, darunter AIDS, zu senken, sei eigentlich zu begrüssen. Wie ist das Gezerre um die Vorhaut zu bewerten?</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> <span style="font-size: large;">Beschneidung und AIDS</span></h2><div style="text-align: justify;">Zunächst möchte ich der Frage nachgehen, ob männliche Beschneidung direkte gesundheitliche Vorteile bringt. Ich gehe dabei nicht auf alle potentiell relevanten Krankheiten ein, sondern nur auf AIDS. Dies, weil sogar die Weltgesundheitsorganisation WHO Beschneidung als Mittel der HIV-Bekämpfung empfiehlt:</div><div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.who.int/hiv/topics/malecircumcision/en/" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="191" src="http://1.bp.blogspot.com/-2xygEhQD_O4/UAFoG8JVefI/AAAAAAAADJs/qi7111oaHds/s400/who_circumcision.PNG" width="400" /></a></div>Es existieren einige Studien, welche einen negativen Zusammenhang zwischen Beschneidung und HIV-Ansteckung beobachten. Die WHO-Empfehlung beruht aber vor allem auf drei Studien jüngeren Datums, welche in einem randomisierten Experiment die Auswirkung von Beschneidung untersucht haben:<br /><ul><li><a href="http://www.plosmedicine.org/article/info:doi/10.1371/journal.pmed.0020298" target="_blank">Randomized, Controlled Intervention Trial of Male Circumcision for Reduction of HIV Infection Risk: The ANRS 1265 Trial</a></li><li><a href="http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2807%2960312-2/abstract" target="_blank">Male circumcision for HIV prevention in young men in Kisumu, Kenya: a randomised controlled trial</a></li><li><a href="http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2807%2960313-4/abstract" target="_blank">Male circumcision for HIV prevention in men in Rakai, Uganda: a randomised trial</a></li></ul>Alle drei Studien funktionieren nach demselben, einleuchtenden Prinzip: Eine grosse Anzahl Männer wird randomisiert in zwei Gruppen geteilt (es handelt sich nur um Randomisierung, nicht aber um eine Doppelblindung, was aufgrund der Art der Intervention einleuchtet). Die eine Gruppe wird beschnitten, die andere nicht (bzw., erst nach dem Ende der experimentellen Beobachtungsperiode), und es wird gemessen, in welcher Gruppe die HIV-Ansteckungsrate höher ist. Zwei Aspekte sind bei diesen Studien problematisch: Die Untersuchungsethik und die Interpretation der Ergebnisse.<br /><a name='more'></a><br /><span style="font-size: large;"><b>Forschungsethik: Beschneiden für die Wissenschaft?</b></span><br />Die Studien weisen eine jeweils beträchtliche Anzahl Probanden auf: Total 3274 Männer für die Südafrika-Studie (die erste in der oberen Liste), 2784 Männer für die Kenya-Studie und 4996 Männer für die Uganda-Studie. Diese Zahlen sind beachtlich, aber gleichzeitig bedenklich: Bei den Kenya- und Uganda-Studien wurden praktisch alle Männer beschnitten (nach 24 Monaten); bei der Südafrika-Studie ist unklar, wie viele Beschneidungen auch bei der Kontrollgruppe vorgenommen wurden (es ist lediglich vermerkt, dass der Kontrollgruppe eine Beschneidung nach 21 Monaten, dem Ende der Beobachtungsperiode für das Experiment, angeboten wurde).<br /><br />Ethische Überlegungen wissenschaftlicher Forschung sind oft von einer Gratwanderung zwischen Erkenntnisgewinn und rationaler Akzeptabilität des Vorgehens gezeichnet. Jedes noch so harmlose Experiment stellt einen <i>Versuch</i> dar, also eine Manipulation der betroffenen Menschen (oder auch anderer Tiere), gerade <i>weil</i> unbekannt ist, welche Folgen genau zu erwarten sind. So gesehen ist jede experimentelle Anordnung, welche Lebewesen betrifft, eine ethische Rechtfertigung schuldig. Ob in den Fällen dieser Beschneidungs-Studien eine solche das Vorgehen legitimierende Rechtfertigung vorliegt, ist unklar.<br />Wenn an potentiell knapp 10'000 Männern chirurgische Eingriffe vorgenommen werden und dadurch irreparable Folgen entstehen, ist es äusserst problematisch, diese Eingriffe mit dem alleinigen Hinweis zu rechtfertigen, es werde eine Hypothese geprüft. Die Durchführung solcher Studien wäre z.B. in Europa oder Nordamerika absolut undenkbar.<br /><br />Ein möglicher Einwand ist, dass die Probanden nicht gezwungen wurden, an den Versuchen teilzunehmen, sondern explizit schriftlich ihr Einverständnis abgeben mussten. Das tilgt die ethische Problematik natürlich nicht (auch wenn alle Bürgerinnen und Bürger in einem Staat beschliessen, einen absoluten Machthaber einzuführen, macht das die Diktakur nicht legitim). Darüber hinaus sind die konkreten Methoden, mit welchen die Probanden rekrutiert wurden, heikel.<br /><br />In der Südafrika-Studie erhielten die Probanden <a href="http://www.plosmedicine.org/article/fetchSingleRepresentation.action?uri=info:doi/10.1371/journal.pmed.0020298.st003" target="_blank">knappe und suggestive Informationen</a> zum Experiment:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-0bk_FXPdtcI/UAF5SvG0qFI/AAAAAAAADJ4/37zV8BtAKn4/s1600/suedafrika_info.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="285" src="http://1.bp.blogspot.com/-0bk_FXPdtcI/UAF5SvG0qFI/AAAAAAAADJ4/37zV8BtAKn4/s400/suedafrika_info.PNG" width="400" /></a></div>Des Weiteren erhielten die Probanden 300 Rand (ca. CHF 35) als Kompensation - ein kleiner Betrag, aber nebst der suggerierten Schutzwirkung des Eingriffes ein zusätzlicher Anreiz.<br /><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">Für die Kenya-Studie erhielten Probanden Spesenentschädigungen in der Höhe von ca. $4 für jede (Nach-)Untersuchung, sowie Coupons für das Rekrutieren weiterer Probanden (S.644)</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-R4dApT3sQCo/UAF61qqCp9I/AAAAAAAADKA/_3x82V5eSUo/s1600/kenya_rekrutierung.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="311" src="http://3.bp.blogspot.com/-R4dApT3sQCo/UAF61qqCp9I/AAAAAAAADKA/_3x82V5eSUo/s320/kenya_rekrutierung.PNG" width="320" /></a></div>Wie suggestiv die Rekrutierungsmaterialien waren, ist unklar, da sie nicht angegeben werden.<br /><br />Für die Uganda-Studie ist unklar, wie die Probanden angeworben wurden. Auffällig und fragwürdig ist, dass auch 15-Jährige Kinder in die Studie aufgenommen wurden (S.660):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-qV22KvtRY6I/UAF8B72h7QI/AAAAAAAADKI/jYAV7lFCTU4/s1600/uganda_kinder.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://1.bp.blogspot.com/-qV22KvtRY6I/UAF8B72h7QI/AAAAAAAADKI/jYAV7lFCTU4/s640/uganda_kinder.png" width="387" /></a></div>Diese forschungsethischen Einwände mögen als Fehschluss meinerseits daherkommen: Bevor ich überhaupt die Ergebnisse bespreche, kritisiere ich das Design der Studien. Die ethische Problematik wirft aber direkte empirische Fragen auf: Wenn im Voraus für jede der Studien definiert wird, dass Tausende von Männern am Schluss beschnitten werden, ist unklar, wie es mit der Ergebnisoffenheit steht. Für alle Studien wird explizit erklärt, die Idee sei von Anfang an gewesen, die Kontrollgruppe nicht unbeschnitten zu lassen, sondern sie erst später zu beschneiden. Dieser Impetus hinter den Studien ist nicht nachvollziehbar. Es hätte sich prinzipiell z.B. zeigen können, dass Beschneidungen zu drastisch mehr HIV-Infektionen führen. Warum dann im Voraus die pauschale Beschneidung aller Probanden festlegen?<br /><br /><span style="font-size: large;"><b>Weniger HIV-Infektionen - aber warum?</b></span><br />Die Ergebnisse aller drei Studien deuten in dieselbe Richtung: Die Testgruppe der beschnittenen Männer weist eine geringere Wahrscheinlichkeit auf, sich mit HIV zu infizieren. Bei der Südafrika-Studie beträgt die Reduktion der Infektionswahrscheinlichkeit 61% (S.1118):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-TM3mobgaG4Y/UAF-0_VUyaI/AAAAAAAADKU/bjT_IdjphUs/s1600/ergebnisse_suedafrika.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="257" src="http://2.bp.blogspot.com/-TM3mobgaG4Y/UAF-0_VUyaI/AAAAAAAADKU/bjT_IdjphUs/s400/ergebnisse_suedafrika.PNG" width="400" /></a></div>Die Kenya-Studie zeigt eine Reduktion der Ansteckungswahrscheinlichkeit um 53% (S.651):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-4PICAfaOxW0/UAF_-oJdX4I/AAAAAAAADKc/KRBrsPKdBOM/s1600/ergebnisse_kenya.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="332" src="http://2.bp.blogspot.com/-4PICAfaOxW0/UAF_-oJdX4I/AAAAAAAADKc/KRBrsPKdBOM/s400/ergebnisse_kenya.PNG" width="400" /></a></div>Die Uganda-Studie kommt ebenfalls zum Schluss, dass die Beschneidung das Infektionsrisiko senkt, und zwar um 51% (S.661):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-8X6LGHEJojM/UAGHEd82EZI/AAAAAAAADKo/Hwosu9TWz7M/s1600/ergebnisse_uganda.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://1.bp.blogspot.com/-8X6LGHEJojM/UAGHEd82EZI/AAAAAAAADKo/Hwosu9TWz7M/s640/ergebnisse_uganda.PNG" width="422" /></a></div>Die Ergebnisse scheinen also relativ eindeutig: Beschneidung senkt das Risiko der HIV-Ansteckung. Der vermutete Mechanismus dahinter ist grundsätzlich auch plausibel, wie z.B. bei der Kenya-Studie erklärt wird (S.643):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-cW4vk8SzWcI/UAGMPB_xTQI/AAAAAAAADK0/qNhLP3LRbgU/s1600/mechanismus_beschneidung.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="286" src="http://1.bp.blogspot.com/-cW4vk8SzWcI/UAGMPB_xTQI/AAAAAAAADK0/qNhLP3LRbgU/s320/mechanismus_beschneidung.PNG" width="320" /></a></div><span style="background-color: white;">Auch eine kurze Überprüfung der Ergebnisse mittels Chi-Quadrat-Tests zeigt, dass die absoluten Werte signifikante Unterschiede zwischen den zwei Gruppen zeigen. Dennoch leiden die Studien an diversen Mängel. Ein wesentlicher ist, dass das Studiendesign keine Blindungen zulässt und die Interventionsgruppen darum effektiv deutlich andere direkte und indirekte Erfahrungen machten. So hatte etwa die beschnittene Gruppe einen «Startvorteil», da eine Beschneidung und die damit verbundene Wundheilung einen deutlichen sexualpräventiven Effekt haben.</span><br /><br />Dieses und weitere Probleme der Experimente bespricht folgende Studie (<a href="http://xa.yimg.com/kq/groups/23477339/1441224426/name/JLM_boyle_hill.pdf" target="_blank">PDF</a>):<br /><ul><li><a href="http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22320006" target="_blank">Sub-Saharan African randomised clinical trials into male circumcision and HIV transmission: Methodological, ethical and legal concerns</a></li></ul>Es werden zahlreiche Aspekte der drei Beschneidungs-Studien angeprangert (S.317):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-h2cvzZ3As5E/UAGRE42djcI/AAAAAAAADLA/D_gVYnY6coM/s1600/kritik_beschneidungsstudien.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="123" src="http://1.bp.blogspot.com/-h2cvzZ3As5E/UAGRE42djcI/AAAAAAAADLA/D_gVYnY6coM/s400/kritik_beschneidungsstudien.PNG" width="400" /></a></div>Wie ist nun der wissenschaftliche Stand zur Frage, ob Beschneidungen helfen, HIV-Infektionen zu senken? Die besten vorhandenen Studien demonstrieren diesen Effekt - aber ebendiese Studien sind von gravierenden ethischen und methodischen Problemen geplagt. Auf Grundlage solch dünnen und nicht überzeugenden Forschungsstandes eine breitflächige Beschneidungspraxis zu empfehlen, wie dies die WHO macht, scheint nicht angebracht.<br /><br />Aber ist das vermeintliche AIDS-Argument bei religiöser Beschneidung überhaupt relevant? Verteidigt jemand Beschneidung mit dem Hinweis auf den angeblichen Schutz vor HIV? In aktuellem Zusammenhang macht dies z.B. Herbert Winter, Präsident des <a href="http://www.swissjews.ch/de" target="_blank">Schweizerischen Isrealitischen Gemeindebundes</a> («reformierte presse» vom 6. Juli 2012):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-g8iGjRPzCNQ/UAHUt_m925I/AAAAAAAADLM/hFT_zuw1Gw4/s1600/Selection_001.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="347" src="http://2.bp.blogspot.com/-g8iGjRPzCNQ/UAHUt_m925I/AAAAAAAADLM/hFT_zuw1Gw4/s400/Selection_001.png" width="400" /></a></div>Auch auf dem Mamablog (ab und zu auf diesem Blog thematisiert) auf Tagesanzeiger-Online wird dieses unreflektierte Argument <a href="http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/24725/die-beschnittene-religionsfreiheit/" target="_blank">wiedergekäut</a>:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/24725/die-beschnittene-religionsfreiheit/" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="140" src="http://3.bp.blogspot.com/-fanki2lknEI/UAHXHfvRLmI/AAAAAAAADLU/7pKTZ5xk-wM/s400/Selection_002.png" width="400" /></a></div><br /><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> <span style="font-size: large;">Beschneidung, Religionsfreiheit und niedere Beweggründe</span></h2><div style="text-align: justify;">Ein zweiter wichtiger Aspekt bei der gegenwärtigen Diskussion um das Kölner Beschneidungsverbot betrifft Religionsfreiheit. Das Dilemma ist durchaus nachvollziehbar: Einerseits die Freiheit des Menschen, über den eigenen Körper zu verfügen, andererseits die Freiheit von Eltern, ihre Kinder so zu erziehen, wie sie es für richtig halten.<br /><br />So beschreibt denn auch die <a href="http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/mehr-als-nur-ein-stueckchen-haut-1.17347772" target="_blank">NZZ</a>, im Selbstverständnis ein liberales Blatt, das Urteil als «Angriff auf die religiöse Erziehung» - das ist das Urteil nämlich in der Tat (wobei das wertende Wort «Angriff» auch mit «Begrenzung», «Einschränkung» o.ä. ersetzbar ist).<br /><br />Was genau ist überhaupt Religionsfreiheit? Intuitiv verstehen die meisten Menschen darunter, dass man frei wählen darf, welcher Religion man angehören will oder auch nicht. Die Schweizer Bundesverfassung codifiziert Religionsfreiheit in Artikel 15 unter «Glaubens- und Gewissensfreiheit»:<br /><blockquote class="tr_bq">1 Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist gewährleistet.<br />2 Jede Person hat das Recht, ihre Religion und ihre weltanschauliche Überzeugung frei zu wählen und allein oder in Gemeinschaft mit anderen zu bekennen.<br />3 Jede Person hat das Recht, einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder anzugehören und religiösem Unterricht zu folgen.<br />4 Niemand darf gezwungen werden, einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder anzugehören, eine religiöse Handlung vorzunehmen oder religiösem Unterricht zu folgen.</blockquote>Die Verfassung interessiert in der Schweiz zwar die wenigsten (ausser, es geht darum, sie wieder Mal zu ändern), aber Artikel 15 deutet an, was es mit Religionsfreiheit auf sich hat: Es handelt sich um ein Recht des Individuums. Das ist zentral, weil die Verfechter des religiösen bzw. allgemein kulturellen Beschneidungsrituals genau diesen Umstand nicht anerkennen.<br /><br />Wenn eine Religionsgemeinschaft behauptet, dass ein Beschneidungsverbot die Religionsfreiheit tangiere, gründet dieses Argument in einem obsoleten Freiheitsdenken. Der Fehler liegt darin, die konstitutiven Einheiten einer freien Gesellschaftsordnung in Gruppen und nicht Individuen anzusehen. Wer also der Ansicht ist, dass nach wie vor das Prinzip des «Oikos» gilt, in dem das Oberhaupt des Haushaltes über die restlichen untergeordneten Mitglieder verfügen darf, ist einem traditionellen, also rückständigen segmentären Stammes- bzw. Clan-Denken verhaftet.</div><div style="text-align: justify;"><br />Wie weit die Religionsfreiheit im Sinne der Freiheit von Religion in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern gehen soll, ist diskutabel - schliesslich ist eine religiöse Erziehung von Geburt ja faktisch nichts anderes, als eine Verletzung der individuellen Religionsfreiheit der betroffenen Kinder. Dass die religiös motivierten Erziehungsrechte der Eltern aber nicht soweit gehen dürfen, an den Kindern Blutopfer zu erbringen, ist eigentlich recht offensichtlich. Würde eine erst in jüngerer Vergangenheit gegründete Religionsgemeinschaft wie z.B. Scientology beschliessen, allen Neugeborenen den kleinen Zeh am linken Fuss zu amputieren - ein Eingriff, der die spätere Lebensqualität kaum beeinflusst - , wäre der Aufschrei gross.<br /><br />Medizinisch nicht notwendige und risikobehaftete Eingriffe an fremden Körpern vorzunehmen, nur weil eine angebliche Gottheit dies angeblich wünscht, ist mit demokratischen Gesellschaften, denen individuelle Freiheitsrechte zugrunde liegen, nicht kompatibel.<br /><br /><span style="font-size: large;"><b>Alles nur gespielt? </b></span></div><div style="text-align: justify;">Im Zusammenhang mit dem Kölner Beschneidungsurteil griff ein Teil der Kritik an diesem Urteil die angeblichen wahren Motivationen der Beschneidungsgegner auf. An und für sich ist derartige Kritik irrelevant, weil eine wie auch immer geartete subjektive Motivation nichts an den oben dargestellten Problemen ändert. Es ist aber trotzdem interessant, auch dieser Form der Kritik ein wenig auf den Grund zu gehen.<br /><br />Ein erster, erwartbarer Vorwurf ist jener des <a href="http://www.stern.de/panorama/reaktion-auf-koelner-gerichtsurteil-rabbiner-vergleichen-beschneidungsverbot-mit-holocaust-1856574.html" target="_blank">Antisemitismus</a>:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.stern.de/panorama/reaktion-auf-koelner-gerichtsurteil-rabbiner-vergleichen-beschneidungsverbot-mit-holocaust-1856574.html" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="227" src="http://4.bp.blogspot.com/-gW08_RKqvvI/UAHclsnVctI/AAAAAAAADLg/oTFy0RB1akk/s400/Selection_003.png" width="400" /></a></div>Der Vorwurf des Antisemitismus (Islamfeindlichkeit scheint weniger ein Thema) ist natürlich insofern falsch, als Beschneidungskritik jede nicht-medizinisch begründete Kindsbeschneidung betrifft, nicht nur die jüdische. Aber es ist andererseits natürlich korrekt, dass ein Beschneidungsverbot bestimmte religiöse Praktiken, z.B. jene des Judentums, stark einschränkt - und oben habe ich zu argumentieren versucht, warum das auch korrekt so ist. Erwachsene Menschen dürfen mit dem eigenen Körper machen, was sie wollen, aber nicht mit den Körpern anderer.<br /><br />Nebst solchen Vorwürfen latenten Rassismus machen mittlerweile auch kreativere Erklärungsergüsse die Runde. So zum Beispiel die Idee einer «<a href="http://www.sueddeutsche.de/kultur/kritik-an-ritueller-beschneidung-im-hintergrund-schwelen-kastrationsaengste-1.1408075" target="_blank">Kastrationsangst</a>» aufseiten der Beschneidungsgegnerschaft:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.sueddeutsche.de/kultur/kritik-an-ritueller-beschneidung-im-hintergrund-schwelen-kastrationsaengste-1.1408075" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-fVNwrdR9750/UAHhoqFgZDI/AAAAAAAADLs/7HOaPQPKK-s/s1600/Selection_004.png" /></a></div><span style="background-color: white;">Dieser Kastrations-Kauderwelsch scheint sich zur beliebten «Ich-stehe-über-den-Dingen»-Erklärung der Essay-Intelligenzija zu </span><a href="http://jungle-world.com/artikel/2012/28/45855.html" style="background-color: white;" target="_blank">mausern</a><span style="background-color: white;">:</span><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://jungle-world.com/artikel/2012/28/45855.html" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" src="http://3.bp.blogspot.com/-karYMggqYp4/UAHjFOsbOBI/AAAAAAAADL0/1b06TahGps0/s1600/Selection_005.png" /></a></div><span style="background-color: white;">Bleibt nur zu hoffen, dass es keine Frauen gibt, die Bubenbeschneidung kritisieren, weil dann das Mass an pop-psychoanalytischer Gehirnakrobatik ohne Netz und doppelten Boden gefährlich wird.</span><br /><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> <span style="font-size: large;"> Fazit: Viele Vorhaut-Fehlschlüsse</span></h2><div style="text-align: justify;">Die angeblichen gesundheitlichen Vorteile einer männlichen Beschneidung sind bei genauerer Betrachtung für das Beispiel der HIV-Übertragung, einer oftbenutzten Rechtfertigung der Kindsbeschneidung, kaum vorhanden. Aber auch wenn dem so wäre: Die Beschädigung des männlichen Sexualorgans als Präventivmassnahme für die relative Risikoreduktion, welche durch Aufklärung und Safer Sex um ein Vielfaches besser ausfällt, ist wahnwitzig.<br /><br />Das Pochen auf Beschneidung als Religionsfreiheit missversteht Religionsfreiheit: Religiöse Gruppen sind nicht frei, am Leib anderer zu tun, wie ihnen beliebt. Was mündige Individuen mit dem <i>eigenen</i> Körper anstellen, entscheiden sie selber nach Belieben; nicht aber, was mit dem Körper anderer geschehen soll.<br /><br />Wer nicht nachvollziehen kann, warum die Beschneidung von Säuglingen und Kindern falsch ist, muss nur gedanklich das Geschlecht der Beschnittenen wechseln: Der Grund, warum männliche Kindsbeschneidung abzulehnen ist, ist derselbe wie bei weiblicher Kindsbeschneidung.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In der gegenwärtigen Diskussion um männliche Beschneidung fällt niemandem ein, weibliche Genitalverstümmelung als medizinisch sinnvoll oder kulturell wertvoll zu verteidigen. Bevor der reflexartige Äpfel≠Birnen-Vorwurf kommt: Die WHO <a href="http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs241/en/" target="_blank">definiert</a> weibliche Genitalverstümmelung sowohl als Eingriffe mit deutlich schwerwiegenderen, als auch mit geringfügigeren Konsequenzen als das Entfernen männlicher Vorhaut.<br />Es handelt sich hierbei nicht um einen Geschlechterwettbewerb, wo es darauf ankommt, wer am meisten leidet, sondern um die nicht haltbare Praxis der Genitalverstümmelung von Säuglingen und Kindern - egal, ob Mädchen oder Junge.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com7tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-73662837411141606012012-07-07T17:12:00.000+02:002012-07-07T21:52:29.451+02:00Eine Typologie der Negativkommentare zum Higgs-Boson<div style="text-align: justify;">Am Mittwoch, dem 4. Juli, gab das CERN <a href="http://public.web.cern.ch/public/" target="_blank">bekannt</a>, dass durch Messungen ein neues Teilchen entdeckt wurde, welches die Eigenschaften des Higgs-Boson erfüllt. Somit liegt ein Ergebnis von grosser Bedeutung vor, hilft doch das Higgs-Boson, zu erklären, warum Partikel überhaupt Masse erhalten.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Um dieser enormen Leistung und wohl bahnbrechenden Entdeckung gerecht zu werden, genügen meine Physikkenntnisse bei weitem nicht aus. Stattdessen möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Ausflug in die Reaktionen zu der Entdeckung des CERN unternehmen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Für die Online-Ausgaben der <a href="http://draft.blogger.com/">NZZ</a>, des <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Die-Physiker-in-aller-Welt-jubeln/story/10158853" target="_blank">Tagesanzeigers</a>, des <a href="http://www.blick.ch/news/schweiz/cern-hat-das-gottesteilchen-wohl-gefunden-id1949958.html" target="_blank">Blick</a> und von <a href="http://www.20min.ch/wissen/news/story/29024616" target="_blank">20minuten</a> habe ich die Leserkommentare des jeweils ersten Artikels, welcher die Entdeckung des CERN dokumentiert (bzw. des ersten Artikels, bei welchem die Kommentarfunktion freigeschaltet war), durchgelesen. Ich wollte in Erfahrung bringen, welche Dinge an den Higgs-Boson-Ergebnissen wie kritisiert werden. Aus den negativen Kommentaren lassen sich, wie ich unten aufzuzeigen versuche, 7 Gruppen unterscheiden.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Antiwissenschaft</h2><div style="text-align: justify;">Eine erste Gruppe der Kommentatoren bezeichne ich als «Antiwissenschaft»:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-ImekoXf9_Co/T_g6PTT8ZhI/AAAAAAAADIo/27cJmPml57o/s1600/antiwissenschaft.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="177" src="http://3.bp.blogspot.com/-ImekoXf9_Co/T_g6PTT8ZhI/AAAAAAAADIo/27cJmPml57o/s400/antiwissenschaft.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Die Gruppe der «Antiwissenschaft» zeichnet sich dadurch aus, dass die Kompetenz der CERN-Forscherinnen und -Forscher in Abrede gestellt wird, aber auch der Wissenschaft grundsätzlich. Wissenschaft gilt als Unterfangen, welches wider die Natur ist und darum falsch sein muss. Das Motiv der Hybris spielt hier eine zentrale Rolle: Wissenschaft vergisst, was die Stellung des Menschen im Kosmos ist und stört mit ihren Eingriffen die natürliche Ordnung, was letztlich den Untergang der Menschheit bedeutet.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"></div><h2 style="text-align: justify;"> Kein Nutzen und zu teuer</h2><div style="text-align: justify;">Die «Kein Nutzen und zu teuer»-Gruppe ist auch verhältnismässig prominent vertreten; hier einige Beispiele:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-OusyQpckdSY/T_g-IGBByMI/AAAAAAAADI0/knc1Cupkz_M/s1600/nutzlos_und_teuer.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="163" src="http://1.bp.blogspot.com/-OusyQpckdSY/T_g-IGBByMI/AAAAAAAADI0/knc1Cupkz_M/s400/nutzlos_und_teuer.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Die «Kein Nutzen und zu teuer»-Gruppe stellt anders als die «Antiwissenschaft»-Gruppe nicht die Güte der Forschungsergebnisse oder Wissenschaft im allgemeinen in Frage, sondern versucht sich an einer Rechnung von Aufwand und Ertrag. Das Hauptnarrativ ist, dass das in CERN investierte Geld keinen entsprechenden Nutzen bringt, und die gegenwärtigen Ergebnisse des CERN an und für sich gar nicht wichtig sind. Dabei werden Kosten und Nutzen nicht im Rahmen wissenschaftlicher Grundlagenforschung kritisiert, sondern in einem alltagsökonomischen Verständnis, wo Geld einen Tausch für konkrete Güter und Dienstleistungen bedeutet.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Hunger</h2><div style="text-align: justify;">Eine weitere Gruppe der kritisch Kommentierenden nenne ich «Hunger»:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-DcaWNQ3Zhns/T_hAFOTZw5I/AAAAAAAADI8/hU304phsKdA/s1600/hunger.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="151" src="http://1.bp.blogspot.com/-DcaWNQ3Zhns/T_hAFOTZw5I/AAAAAAAADI8/hU304phsKdA/s400/hunger.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Die «Hunger»-Gruppe ähnelt in ihrem Argumentarium der «Kein Nutzen und zu teuer»-Gruppe, wobei weniger der Eigennutz und mehr ein altruistisches Motiv hervorgehoben wird: Es ist verwerflich, Geld in Teilchenforschung zu investieren, während anderswo noch Menschen an Hunger oder sonstwie leiden. Auch diese Überlegung postuliert implizit ein alltagsökonomisches Modell, bei welchem das in CERN investierte Geld dort fehlt, wo Menschen hungern müssen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Religion</h2><div style="text-align: justify;">Auch anzutreffen sind Kommentare, welche auf Religion und Gottheiten rekurrieren:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-XWsZ9MNXeAg/T_hBcXFONeI/AAAAAAAADJE/0iH_uHxKxUA/s1600/religion.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="132" src="http://2.bp.blogspot.com/-XWsZ9MNXeAg/T_hBcXFONeI/AAAAAAAADJE/0iH_uHxKxUA/s400/religion.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Es ist schwer abzuschätzen, ob diese Gruppe eigenmotiviert ist, oder erst durch den Begriff des «<a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Das-Wort-Gottesteilchen-ist-reiner-Humbug/story/15754231" target="_blank">Gottesteilchens</a>», welcher sich ausserhalb der Forschergemeinde für das Higgs-Boson eingenistet hat, mobilisiert wird. Die Gruppe «Religion» ist verwandt mit jener der «Antiwissenschaft»: In beiden Fällen wird die CERN-Forschung als Affront angesehen. Mit einiger Süffisanz wird bei «Religion» dabei festgehalten, dass diese Form der Forschung nur zu entdecken versucht, was Gläubige schon lange wissen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Verschwörung</h2><div style="text-align: justify;">Obwohl in den Kommentaren nicht sehr dominant, ist auch eine Gruppe «Verschwörung» ansatzweise auszumachen:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-E11NggtqTaM/T_hDNJRjdJI/AAAAAAAADJM/FNiCZz2WeyE/s1600/verschw%C3%B6rung.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="155" src="http://1.bp.blogspot.com/-E11NggtqTaM/T_hDNJRjdJI/AAAAAAAADJM/FNiCZz2WeyE/s400/verschw%C3%B6rung.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Dieser Ansatz einer CERN-Verschwörungstheorie behauptet, die Ergebnisse seien gefälscht, und letztlich gehe es nur um Geld. Die Idee, dass Forscherinnen und Forscher Ergebnisse fälschen, um weitere Forschungsgelder zu erhalten, ist ein wichtiges Element antiwissenschaftlicher Verschwörungstheorien. Damit wird das Leugnen der Ergebnisse legitimiert: Wenn z.B. die Datenlage zeigt, dass der Mensch den Klimawandel mitverursacht, werden die Ergebnisse geleugnet, weil im Voraus klar ist, dass die Wissenschaft dahinter korrupt ist. Dieser Mechanismus der Korrumpiertheit als Prämisse ist ein wichtiges Mittel zur Tilgung <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz" target="_blank">kognitiver Dissonanzen</a>, was miterklärt, warum sich Verfechterinnen und Verfechter von Verschwörungstheorien durch Fakten oft nicht von ihrem Glauben nicht abbringen lassen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Zurück zur Natur</h2><div style="text-align: justify;">Eine weitere Gruppe, welche sich andeutet, nenne ich «Zurück zur Natur»:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-aljMchUSJ5E/T_hFS8TjVLI/AAAAAAAADJU/lAX_UHFlLWE/s1600/zur%C3%BCck_zur_natur.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="281" src="http://4.bp.blogspot.com/-aljMchUSJ5E/T_hFS8TjVLI/AAAAAAAADJU/lAX_UHFlLWE/s400/zur%C3%BCck_zur_natur.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Die Gruppe «Zurück zur Natur» hängt eng mit den Gruppen «Kein Nutzen und zu teuer» und «Hunger» zusammen: Wir investieren Ressourcen in das CERN, obwohl es Wichtigeres gäbe. «Zurück zur Natur» bringt im Unterschied zu diesen zwei Gruppen nicht konkrete eigennützige oder altruistische Kritik an, sondern ruft zu einer nostalgischen, aber nicht unbedingt rückwärts gerichteten Neuordnung unserer Prioritäten. Das Streben nach abstrakter Erkenntnis hilft nicht, die «conditio humana», die Ängste und Zweifel des Menschseins zu lindern.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Besserwissenschaftler</h2><div style="text-align: justify;">Eine letzte Gruppe der Kommentierenden nenne ich ihn Anlehnung an den Begriff «Besserwisser» «Besserwissenschaftler»:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-TKnQ7CB0Vyg/T_hH849HV7I/AAAAAAAADJg/ykBqM11nZ6Y/s1600/besserwissenschaftler.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="212" src="http://2.bp.blogspot.com/-TKnQ7CB0Vyg/T_hH849HV7I/AAAAAAAADJg/ykBqM11nZ6Y/s400/besserwissenschaftler.PNG" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Die Gruppe der «Besserwissenschaftler» - in den Kommentaren, welche ich angeschaut habe, nur eine kleine Minderheit - lehnt die Ergebnisse des CERN als faktisch oder wertend falsch ab. Dabei soll der Eindruck entstehen, diese Beurteilung stamme aus einem qualifizierten wissenschaftlichen Blickwinkel. Ein wichtiges Element bei «Besserwissenschaftlern» dürfte der Verweis auf die Ergebnisse anderer wissenschaftlicher Forschung sein, welche nach genauerer Prüfung verworfen werden mussten. Es wird aber nicht der Inhalt der vorliegenden Forschungsergebnisse aufgrund ähnlicher Fehler anderer Ergebnisse kritisiert, sondern nur eine oberflächliche Analogie zu der medialen Rezeption der vorherigen Forschung gemacht.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Fazit</h2><div style="text-align: justify;">Dieser Blick in die Negativkommentare zu der Higgs-Boson-Forschung am CERN ist sicherlich nicht sehr aussagekräftig und verallgemeinbar, deutet aber immerhin an, welche Formen wissenschaftskritischer Haltungen in der heutigen Online-Population vorhanden sind. Den roten Faden bildet, was ich Wissenschaftsverdrossenheit nenne: Wissenschaft wird pauschal abgelehnt, verlacht, geleugnet, diskreditiert, und das eigene Empfinden und ad hoc-Erklärungen sind prinzipiell aussagekräftiger als wissenschaftliche Forschung. Da alle Kommentare von den betroffenen Webseiten kontrolliert und gefiltert werden, ist anzunehmen, dass die obige Typologie nicht erschöpfend ist und die abstrusesten Kommentare gelöscht wurden.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Allzu grosser Pessimismus ist trotzdem nicht angebracht, denn die Mehrheit der Online-Kommentare hat die Ergebnisse am CERN als das gefeiert, was sie sind: Ein Monument des menschlichen Forschergeistes, welches eindrücklich demonstriert, zu welchen Leistungen Menschen in der Lage sind, so sie sich in Vernunft vereinen.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-82111047444203526832012-07-01T14:54:00.003+02:002012-07-01T21:43:44.872+02:00Neues Altes zur Homöopathie<div style="text-align: justify;">Gegenwärtig überschlagen sich die Ereignisse zu Homöopathie: Ein Buch mit dem Prädikat «Made in Switzerland» sorgt für Furore, eine Gesetzesänderung im Vereinigten Königreich bedeutet vielleicht das dortige vorläufige Ende der Homöopathie, und die nicht immer ganz lauteren Methoden der Homöopathie-Lobby werden publik. Aber der Reihe nach.<br /><br /><h2> Der «Swiss homeopathy report»</h2>Im Februar 2012 erschien die englischsprachige und erweiterte Fassung einer Untersuchung, welche im Auftrag des Bundes erstellt wurde, und zwar im Zusammenhang mit der <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2011/01/der-elgk-krimi-teil-2-endgame.html" target="_blank">Aufnahme bestimmter alternativmedizinischer Heilmethoden</a> in die obligatorische Krankenkasse: «<a href="http://www.springer.com/medicine/complementary+%26+alternative+medicine/book/978-3-642-20637-5" target="_blank">Homeopathy in Healthcare – Effectiveness, Appropriateness, Safety, Costs</a>».<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.springer.com/medicine/complementary+%26+alternative+medicine/book/978-3-642-20637-5" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="400" src="http://1.bp.blogspot.com/-qq5cbaPupeA/T-9T_yuuGGI/AAAAAAAADHw/prUwle00_Is/s400/978-3-642-20637-5.tif" width="280" /></a></div>Die Untersuchungen dieses Buches sind ein Teil des 2005 abgeschlossenen «<a href="http://www.bag.admin.ch/themen/krankenversicherung/00263/00264/04102/index.html" target="_blank">Programms Evaluation Komplementärmedizin (PEK)</a>». Bereits die Buchbeschreibung deutet an, um was für einen Inhalt es sich handelt:<br /><blockquote class="tr_bq">The present report, in contrast, offers a differentiated evaluation of the practice of homoeopathy in health care. It confirms homoeopathy as a valuable addition to the conventional medical landscape – a status it has been holding for a long time in practical health care.</blockquote>Zusätzlich noch eine kleine Leseprobe, die eigentlich zu Genüge demonstriert, was für «Forschung» hier vorliegt (S.12; das ganze Buch lade ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht rauf):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-pw-gRXxoOnE/T-9YyzHimXI/AAAAAAAADH8/1NxWhmG0TRs/s1600/Selection_004.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="350" src="http://2.bp.blogspot.com/-pw-gRXxoOnE/T-9YyzHimXI/AAAAAAAADH8/1NxWhmG0TRs/s400/Selection_004.png" width="400" /></a></div>Das «Leben als Ganzes» ist zu beachten. Man muss auch «spirituelle Wissenschaft» berücksichtigen. Und überhaupt, Quantentheorie und Chaostheorie. Noch Fragen?<br /><br />Es ist allzu offensichtlich, dass dieses Buch nicht demonstriert, dass Homöopathie wirkt, sondern eher, wie kreativ Homöopathie-Gläubige bei der Rechtfertigung ihres Glaubens sein können. Abschliessend noch ein paar weiterführende Links, wo genauer besprochen wird, was die Probleme des Buches sind:<br /><ul><li><a href="http://www.smw.ch/content/smw-2012-13594/" target="_blank">The Swiss report on homeopathy: a case study of research misconduct</a></li><li><a href="http://www.sciencebasedmedicine.org/index.php/the-swiss-report-on-homeopathy/" target="_blank">Science-Based Medicine: The Swiss Report on Homeopathy</a></li><li><a href="http://www.zenosblog.com/2012/05/that-neutral-swiss-homeopathy-report/" target="_blank">That ‘neutral’ Swiss homeopathy report</a></li><li><a href="http://www.quackometer.net/blog/2012/05/the-swizz-report-on-homeopathy.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=the-swizz-report-on-homeopathy" target="_blank">The Swizz Report on Homeopathy</a></li></ul><br /><h2> Die britische Gesetzesverschärfung</h2>Quackometer <a href="http://www.quackometer.net/blog/2012/06/the-end-of-homeopathy.html" target="_blank">berichtete</a> von einer Gesetzesänderung im Vereinigte Königreich:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.quackometer.net/blog/2012/06/the-end-of-homeopathy.html" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="201" src="http://2.bp.blogspot.com/-vu1vArb0cWs/T_AAeIXYTSI/AAAAAAAADII/9VVzkt69Dis/s400/end_of_homeopathy.PNG" width="400" /></a></div>Genau genommen tritt keine Gesetzänderung in Kraft, sondern eine Konsolidierung bestehender Gesetze in einen Gesetzestext. Dabei wird das bestehende Gesetz konsequenter angewendet und der Verkauf unauthorisierter homöopathischer Mittel z.B. über das Internet und Telefon unterbunden.<br /><br />Offenbar machen solche Vertriebsquellen für Homöopathinnen und Homöopathen im Vereinigten Königreich eine grosse Einnahmequelle aus; so sehr, dass ohne diese Einnahmequelle von einem «Ende» der Homöopathie gesprochen wird. In der Schweiz dürfte die Situation diesbezüglich anders sein: Das Gros der Globuli hierzulande ist wahrscheinlich ganz legal in Umlauf, auch, weil diese eine «<a href="http://www.admin.ch/ch/d/sr/c812_212_24.html" target="_blank">vereinfachte Zulassung</a>» geniessen. Das bedeutet u.a., dass Globuli auch dann in den Verkauf kommen dürfen, wenn sie explizit behaupten, die Globuli hätten keine Indikation, also keinen Wirkungsbereich:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-NhVDceblpds/TsFn902XEEI/AAAAAAAACtA/ODywQl_uMjQ/s1600/swissmedic_3.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="http://1.bp.blogspot.com/-NhVDceblpds/TsFn902XEEI/AAAAAAAACtA/ODywQl_uMjQ/s400/swissmedic_3.png" width="281" /></a></div>Dieses eigentümliche Verfahren ergibt sich aus den Glaubenssätzen der Homöopathie, wo zwar postuliert wird, das Gleiches Gleiches heile, aber dann auch wieder, dass nicht im Voraus klärbar sei, welches Mittel für welches Gebrechen zu nutzen sei.<br /><br />In den Niederlanden wird die Schraube des Gesetzes angezogen: Seit heute müssen Homöopathie-Hersteller <a href="http://blogs.taz.de/meineguete/2012/06/20/harter-schlag-gegen-homoopathie/" target="_blank">beweisen</a>, dass ihre Globuli wirken, wenn sie weiterhin von der Mehrwertsteuer befreit sein wollen:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://blogs.taz.de/meineguete/2012/06/20/harter-schlag-gegen-homoopathie/" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="400" src="http://3.bp.blogspot.com/-5PrP7GUr5wc/T_BAYJUk7JI/AAAAAAAADIU/QFCTaYhRytw/s400/hom%C3%B6opathie_niederlande.PNG" width="372" /></a></div><br /><br /><h2> «Die schmutzigen Methoden der sanften Medizin»</h2>So der Titel eines sehr lesenswerten Artikels auf <a href="http://www.sueddeutsche.de/wissen/homoeopathie-lobby-im-netz-schmutzige-methoden-der-sanften-medizin-1.1397617" target="_blank">Sueddeutsche.de</a><span id="goog_1291825077"></span><span id="goog_1291825078"></span><a href="http://draft.blogger.com/"></a>:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.sueddeutsche.de/wissen/homoeopathie-lobby-im-netz-schmutzige-methoden-der-sanften-medizin-1.1397617" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="306" src="http://3.bp.blogspot.com/-jjLK2NMPq7E/T_BBPz4ND4I/AAAAAAAADIc/c4ZndP7vO38/s400/sueddeutsche_hom%C3%B6opathie.PNG" width="400" /></a></div>Der Artikel beschreibt, wie bestimmte «alternativmedizinische» und esoterische Firmen und Gruppierungen ein Netz von Journalisten finanzieren, welche über Online-Kanäle Kritikerinnen und Kritiker zu diskreditieren versucht.<br /><br />Grundsätzlich ist natürlich nichts verkehrt dabei, wenn Personen Kritik an skeptischer Berichterstattung anbringen. Hier liegt aber ein relativ klarer Fall von halbversteckter Auftrags-PR vor, die wenig mit richtiger Kritik und mehr mit Verzerrung, persönlichen Angriffen, und aggressivem Produktmarketing zu tun hat. Das bedeutet nicht, dass alle Esoterik-Verfechterinnen und Verfechter unlauter vorgehen, aber offenbar ein Teil der Esoterik-Industrie schon.<br /><br /><h2> Fazit: Homöopathie bleibt Humbug </h2>Es passiert viel und ändert sich wenig: Die theoretischen Argumente und empirische Datenlage zu Homöopathie bleiben dieselben. Die zwei Grundpostulate der Homöopathie <br /><ol><li>Gleiches heilt Gleiches.</li><li>Bei Verdünnung wirkt ein Mittel stärker.</li></ol>stimmen nach wie vor nicht. Die Fehlschlüsse der Homöopathieverfechterinnen und -verfechter bleiben Fehlschlüsse: Ja, Homöopathie ist beliebt, aber Beliebtheit sagt nichts über Wirksamkeit aus. Nein, der Plural von «Anekdote» ist nicht «Daten». Nein, Homöopathie wird nicht durch Quantenphysik bestätigt. Ja, auch in der Pharmaindustrie läuft nicht alles ideal ab, aber das beweist noch nicht die Wirksamkeit der Homöopathie.<br /><br />Zur abschliessenden Illustration ein von der BBC durchgeführter Homöopathie-Test:<br /><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="465" src="http://www.youtube.com/embed/_ZhmG97lYog" width="620"></iframe><br /><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="465" src="http://www.youtube.com/embed/-jE3hT5lLwA" width="620"></iframe><br /><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="465" src="http://www.youtube.com/embed/Qh0phYI3ROs" width="620"></iframe><br /><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="465" src="http://www.youtube.com/embed/jzO3A04cOis" width="620"></iframe><br /><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="465" src="http://www.youtube.com/embed/bhSzOShJb2U" width="620"></iframe><br /><br />Die Zeit scheint langsam reif, einen vorläufigen Schlussstrich* zu ziehen: Homöopathie wirkt über den Placeboeffekt hinaus nicht.<br /><br /><i>*Ergebnisoffenheit ist dabei natürlich immer noch oberste Prämisse: Neue Argumente und Daten sind immer willkommen. Es gilt aber: Aussergewöhnliche Behauptungen bedürfen aussergewöhnlicher Beweise.</i></div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-89320203834335508102012-06-23T23:08:00.003+02:002012-06-23T23:08:58.918+02:00Tödliche Vogelgrippeviren und explosive Studien<div style="text-align: justify;">Tagesanzeiger-Online <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Verantwortungslose-Experimente/story/12166927" target="_blank">berichtet</a> heute über die umstrittene Veröffentlichung zweier Studien zu einem im Labor hergestellten Strang des Vogelgrippe-Virus:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Verantwortungslose-Experimente/story/12166927" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="398" src="http://1.bp.blogspot.com/-1B0oUlmuLJI/T-YSKMuHuVI/AAAAAAAADHk/8tEU0w7jQo0/s400/Selection_003.png" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Der Autor des Artikels, <a href="http://people.epfl.ch/cgi-bin/people?id=167919&op=bio&lang=en&cvlang=en" target="_blank">Didier Trono</a>, ist Professor an der ETH Lausanne und selber Virus-Experte. Trono bemängelt, dass die im Labor hergestellten Vogelgrippe-Mutationen ein unverhältnismässiges Risiko darstellen. Hat Trono Recht, oder übt sich der Tagesanzeiger in Alarmismus?</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Die Virus-Mutationen</h2><div style="text-align: justify;">Der Stein des Anstosses sind Forschungsarbeiten zweier Gruppen: Eine davon am Erasmus Medical Centre Rotterdam unter Leitung von <a href="http://www.erasmusmc.nl/MScMM/faculty/CVs/fouchier_cv?lang=en" target="_blank">Ron Fouchier</a>, und die andere an der Universität Wisconsin-Madison unter Leitung von <a href="http://www.vetmed.wisc.edu/people/kawaokay/" target="_blank">Yoshihiro Kawaoka</a>.<br /><br />Die zwei Forschungsteams haben das H5N1-Virus, das sogenannte <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Vogelgrippe" target="_blank">Vogelgrippe-Virus</a>, unter Laborbedingungen mutiert, und zwar derart, dass eine Übertragung des Virus von Säugetier zu Säugetier über die Luft stattfinden kann. Dies sorgte für einige vor allem massenmediale Empörung, weil befürchtet wurde, dass diese neuen «Killerviren» unfreiwillig freigesetzt werden könnten, oder, dass die Forschungsergebnisse eine regelrechte <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Gefaehrliche-VirusStudie-bleibt-vorerst-geheim/story/24042066" target="_blank">Anleitung für Bioterrorismus</a> seien.<br /><a name='more'></a><br />Wie die NZZ gestern <a href="http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/missverstaendnisse-mit-folgen-1.17267671" target="_blank">berichtete</a>, sind die hergestellten Virusmutationen zwar hochansteckend, aber nicht tödlich. Fouchier selber hat dabei eine eigentümliche Kommunikationspolitik verfolgt:<br /><blockquote class="tr_bq">Auf die Frage, warum er das Missverständnis nicht aus der Welt geschafft habe, antwortete Fouchier nun: Wegen der laufenden Begutachtung seiner Arbeit sei es ihm nicht erlaubt gewesen, öffentlich über Details zu reden. Erst im Februar habe er die Gelegenheit dazu bekommen und wahrgenommen. Davor liess er die Medien im Glauben, es handle sich bei dem mutierten Virus um einen tödlichen Erreger.</blockquote>Ein Stück weit ist Fouchier also sicher selber schuld für den Medienhype um die mutierten Viren. Wie steht es aber um die Kritik des Tagesanzeiger-Artikels, wo im Wesentlichen behauptet wird, die Herstellung dieser Viren habe letztlich nur Risiko und keinen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn geliefert?<br /><br /><a href="http://www.newscientist.com/article/dn21958-publication-of-flu-study-reveals-full-nature-of-threat.html" target="_blank">NewScientist</a> beschreibt unaufgeregt, welchen Nutzen die Ergebnisse dieser Forschung liefern:<br /><blockquote class="tr_bq">The main benefit was that it alerts us to some of the warning signs that might suggest one of the vast number of H5N1 viruses circulating in birds could become a pandemic. Now that both studies have been published, it is clear why they felt this would be a good idea.<br /><br />Each lab did different things to H5N1 to make it transmissible. All but one of the five mutations that did the trick were different. Yet all did remarkably similar things to the virus. "Now we know what changes in the behaviour of the virus can make it transmissible, we can watch for any mutations with those effects – not just our particular ones," says Fouchier.<br /><br />For one thing, you need to change the HA surface protein so it binds a cell-surface sugar in mammals' noses, instead of the one it binds in birds. You also need a mutation in the RNA-replicating polymerase enzyme that adapts it to mammals' cooler bodies.<br /><br />In both studies, further exposure of these viruses to ferrets, the best experimental mammal, induced further changes. Both viruses got rid of a sugar on the tip of HA. And both turned up a further, novel mutation. Kawaoka's stabilises the virus while attacking the cell. Fouchier's is at a spot in the HA protein where, he thinks, it may have similar effects.</blockquote>Die H5N1-Mutationen haben also aufgezeigt, was für Eigenschaften das Vogelgrippe-Virus hat, wenn es für Säugetiere übertragbar ist. Ohne das nötige Fachwissen ist mir eine genaue Beurteilung nicht möglich, aber die Kritik der Tagesanzeiger-Artikels scheint somit ein Stück weit der Wind aus den Segeln genommen: Die umstrittenen Forschungsarbeiten sollen helfen, Mutationen des H5N1-Virus zu erkennen, welche für den Menschen aufgrund der Übertragbarkeit zwischen Säugetieren gefährlich sind.<br />Es mag stimmen, dass es keine weltweite Überwachung aller Vogelgrippe-Viren gibt, aber es ist immerhin plausibel, dass in Fällen, bei denen sich Menschen mit dem Virus anstecken, nun besser geprüft werden kann, ob die betroffene Mutation des Virus von Mensch zu Mensch übertragbar ist.<br /><br />Der NewScientist-Artikel geht auch auf die Frage ein, ob die im Labor hergestellten Mutationen prinzipiell auch ausserhalb des Labors mutieren können:<br /><blockquote class="tr_bq">Can this happen in nature? In a companion paper, Derek Smith and Colin Russell at the University of Cambridge, and colleagues, say all these mutations are already seen in bird flu – although two of the three sugar-binding mutations were in H2 or H3 viruses, not H5N1.<br /><br />The polymerase adaptation, meanwhile, occurs in nearly 30 per cent of H5N1 sequenced so far. The sugar loss occurs in more than half of sequences. Both stabilising mutations have been seen in Chinese H5N1.<br /><br />Russell's team calculate that in many sequenced viruses containing some of the required mutations, only three to four single nucleotides in the viral DNA must mutate to get the rest they need to go airborne.<br /><br />We don't know how fast the mutations accumulate. Using a mathematical model, however, Russell's team found that a virus that needs only three more mutations could well emerge within the five-day course of a single mammalian infection.</blockquote>Auch hier ist ohne fundierte Fachkenntnisse eine genaue Abschätzung schwierig. Dass aber, wie der Tagesanzeiger schreibt, eine Mutation analog zu jener im Labor niemals eintreten könne, scheint eine gewagte Aussage.<br /><br />Die umstrittene Forschung scheint, alles in allem, Ergebnisse geliefert zu haben, welche das Wissen um und die Bekämpfung von über Säugetier zu Säugetier per Luft übertragbare Vogelgrippe-Viren ein Stück weit vorangebracht zu haben. Doch wie steht es um die Risiko-Nutzen-Rechnung? Sind die Gefahren dieser Forschung derart gross, dass sie das Attribut «unverantwortlich» verdient?<br /><br /><h2> Kann Wissen gefährlich sein?</h2>Wie in obigem Abschnitt erwähnt, dreht sich die Kritik des Tagesanzeigers wie allgemein der mediale Hype um die ursprünglich zurückgehaltenen Studien vor allem um die angeblichen Gefahren dieser Forschung: Was da hergestellt wurde, könne zu unlauteren Zwecken missbraucht werden.<br /><br />Dies ist eine grundsätzliche Problematik, und das Schreckgespenst des Bioterrorismus ist ein gutes Veranschaulichungsbeispiel.<br />Seit 9/11 ist «Terrorismus» eine nicht wegzudenkende mediale und politische Rahmung, welche bisweilen auch strategisch eingesetzt wird: Der Rekurs auf Terrorismus, ein diffuses Konzept, welches für das Böse schlechthin steht, erweckt Aufmerksamkeit - wer nämlich ständig vor der Gefahr des Terror warnt, schafft eben genau Terror, d.h. Schrecken. <br />Das soll nicht bedeuten, dass Terrorismus, egal durch welche weltanschaulichen oder finanziellen Motive angetrieben, keine reale Gefahr ist. Wenn sich demokratische Gesellschaften aber in vorbeugender Manier in Selbstzensur üben, um kein Wissen herzustellen, welches zu unerwünschten, in diesem Fall terroristischen, Zwecken genutzt werden kann, ist perverserveise genau passiert, was verhindert werden sollte: Der Terrorismus hat sein Endziel erreicht.<br /><br />Das Erweitern menschlichen Wissens ist kein Prozess, der losgelöst von der sozialen Realität operiert. Entsprechend ist auch nicht Fortschritt um jeden Preis legitim, und hat Ethik Vorrang vor Wissensmaximierung. So wäre z.B. medizinischer Fortschritt wohl schneller, wenn Menschen uneingeschränkt in Laboren gezüchtet und als Nutztiere verwendet würden, doch ist der vernunftorientierte Konsens, dass solche Forschung ethisch nicht haltbar ist (Dieselben Diskussionen sind natürlich grundsätzlich für den Nutzen und die ethischen Bedenken der Tierforschung angebracht, nicht nur für die Spezies Mensch).<br /><br />Ein Kriterium aber, welches das menschliche Streben nach Wissen <i>nicht</i> beeinflussen darf, ist Angst.<br /><br /><h2> Fazit</h2>Die grundlegende Kritik des Tagesanzeiger-Artikels an den umstrittenen Studien zu den mutierten Vogelgrippe-Viren scheint insgesamt in einem solchen Masse nicht gerechtfertigt. Weder sind die Ergebnisse nutzlos, noch ist das Risiko unverhältnismässig hoch.<br /><br />Es ist nachvollziehbar, dass das narrative Muster der halbverrückten und realitätsfernen Wissenschaftler, die «<a href="http://www.videoportal.sf.tv/video?id=74ad3ce1-6d52-4a1b-addd-37ed68419b37" target="_blank">Gott spielen</a>», ein für die Medien verlockendes ist. Vielleicht steckt aber auch mehr dahinter, nämlich eine um sich greifende Wissenschaftsfeindlichkeit: Wer Forschung betreibt, steht immer mehr unter Generalverdacht, zu einer sich gegen die Mehrheit der Menschen verschwörenden Gruppe zu gehören, welche prinzipiell nur schadet und den natürlichen, guten Fluss der Dinge stört.<br /><br />Wer Derartiges empfindet, darf nicht vergessen: <a href="http://nature-sucks.com/index.php/why-does-nature-suck" target="_blank">Nature sucks</a>. Auch wenn Risiken bestehen und oft unerwünschte Fehler passieren, ist das Ziel der Wissenschaft, ist das Ziel einer kritischen Welterkundung, unser aller Dasein ein bisschen weniger unangenehm zu machen.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-1047503538493100062012-06-16T13:43:00.001+02:002012-06-16T13:54:56.893+02:00Sport und Pseudowissenschaft - ein Dream-Team?<div style="text-align: justify;">Die Fussball-Europameisterschaft ist in vollem Gange, und trotz immer vorhandener und notwendiger Diskussionen rund um politische und finanzielle Umstände solcher sportlicher Grossanlässe ist ein athletischer Wettkampf auf höchstem Niveau immer eine spannende Sache.<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">Eine bestimmte Komponente ist dabei stets vorhanden: Wo Sport auf höchstem Niveau stattfindet, wo also Athletinnen und Athleten ihre Körper bis an die Grenzen des biologisch Machbaren zwingen, dort ist auch die Verlockung gross, durch den Einsatz unerlaubter oder gefährlicher Mittel diese Grenzen auszuweiten.<br /><br />Wie Focus Online unlängst <a href="http://www.focus.de/sport/fussball/em-2012/news/esoterik-geschenke-fuer-nationalspieler-zur-em-2012-joachim-loew-will-mit-hindu-baendchen-titel-holen_aid_760154.html" target="_blank">berichtete</a>, wird zu diesem Zweck auch zu esoterischen Aufputschmitteln gegriffen:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.focus.de/sport/fussball/em-2012/news/esoterik-geschenke-fuer-nationalspieler-zur-em-2012-joachim-loew-will-mit-hindu-baendchen-titel-holen_aid_760154.html" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="400" src="http://3.bp.blogspot.com/-QW_CjQLf1Dg/T9uFnmQNonI/AAAAAAAADHE/ctIKy5a-fEs/s400/Selection_002.png" width="373" /></a></div>Wenn sogar der deutsche Nationaltrainer Joachim Löw seinen Spielern <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Shambala" target="_blank">Shambala</a>-Armbänder verteilt, sind ein paar Überlegungen zu Esoterik und Pseudowissenschaft im Sport angebracht.<br /><br />Einen Umstand möchte ich vorwegnehmen: Konkrete Daten zu der Verbreitung bestimmter esoterischer und/oder pseudowissenschaftlicher Mittel und Methoden in Profi- und Breitensport liegen mir keine vor; mit diesem Blogeintrag will ich also nicht alarmistisch behaupten, Sport sei von Pseudowissenschaft unterwandert.<br /><br /><h2> Wo der Placebo Berge versetzt</h2>Eine erste mögliche Erklärung für die Nutzung von Esoterik und Pseudowissenschaft in athletischem Umfeld sehe ich in der körperlichen Unmittelbarkeit von Sport gegeben.<br /><br />Der Mensch ist darauf geeicht, aus anekdotischen Vorgängen kausale Muster zu erkennen, und diese fast automatisierte Suche nach Mustern hilft uns ganz gut durch den Alltag. Besonders durch die lebenslange Wiederholung von Vorgängen, die unseren eigenen Körper betreffen, werden wir alle zu Experten des Subjektiven: Wenn die Blase drückt, muss ich urinieren, dann drückt sie nicht mehr. Wenn das unangenehme Hungergefühl auftaucht, esse ich etwas, und das Gefühl ist vorläufig gebannt. Wenn das diffuse und doch so bekannte Gefühl der Müdigkeit mich überwältigt, bette ich mich zum Schlaf und bin nachher weniger müde. Wenn ich sexuelle Erregung verspüre, weiss ich, dass eine entweder alleine oder in Gemeinschaft stattfindende stimulative Entladung ein wohliges Empfinden verursacht.<br /><a name='more'></a><br />Der menschliche Modus des Weltverstehens gründet in dieser teils unbewussten körperlichen Mustersuche und -anwendung, und es ist keine Überraschung, dass diese Mustersuche bei Sport, einer zutiefst körperlichen Handlung, wetergeht. Das ist nicht grundsätzlich schlimm - durch den Alltag manoevrieren wir uns auch einigermassen gut - , aber das Problem mit hyperaktiver Mustersuche ist, dass viele Falschpositive vorkommen: Wir sehen kausale Zusammenhänge, wo keine sind.<br /><br />Im Bereich des Körperlichen sind solch falschpositive Muster für das Individuum oft harmlos. Der Placebo-Effekt eines Scheinmedikamentes z.B. betrifft die biologische Aktivität des Menschen nur wenig - ein Schnupfen heilt mit Placebo in zwei Wochen, ohne Placebo in 14 Tagen.<br /><br />Bei der Interaktion des Individuums mit der Umwelt können falschpositive Muster und die dazugehörige Placebo-Komponente durchaus gewichtige Wirkungen entfalten. Ist eine Person z.B. überzeugt, dass eine schwarze Katze Unglück, ein vierblättriges Kleeblatt dagegen Glück bringt, wird in einer selbsterfüllenden Prophezeiung diese Effekte für sich selber verursachen - nicht zuletzt infolge der gesteigerten Wahrnehmung für «Glück» oder «Unglück», womit also die Interpretation der Umwelt anders erfolgt (Wenn man bewusst nach Dingen sucht, welche in die Kategorie «Unglück» passen, entsteht automatisch der Eindruck, das «Unglück» sei an diesem Tag besonders hoch, weil eine stark selektive Wahrnehmung vorliegt.).<br /><br />Und hier sehe ich den Grund, warum Esoterik und Pseudowissenschaft im Sport eine durchaus grosse Rolle spielen können: Auch wenn durch falschpositive Muster verursachte selbsterfüllende Prophezeiungen bei Sportlerinnen und Sportlern nur minimale Auswirkungen haben, z.B. bei der individuellen Motiviertheit, können diese Auswirkungen genug gross sein, um tatsächlich wahrnehmbare Effekte zu verursachen. Durch solche Effekte dürften z.B. Fälle von «<a href="http://www.netzathleten.de/Sportmagazin/Body-Soul/Trainingsweltmeister-Leistungsabfall-im-Wettkampf/1625762107163979449/head" target="_blank">Trainingsweltmeistern</a>» miterklärt sein, bei denen die subjektive Wahrnehmung und Interpretation des Umfeldes eine andere Leistung bewirkt.<br /><br />Der Placeboeffekt im Sport, einer Domäne des Körperlichen, trägt bisweilen sehr eigentümliche Blüten. In den USA etwa ist im Profisport verbreitet, Gottheiten anzurufen (<a href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Buffaloes_say_prayer_before_Colorado_at_Cal_2010-09-11.JPG#" target="_blank">Bildquelle</a>):<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f4/Buffaloes_say_prayer_before_Colorado_at_Cal_2010-09-11.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="299" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f4/Buffaloes_say_prayer_before_Colorado_at_Cal_2010-09-11.JPG" width="400" /></a></div>In solchen Fällen offensichtlichen Aberglaubens wird der Effekt des Placebo deutlich: Die Footballspieler im Bild meinen, durch göttlichen Beistand eine bessere Leistung zu erbringen. Aus theologischer Sicht ist das natürlich absurd (auch im Rahmen von Religion ist unklar, warum Gottheiten sich für Ballspiele interessieren sollten), aber der subjektive Eindruck dieser Intervention ist für die Betroffenen mitunter Grund genug, das Ritual beizubehalten.<br /><br />Ein Aspekt, den ich an dieser Stelle nicht bespreche, sind mögliche gruppenpsychologische Wirkungen, bei denen sich die Wahrnehmung esoterisch-pseudowissenschaftlicher Verfahren in einer Art «confirmation bias» verzerrt. Ein solcher Mechanismus dürfte bei Sport, einer gleichermassen subjektiv-körperlichen wie sozialen Handlung, ebenfalls eine Rolle spielen.<br /><br /><h2> Profisport: Wandelnde Werbeflächen</h2>Ein weiterer Grund, warum Esoterik und Pseudowissenschaft auch im Sport präsent sind, dürfte im für Werbung lockenden visuellen Spektakel von Sport begründet liegen.<br /><br />Athletinnen und Athleten stehen für Eigenschaften, welche uns alle (ob wir es eingestehen wollen oder nicht) ein Stück weit ansprechen: Jugendhaftigkeit, Ausdauer, Kraft, Kampfeswille, Fairness, Gesundheit, Disziplin. Somit stellt Sport einen einzigartigen Werbeträger dar, denn es gibt kaum Produkte, die nicht mit solchen Eigenschaften in Verbindung gebracht werden möchten.<br /><br />Diese visuelle Kraft der Werbe-Assoziation, welche zeitgenössischen Profisport fast vollkommen durchdringt, machen sich auch esoterisch-pseudowissenschaftliche Produkte zu Nutze. Das vielleicht beste Beispiel: «<a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Power_Balance" target="_blank">Power Balance</a>»-Armbänder:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2a/Power_Balance_bracelet.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="300" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2a/Power_Balance_bracelet.jpg" width="400" /></a></div>Diese Gummi-Armbänder mit Hologramm-Bild stellen <a href="http://www.sueddeutsche.de/wissen/power-balance-baender-wie-man-ein-billiges-armband-teuer-verkauft-1.1053007" target="_blank">Behauptungen auf</a>, die zum Besten gehören, was esoterisch-pseudowissenschaftliche Schwurbeilei zu bieten hat. Und doch springen Profi-Sportler auch in der Schweiz auf den Hologramm-Zug des Irrsinnigen auf, wie der Kassensturz letztes Jahr erwähnte:<br /><object data="http://www.sf.tv/videoplayer/embed/fb771a42-897f-416a-9429-d7dff37aaa8d" style="height: 372px; width: 621px;" type="application/x-shockwave-flash"><param name="movie" value="http://www.sf.tv/videoplayer/embed/fb771a42-897f-416a-9429-d7dff37aaa8d"/> <param name="quality" value="high" /> <param name="allowFullScreen" value="true" /> <a href="http://www.videoportal.sf.tv/video?id=fb771a42-897f-416a-9429-d7dff37aaa8d" alt="zum Videoportal des Schweizer Fernsehens">Kassensturz vom 22.03.2011</a></object><br /><br />Der Balancetest, den der Kassensturz in Anlehnung an die Power Balance-Marketing-Videos vornimmt, ist im Übrigen ein ganz alter Hut der pseudowissenschaftlichen «<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kinesiologie" target="_blank">Kinesiologie</a>», wie Richard Saunders von den <a href="http://www.skeptics.com.au/" target="_blank">Australian Skeptics</a> demonstriert:<br /><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="349" src="http://www.youtube.com/embed/Piu75P8sxTo" width="621"></iframe><br /><br />Power Balance ist also recht offensichtlich zu ein Produkt, welches nicht hält, was es versprich. Warum ist dem Gummiband in Sportlerkreisen dennoch grosser Erfolg beschert? Einerseits spielt wohl der oben beschriebene im Sport wichtige Placebo-Effekt eine Rolle, andererseits werden in den Werbeaktivitäten von Power Balance gezielt Sportlerinnen und Sportler als Werbeflächen genutzt:<br /><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="349" src="http://www.youtube.com/embed/rcLt16Otmmc" width="621"></iframe><br /><br />Power Balance ist nur ein bestimmtes Produkt eines eigentümlichen pseudowissenschaftlichen Sportaccessoires: Leistungssteigernder Schmuck. Ein Klassiker, der auch in der Schweiz eine treue Anhängerschaft hat, sind «<a href="http://www.phiten.ch/it/home/?language=de" target="_blank">Phiten</a>»-Bänder. Auch hier die an sich immer gleichen Behauptungen zu <a href="http://www.phiten.ch/it/un-introduzione/la-tecnologia/?language=de" target="_blank">gesteigertem Gleichgewicht und besseren Schwingungen</a>, und auch hier eine <a href="http://www.phiten.ch/referenzen/sportler/?language=de" target="_blank">Liste </a>gesponserter Sportlerinnen und Sportler bzw. Sportverbände:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.phiten.ch/referenzen/sportler/?language=de" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="400" src="http://4.bp.blogspot.com/-vBKROraM-d0/T9xjonMkvuI/AAAAAAAADHQ/v5Dy4Vj6_ck/s400/phiten_sportler.PNG" width="285" /></a></div><br /><h2> Fazit: Allzu Menschliches</h2>Esoterik und Pseudowissenschaft im Sport ist ein Thema, welchem bisher aus skeptischer Sicht nicht viel Bedeutung beigemessen wird. Das hängt vermutlich auch mit der insgesamt geringen gesellschaftspolitischen Relevanz von Sport zusammmen: Für die meisten Leute ist Sport entweder eine Freizeitbeschäftigung oder abendliche Fernsehunterhaltung, also kein «hartes» Problemfeld wie Wirtschaft oder Politik.<br /><br />Diese Haltung ist nachvollziehbar, aber gefährlich. Auch jene, die über die auf das Körperliche fixierte Aktivität Sport nur die Nase rümpfen, müssen anerkennen, dass Sport eine grosse symbolische Bedeutung hat. Trotz dessen starker Kommerzialisierung steht der sportliche Wettkampf nach wie vor für auch für Fairness, Durchhaltevermögen, Disziplin; für Eigenschaften also, welche für viele Menschen erstrebenswerte Tugenden darstellen. Aus diesem Grund ist es wichtig, Sportlerinnen und Sportler als Symbolträgerinnen und -träger dieser Tugenden kritisch unter die Lupe zu nehmen: Wer gesellschaftliche Vorbildfunktionen ausübt, sollte dies in vernunftgeleitetem Rahmen machen.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com9tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-73450472678906620892012-06-10T17:06:00.000+02:002012-06-11T10:49:44.437+02:00Eindrücke von der Vereinsgründung der «Skeptiker Schweiz»<div style="text-align: justify;">Nach <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/search/label/skeptiker%20schweiz" target="_blank">langem Warten</a> war es gestern so weit: «Skeptiker Schweiz - Verein für kritisches Denken» wurde gegründet.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-3TmDVJTN0jo/T9Sq5xTONdI/AAAAAAAADGQ/ukZudK9tiiI/s1600/skgv12_001.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://3.bp.blogspot.com/-3TmDVJTN0jo/T9Sq5xTONdI/AAAAAAAADGQ/ukZudK9tiiI/s640/skgv12_001.jpg" width="426" /></a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Im vollgepackten Saal - so soll es auch sein - hielt <a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/" target="_blank">Florian Freistetter</a> ein Referat zum Weltungergang 2012 (Das erste Foto stammt von Florians <a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/06/seltsame-schweiz-impressionen-aus-zurich.php" target="_blank">Reisebericht aus Zürich</a>):</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-OXaYu28ip2o/T9Swk03Z_jI/AAAAAAAADGc/mraWU04JW9I/s1600/DSC06534.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="298" src="http://3.bp.blogspot.com/-OXaYu28ip2o/T9Swk03Z_jI/AAAAAAAADGc/mraWU04JW9I/s400/DSC06534.jpg" width="400" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-eZNyQxFusMg/T9Sxwb12hZI/AAAAAAAADGs/jbnIgmqaYcA/s1600/skgv12_014.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="266" src="http://2.bp.blogspot.com/-eZNyQxFusMg/T9Sxwb12hZI/AAAAAAAADGs/jbnIgmqaYcA/s400/skgv12_014.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-F873Sy1CrGY/T9Sx-7rq1mI/AAAAAAAADG0/9ZhrzoaKOZY/s1600/skgv12_028.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="266" src="http://4.bp.blogspot.com/-F873Sy1CrGY/T9Sx-7rq1mI/AAAAAAAADG0/9ZhrzoaKOZY/s400/skgv12_028.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Auch <a href="http://www.gwup.org/component/content/article/760-wiw-amardeo-sarma" target="_blank">Amardeo Sarma</a>, der Vorsitzende der GWUP, stattete uns einen Besuch ab, und gab uns einige Tipps aus dem GWUP-Erfahrungsschatz <a href="http://www.gwup.org/ueber-uns-uebersicht/gwup-geschichte" target="_blank">der letzen 25 Jahre</a> mit auf den Weg:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-7cKh2mgUdq4/T9SxZ8vuoaI/AAAAAAAADGk/Bc92lpAdTZA/s1600/skgv12_005.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="265" src="http://1.bp.blogspot.com/-7cKh2mgUdq4/T9SxZ8vuoaI/AAAAAAAADGk/Bc92lpAdTZA/s400/skgv12_005.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Den ersten Vorstand der «Skeptiker Schweiz» bilden (leider haben wir nicht daran gedacht, ein Gruppenfoto o.ä. zu machen):</div><ul><li>Christian Burger</li><li>Fabian Frei</li><li>Tobias Füchslin</li><li>Marko Kovic</li><li>Marcel Küchler</li></ul>Der Kassier ist Christian, und ich übernehme vorerst das Präsidium. Die Revisionsstelle übernimmt Daniel Andres.<br /><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ich bedanke mich ganz herzlich bei Florian Freistetter und Amardeo Sarma für ihren Besuch, wie natürlich auch bei allen anderen gestern Anwesenden. Besonderer Dank gebührt zudem allen, die zur Entstehung der «Skeptiker Schweiz» beigetragen haben.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Für alle an einer Mitgliedschaft Interessierten: Der Mitgliederbeitrag bis Ende 2012 beträgt CHF 30.-. Auf <a href="http://www.skeptiker.ch/">www.skeptiker.ch</a> werden wir ein Online-Beitrittsformular sowie eine PDF-Version aufschalten. Für alle, die sofort Mitglied werden möchten: Die PDF-Version des Formulars, welche bequem am PC ausgefüllt und anschliessend an Christian Burger (christian.burger@skeptiker.ch) geschickt werden kann, ist <a href="https://dl.dropbox.com/u/5142986/Beitrittsformular_Skeptiker_Schweiz.pdf" target="_blank">hier</a> herunterladbar.<br /><br /><b>UPDATE 11.06.2012:</b><br />Das Anmelde-Formular ist nun auch <a href="http://skeptiker.ch/index.php/der-verein/mitglied-werden" target="_blank">online</a> auf <a href="http://www.skeptiker.ch/">www.skeptiker.ch</a>. </div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-15116431522040073692012-06-03T18:34:00.000+02:002012-06-03T18:37:32.106+02:00Mamablog: «Weshalb fahren Familien auf Homöopathie ab?»<div style="text-align: justify;">Am 10. Mai <a href="http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/23862/weshalb-fahren-familien-auf-homoopathie-ab/" target="_blank">erschien</a> auf dem «Mamablog» des Tagesanzeigers ein Artikel, welcher der Frage nachgeht, warum Homöopathie bei Eltern so beliebt sei:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/23862/weshalb-fahren-familien-auf-homoopathie-ab/" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="364" src="http://4.bp.blogspot.com/-v3b3sLZ2kV4/T8tHYVCgIAI/AAAAAAAADF4/ziCsEaCMp7c/s400/Selection_001.png" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Zunächst sei bemerkt, dass der Mamablog-Artikel keine Daten präsentiert, welche zeigten, ob Homöopathie bei Familien besonders verbreitet sei («<i>Das bestätigen Homöopathen und die Regale von Buchläden: Dutzende Ratgeber und Nachschlagewerke versuchen dem Laien diese Alternativmedizin näherzubringen. Viele Buchtitel richten sich dabei explizit an Familien.</i>»).</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Dennoch ist der Artikel lesenswert, da er einerseits gut beschreibt, warum es für Eltern vielleicht verlockend sein kann, Homöopathie anzuwenden - und andererseits demonstriert, wie egoistisch Eltern sein müssen, um ihren Kleinkindern Homöopathie zu verabreichen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Der Reiz der Homöopathie</h2><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Die Autorin erklärt zunächst, dass die Lehre der Homöopathie nicht eben simpel ist:</div><blockquote class="tr_bq">Die Eltern müssen also die Art des Schmerzes bestimmen sowie den allgemeinen Zustand des Kindes erfassen können.<br />Das ist anspruchsvoll. Und alles für eine Behandlung, deren Wirkung umstritten ist.<br />Weshalb also ist die homöopathische Behandlung für Eltern derart attraktiv? </blockquote><div style="text-align: justify;">Ein berechtigter Punkt, und die vermutete Antwort ist auf einer emotionalen Ebene nachvollziehbar:<br /><blockquote class="tr_bq">Vor allem wohl, weil sich viele Eltern gegenüber der Schulmedizin eine Alternative wünschen. Sie sind irritiert, wenn ihnen der Arzt bei einem normalen grippalen Infekt eine Handvoll chemischer Medikamente in die Hand drückt, damit sie diese dem Kleinkind verabreichen. Die Eltern setzen mit der Homöopathie auf eine natürliche Methode, die im Gegensatz zu Medikamenten keine Nebenwirkungen hat.</blockquote>Damit ist der elterliche Beschützerinstinkt angesprochen: Man will das eigene Kind nicht vermeintlich aggressiven Stoffen aussetzen, und setzt stattdessen lieber auf angeblich mildere Heilmittel. Und bereits hier setzt die Liebe zum eigenen Kind aus und beginnt der eigene, egoistische Glaube.<br /><br /></div><div style="text-align: justify;"><h2> Was ich glaube, hat mein Kind zu schlucken</h2><a name='more'></a>Im letzten Zitat schreibt die Autorin, Eltern wollten anstatt «chemischer» Medikamente eine «natürliche» Methode, wie eben Homöopathie. Die Mamablog-Autorin zeigt mit diesem Argument, dass sei als Homöopathie-Verfechterin nicht gewillt ist, die Marketing-Glaubenssätze der Homöopathie zu hinterfragen.<br /><br />«Chemisch» wird von der Autorin als negativer Begriff benutzt; was «chemisch» ist, ist schlimm und automatisch «unnatürlich». Das ist kompletter Unfug: Synthetisch hergestellte Medikamente sind genauso «chemisch» wie Wasser, Wiesen und Wälder.<br />Was die Autorin tatsächlich meint, ist etwas anderes. «Chemisch» bedeutet, dass Substanzen mit erklärbaren Eigenschaften auch erklärbare Folgen haben. Das fehlt bei der Homöopathie, wo es um Zauberei geht.<br /><br />Weiter steht im Artikel:<br /><blockquote class="tr_bq">Hinzu kommt, dass man damit nichts falsch machen kann – vorausgesetzt natürlich, man versucht sich nicht an schweren oder chronischen Krankheiten. Dies erlaubt es den Eltern auszuprobieren: Hilft ein Mittel nicht relativ bald, war es wohl einfach das falsche. Es gilt ein neues zu wählen, ganz nach dem Prinzip «nützt’s nicht, so schadet es auch nicht». Wird der Schmerz, der Husten, oder der grippale Infekt danach nicht rasch besser, kann man ja noch immer zum Arzt, so die Überlegung.</blockquote></div><div style="text-align: justify;">Auf den ersten Blick ist das eine vernünftige Haltung: Bei schweren Gebrechen trotzdem zum Arzt, und ansonsten halt ein bisschen Globuli. Ein guter Kompromiss? Nein.<br /><br />Zunächst ist aus rein praktischer Sicht zu beachten, dass die meisten Menschen keine medizinische Ausbildung haben und entsprechend schlecht bestimmen können, wann bestimmte Symptome harmlos sind und wann nicht.<br />Weiter erkennen Homöopathie-Nutzerinnen und -Nutzer nicht, dass sie mit diesem Argument indirekt anerkennen, dass Homöopathie nicht hilft. Wer im Voraus klarstellt, dass Homöopathie nur bei harmlosen Gebrechen eingesetzt werden soll und nicht in gefährlichen Situationen, erklärt damit, dass die angebliche Wirkung der Homöopathie nur dort wirkt, wo eine Heilung sowieso zu erwarten ist. Das ist der grosse Erfolg des Homöopathie-Marketings: Zustände, welche der menschliche Körper in der Regel selber bewältigen kann, zusätzlich mit Globuli «behandeln», und Erfolge können fast nicht ausbleiben. Es ist enorm simpel, solche Korrelationen herzustellen.<br /><br />Die Autorin beschreibt in obigem Zitat auch, dass Eltern einfach ein anderes homöopathisches Mittel ausprobieren können, wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt. Das ganze Prozedere betrifft - das darf nicht vergessen werden - Säuglinge und Kleinkinder. Was die Autorin hier also propagiert, ist das Herumexperimentieren an Kindern, um den eigenen Glauben bestätigt zu sehen. Wer tatsächlich an die angeblichen paranormalen Eigenschaften der Homöopathie glaubt, kann zum Beispiel einfach nicht ausschliessen, dass doch sehr gravierende Nebenwirkungen entstehen.<br /><br />Nicht fehlen darf natürlich das Totschlagargument «Nützt’s nicht, so schadet es auch nicht» - doch, es <i>schadet</i> eben, wenn das Kind durch das Vorenthalten richtiger medizinischer Betreuung unnötige Strapazen erleidet.<br /><br />Das Argumentarium des Mamablog-Artikels endet hier, und der Rest sind - wie könnte es anders sein - persönliche Anekdoten der Autorin. Dabei zeigt sich, dass auch eine scheinbar überzeugte Homöopathie-Anhängerin entweder nicht wirklich an das Ganze glaubt, oder nicht wirklich informiert ist:<br /><blockquote class="tr_bq">Doch ich muss zugeben: Ich pröble nicht lange, denn allzu viel traue ich mir auf diesem Gebiet nicht zu. Wird der Zustand des Kindes mit den Kügelchen nicht schnell besser, wähle ich wenn nötig relativ rasch die Nummer der Homöopathin oder des Arztes.</blockquote>Wenn die Autorin nur auf kurzfristige Ergebnisse hofft, missachtet sie eine der wichtigen Regeln der Homöopathie: Die Erstverschlimmerung oder «Erstreaktion». Dazu Hahnemann («Organon der Heilkunst», 6. Auflage):<br /><blockquote class="tr_bq">Bei der Erstwirkung der künstlichen Krankheits-Potenzen (Arzneien) auf unsern gesunden Körper, scheint sich (wie man aus folgenden Beispielen ersieht) diese unsere Lebenskraft bloß empfänglich (receptiv, gleichsam leidend) zu verhalten und so, wie gezwungen, die Eindrücke der von außen einwirkenden, künstlichen Potenz in sich geschehen und dadurch ihr Befinden umändern zu lassen, dann aber sich gleichsam wieder zu ermannen, und dieser in sich aufgenommenen Einwirkung (Erstwirkung) a) den gerade entgegengesetzten Befindens-Zustand (Gegenwirkung, Nachwirkung) wo es einen solchen giebt, in gleichem Grade hervorzubringen als die Einwirkung (Erstwirkung) der künstlich krank machenden, oder arzneilichen Potenz auf sie gewesen war und zwar nach dem Maße ihrer eignen Energie - oder, b) wo es einen der Erstwirkung gerade entgegengesetzten Zustand in der Natur nicht giebt, scheint sie sich zu bestreben, ihr Uebergewicht geltend zu machen durch Auslöschen der von außen (durch die Arznei) in ihr bewirkten Veränderung, an deren Stelle sie ihre Norm wieder einsetzt (Nachwirkung, Heilwirkung).</blockquote>Also, liebe Eltern: Wenn auch nach der Einnahme der Globuli keine Verbesserung beim Kind eintritt, einfach weiter warten - es ist ganz normal, dass das Kind ein bisschen leidet.<br /><br />Und an die Mamablog-Autorin, wie an alle anderen Homöopathie-Verfechterinnen und -Verfechter, ein Lesetip:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-n_cTV5CGtHI/T8uLMaD1I4I/AAAAAAAADGE/KOQW2Lb6fI4/s1600/organon.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="http://3.bp.blogspot.com/-n_cTV5CGtHI/T8uLMaD1I4I/AAAAAAAADGE/KOQW2Lb6fI4/s400/organon.jpg" width="300" /></a></div>Bei der Homöopathie fällt wie bei anderen Religionen auf, dass die Gläubigen die eigenen mystisch-religiösen Texte nicht allzu oft lesen.<br /><br /><h2> Fazit: Die Wirklichkeit ist auch nur eine Meinung</h2>Der Mamablog-Artikel schliesst mit folgenden Sätzen:<br /><blockquote class="tr_bq">Ob diese Erfolge nun das Ergebnis der homöopathischen Mittel oder einer eingebildeten Wirkung waren ist unwichtig. Hauptsache es hat geholfen.</blockquote>Aus rein logischer Sicht ist diese Aussage nicht ganz korrekt. Wenn es sich um eine eingebildete Wirkung handelt, ist die Folge «es hat geholfen» letztlich nicht mehr, als eben diese eingebildete Wirkung.<br /><br />Darüber hinaus ist eine solche Aussage einfach nur traurig. Es ist erschütternd, dass erwachsene, mündige, vernunftbegabte Menschen entscheiden, die Realität sei für sie nicht so wichtig - für sie, und für ihre Kinder.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com9tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-48891590968594197562012-05-30T21:56:00.000+02:002012-05-30T21:56:31.190+02:00«Skeptiker Schweiz»: Bald ist es soweit<div style="text-align: justify;">Die Gründungsversammlung des Vereins «Skeptiker Schweiz» steht kurz bevor, und aus diesem Anlass haben wir gestern eine erste Medienmitteilung rausgegeben:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-9Yj1DP31i_0/T8Z6S0Frx4I/AAAAAAAADFk/RAT2JCX2JNU/s1600/Medienmitteilung_Skeptiker_Schweiz_1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://1.bp.blogspot.com/-9Yj1DP31i_0/T8Z6S0Frx4I/AAAAAAAADFk/RAT2JCX2JNU/s640/Medienmitteilung_Skeptiker_Schweiz_1.png" width="452" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-fG-V9QS4ZAI/T8Z6YOwd_tI/AAAAAAAADFs/dIHS7OH9n0Y/s1600/Medienmitteilung_Skeptiker_Schweiz_2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://1.bp.blogspot.com/-fG-V9QS4ZAI/T8Z6YOwd_tI/AAAAAAAADFs/dIHS7OH9n0Y/s640/Medienmitteilung_Skeptiker_Schweiz_2.png" width="452" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Es gilt also ernst: Durch die modrigen Gewässer der PR-Kommunikation watet nämlich nur, wer für eine Sache genug Begeisterung und Leidenschaft mitbringt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In diesem Sinne seien nochmals alle Interessierten an die Gründungsversammlung vom Samstag, dem 9. Juni, um 15.00 Uhr in der Museumsgesellschaft Zürich (Limmatquai 62, 8022 Zürich), herzlich eingeladen - und eher kritische Stimmen sind natürlich ebenso willkommen.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-76807139771723846132012-05-25T21:05:00.000+02:002012-05-25T21:06:58.900+02:00Die Jagd auf den Yeti ist eröffnet! (und: Lesetip)<div style="text-align: justify;">Verkehrte Welt: Die GWUP <a href="http://blog.gwup.net/2012/05/24/der-sommerloch-panther-diesmal-in-der-schweiz/" target="_blank">berichtet</a> über den <a href="http://www.welt.de/vermischtes/article106279669/Schweizer-jagen-mysterioesen-schwarzen-Panther.html" target="_blank">«Yeti»-Europas</a> - einen mysteriösen angeblichen schwarzen Panther, der gegenwärtig in der Schweiz sein Unwesen treiben soll.<br />Und derweil suchen Forscher aus der <i>Schweiz</i> den Yeti <i>Asiens</i>, nämlich das eigentliche <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Yeti" target="_blank">Fabelwesen</a> aus dem Himalaya, wie 20minuten gestern berichtete:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-UXAoUVEInHM/T7_OsorT43I/AAAAAAAADFE/GfXdkFJtMFg/s1600/20min_yeti_1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="http://4.bp.blogspot.com/-UXAoUVEInHM/T7_OsorT43I/AAAAAAAADFE/GfXdkFJtMFg/s400/20min_yeti_1.jpg" width="387" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-CUTGzAB0BkM/T7_OvuAuyGI/AAAAAAAADFM/mksWv6Ix2BI/s1600/20min_yeti_2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://1.bp.blogspot.com/-CUTGzAB0BkM/T7_OvuAuyGI/AAAAAAAADFM/mksWv6Ix2BI/s640/20min_yeti_2.jpg" width="323" /></a></div>Das <a href="http://www.zoologie.vd.ch/" target="_blank">Zoologische Museum in Lausanne</a> ist in Besitz des Nachlasses von <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Heuvelmans" target="_blank">Bernard Heuvelmans</a>, eines Biologen, der grosse Teile seines Lebens der Suche unentdeckter Tierarten widmete. Zu diesem Zweck lässt das Museum organisches Material, welches von der Kreatur des Yeti stammen könnte, in England genetisch untersuchen.<br /><br />Was ist davon zu halten, dass letztlich Steuergelder in die Suche nach dem Yeti fliessen? In diesem Fall scheint das Vorgehen durchaus gerechtfertigt. Es handelt sich hierbei nämlich um korrektes, wissenschaftlich-kritisches Vorgehen: Eine grundsätzlich plausible Hypothese (Existenz einer unbekannten Menschenaffenart) soll anhand empirischer Beweise geprüft werden, und die Beteiligten sind ergebnisoffen.<br /><br />Auf der Webseite des Zoologischen Museums in Lausanne wird im Abschnitt zur Kryptozoologie zudem explizit <a href="http://www.zoologie.vd.ch/7_Cryptozoologie/CrH.htm" target="_blank">festgehalten</a>:<br /><blockquote class="tr_bq">En aucun cas, nous ne cautionnons ou donnons un blanc-seing à l'entier de la communauté très disparate des cryptozoologues.</blockquote>Das Museum will also nicht pauschal alle Auswüchse der «<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kryptozoologie" target="_blank">Kryptozoologie</a>», der ewigen Halbwissenschaft, gutheissen - sehr löblich, liessen sich doch sicher viele Besucherinnen und Besucher mit fantastischen Monstergeschichten ins Museum locken.<br /><br />In diesem Zusammenhang noch ein Lesetip:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-7s92gUCFQ9E/T7_UqDDR6vI/AAAAAAAADFY/I4qVeaEHv0U/s1600/riesenkraken_und_tigerw%C3%B6lfe.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://4.bp.blogspot.com/-7s92gUCFQ9E/T7_UqDDR6vI/AAAAAAAADFY/I4qVeaEHv0U/s640/riesenkraken_und_tigerw%C3%B6lfe.jpg" width="480" /></a></div>«Riesenkraken und Tigerwölfe» ist ein spannendes Buch, in welchem leidenschaftlich, aber nie unkritisch über die zwischen Wissenschaft und Aberglaube schwingende Welt der Kryptozoologie erzählt wird.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-15261872674041232172012-05-22T05:19:00.001+02:002012-05-22T08:31:00.990+02:00Das war die 6. Weltskeptikerkonferenz<div style="text-align: justify;">Ich selber konnte nicht dabei sein, aber die Berichterstattung zur <a href="http://www.worldskeptics.org/de/home-de" target="_blank">6. Weltskeptikerkonferenz</a> in Berlin zeugt von einem sehr gelungenen Treffen von Skeptikerinnen und Skeptikern aus aller Welt.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.worldskeptics.org/de/home-de" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-Ns7hSucn79Y/T2eHsoFVMGI/AAAAAAAADAw/d1JG9CV2MTM/s1600/world_skeptics_congress.jpg" /></a></div><div style="text-align: justify;"><br />Die GWUP fasst das umfangreiche <a href="http://www.gwup.org/component/content/article/116-medienecho/1093-medienecho-2012" target="_blank">Medienecho</a> zur Konferenz zusammen:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.gwup.org/component/content/article/116-medienecho/1093-medienecho-2012" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="400" src="http://1.bp.blogspot.com/-c5hBPQr7KOA/T7r9lzqPhAI/AAAAAAAADE4/GykeJ5lhGzg/s400/Selection_005.png" width="379" /></a></div>Was sehr positiv auffällt: Der Anlass fand auch ausserhalb der Skeptikergemeinschaft den verdienten Anklang.<br /><br />Die GWUP berichtete auf ihrem Blog ausführlich über die Weltskeptikerkonferenz:<br /><ul><li><a href="http://blog.gwup.net/2012/05/18/konferenz-auftakt-in-berlin-kreationismus/" target="_blank">Konferenz-Auftakt in Berlin: Kreationismus</a></li><li><a href="http://blog.gwup.net/2012/05/18/wsc-arche-noah-und-schwimmende-giraffen/" target="_blank">WSC: Arche Noah und schwimmende Giraffen</a></li><li><a href="http://blog.gwup.net/2012/05/18/reason-award-ritterschlag-fur-vier-skeptiker/" target="_blank">Reason Award beim WSC: Ritterschlag für vier verdiente Skeptiker</a></li><li><a href="http://blog.gwup.net/2012/05/19/wsc-ii-may-the-chi-be-with-you/" target="_blank">WSC, zweiter Tag: May the CHI be with you!</a></li><li><a href="http://blog.gwup.net/2012/05/19/wsc-zweiter-tag-science-not-witchcraft/" target="_blank">WSC, zweiter Tag: “Science, no witchcraft!”</a></li><li><a href="http://blog.gwup.net/2012/05/20/wsc-dritter-tag-a-tribute-to-james-randi/" target="_blank">WSC, dritter Tag: A Tribute to James Randi</a></li></ul>Auch Ulrich Berger von <a href="http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/" target="_blank">Kritisch gedacht</a> hat zur Weltskeptikerkonferenz gebloggt:<br /><ul><li><a href="http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2012/05/wsc-2012-tag-2-the-good-the-bad-the-ugly.php" target="_blank">WSC 2012 - Prolog: Der Science Slam</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2012/05/wsc-2012-tag-1-kreationismus-erziehung-und-ein-paar-stolze-preistrager.php" target="_blank">WSC 2012 - Tag 1: Kreationismus, Erziehung und ein paar stolze Preisträger</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2012/05/wsc-2012-tag-2-the-good-the-bad-the-ugly.php" target="_blank">WSC 2012 - Tag 2: The good, the bad, the ugly</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2012/05/wsc-tag-3-anleitung-zur-subversion-missbrauch-der-wissenschaft-gegen-frauen-und-james-randi.php" target="_blank">WSC - Tag 3: Anleitung zur Subversion, Missbrauch der Wissenschaft gegen Frauen... und James Randi!</a></li></ul>Und wie immer ist Verlass auf den Marathon-Blogger Florian Freistetter von <a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/" target="_blank">Astrodictum Simplex</a>:<br /><ul><li style="text-align: left;"><a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/auftakt-zum-world-skeptics-congress-die-wunderbare-genmanipulationsaufhebungsplatte.php" target="_blank">Auftakt zum World Skeptics Congress: Die wunderbare Genmanipulationsaufhebungsplatte!</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/es-gibt-nur-eine-wissenschaft-aber-jede-menge-pseudowissenschaften.php" target="_blank">Es gibt nur eine Wissenschaft - aber jede Menge Pseudowissenschaften</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/wie-eine-kartoffel-den-kindern-die-freude-an-der-wissenschaft-austreibt-und-eine-schwimmende-giraffe-sie-wieder-zuruck-bringt.php" target="_blank">Wie eine Kartoffel den Kindern die Freude an der Wissenschaft austreibt und eine schwimmende Giraffe sie wieder zurück bringt</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/wo-aberglaube-wirklich-gefahrlich-ist-skeptiker-in-afrika.php" target="_blank">Wo Aberglaube WIRKLICH gefährlich ist: Skeptiker in Afrika</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/ein-krawumm-geht-um-die-welt-5-weltskeptikerkongressausgabe.php" target="_blank">Ein Krawumm geht um die Welt (5): Weltskeptikerkongressausgabe</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/ein-krawumm-geht-um-die-welt-6-james-randi.php" target="_blank">Ein Krawumm geht um die Welt (6): James Randi!</a></li><li><a href="http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/05/der-6-world-skeptics-congress-in-berlin-ein-ruckblick-mit-bildern.php" target="_blank">Der 6. World Skeptics Congress in Berlin - ein Rückblick mit Bildern</a></li></ul>Alles in allem also ein mehr als nur gelungenes Ereignis - ganz grosses Kompliment an die GWUP, die die Konferenz organisiert hat!<br /><br />Und für alle, die es immer noch nach kritischem Denken dürstet: Am 9. Juni findet in Zürich die Gründungsversammlung von <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2012/05/das-ende-naht.html" target="_blank">Skeptiker Schweiz</a> statt.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-80967314433369648392012-05-16T20:48:00.001+02:002012-05-16T20:52:17.007+02:00NZZ: «Von der Quantenphysik zur Quantenreligion»<div style="text-align: justify;">NZZ-Online berichtet heute in einem sehr lesenswerten Artikel über die Praxis der «<a href="http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Quantenmystik" target="_blank">Quantenmystik</a>»: Wenn eine völlig legitime wissenschaftliche Theorie von der Esoterik usurpiert wird.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.nzz.ch/nachrichten/hintergrund/wissenschaft/von-der-quantenphysik-zur-quantenreligion_1.16902916.html" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" src="http://3.bp.blogspot.com/-VaGDiAAwb6I/T7Pmi0KwSpI/AAAAAAAADEE/ODXd_wzjVJg/s1600/Selection_003.png" /></a></div><div style="text-align: justify;">Quanten-Quacksalberei ist vielleicht der Prototyp der Pseudowissenschaft, wird doch versucht, eine esoterische Lehre in den Mantel der Wissenschaftlichkeit zu hüllen, um auf diese Art Glaubwürdigkeit zu haschen. Und wenn eine Amazon-Suche nach "quanten" ein Anzeichen ist, dürfte diese Strategie im Falle der Quantenmystik von Erfolg gekrönt sein:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-zGRrJD4cXO0/T7PnDxEcP4I/AAAAAAAADEM/ykj0CaA02uw/s1600/Selection_004.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="257" src="http://2.bp.blogspot.com/-zGRrJD4cXO0/T7PnDxEcP4I/AAAAAAAADEM/ykj0CaA02uw/s400/Selection_004.png" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Eines der bekannteren quantenmystischen Werke der letzten Jahre ist «<a href="http://www.imdb.com/title/tt0399877/" target="_blank">What the Bleep Do We Know ?!</a>», ein sehr erfolgreicher Dokumentarfilm, der Quantenmystik wohl endgültig salonfähig gemacht hat:<br /><div style="text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/3QlZ5O8_bGk?rel=0" width="420"></iframe></div>Mir wurde vor geraumer Zeit die Freude zuteil, die deutschsprachige Ausgabe des Buches zum Film zu lesen:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-UQ5R1UJ3wiQ/T7Pt9l1kf3I/AAAAAAAADEY/5bY3_NyUE3s/s1600/20120516_200845.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="http://3.bp.blogspot.com/-UQ5R1UJ3wiQ/T7Pt9l1kf3I/AAAAAAAADEY/5bY3_NyUE3s/s400/20120516_200845.jpg" width="300" /></a></div>Es ist eigentlich recht offensichtlich, dass Quantenmystik nicht Wissenschaft, sondern Fantasterei ist. Und doch trifft Quantenmystik irgendwie den Nerv der Zeit, ist sie doch die bequemste aller Esoterik-Gattungen: Anything goes. Alles steuern wir selber irgendwie mit den Gedanken, alles ist mit allem «verschränkt». Null Anstrengung. Null Denkleistung.<br /><br />Löblich, lässt die NZZ das nicht durchgehen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-42478500720043133572012-05-10T00:11:00.000+02:002012-05-14T13:11:33.164+02:00Tod durch Lichtnahrung: Wie weiter?<div style="text-align: justify;">Am 25. April erzählte Hugo Stamm auf Tagesanzeiger Online die <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Von-Licht-ernaehrt--bis-in-den-Tod/story/28039574" target="_blank">sonderbare Geschichte</a> einer Frau aus der Ostschweiz. Diese Frau hatte sich entschieden, keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen, und stattdessen «göttliches <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Prana" target="_blank">Prana</a>» über das Sonnenlicht als alternativen Energielieferanten zu nutzen. Die Frau hungerte zu Tode.<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Von-Licht-ernaehrt--bis-in-den-Tod/story/28039574" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" height="283" src="http://2.bp.blogspot.com/-8m8A3aSZCzI/T6l2wMhtBtI/AAAAAAAADDw/w-gXHudrtqw/s400/stamm_lichtnahrung.PNG" width="400" /></a></div>Der Verlust jedes Menschenlebens ist bedauernswert, doch dieser Fall ist zusätzlich brisant: Die abstruse Idee, sich über Licht zu ernähren, hat die Verstorbene gemäss Tagesanzeiger-Artikel dem österreichischen Dokumentarfilm «<a href="http://www.amanfangwardaslicht.at/" target="_blank">Am Anfang war das Licht</a>» entonmmen.<br /><br />Meine erste Reaktion auf diesen Vorfall fiel durchaus ein wenig verkürzt aus:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-J1e5ODuUhEs/T6l4Rb6g5TI/AAAAAAAADD4/Lvd8kH-BY4g/s1600/skeptiker-blog_facebook.PNG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://4.bp.blogspot.com/-J1e5ODuUhEs/T6l4Rb6g5TI/AAAAAAAADD4/Lvd8kH-BY4g/s1600/skeptiker-blog_facebook.PNG" /></a></div>Der Tod der an Lichtnahrung glaubenden Frau ist aber eine ernste Angelegenheit und wirft entsprechend ein paar bedenkenswerte Fragen auf: Was hat es mit Lichtnahrung auf sich? Ist der Dokumentarfilm «Am Anfang war das Licht» direkt für den Tod der Frau verantwortlich? Müsste dieser Dokumentarfilm verboten werden?<br /><br />Im Folgenden versuche ich, zu diesen Fragen einige Denkanstösse zu formulieren.<br /><a name='more'></a><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> P.A. Straubingers «Am Anfang war das Licht»: Können Menschen nur von Sonnenlicht leben?</h2><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">«<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Am_Anfang_war_das_Licht" target="_blank">Am Anfang war das Licht</a>» ist ein Dokumentarfilm des österreichischen Regisseurs Peter-Arthur Straubinger aus dem Jahr 2010. Ein Eindruck über diesen Dokumentarfilm lässt sich aus folgenden Videos gewinnen:<br /><div style="text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="345" src="http://www.youtube.com/embed/SaTDIaOZnio?rel=0" width="620"></iframe></div><div style="text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="345" src="http://www.youtube.com/embed/Oyin-W3YQY4?rel=0" width="620"></iframe></div>Den ganzen Dokumentarfilm habe ich nicht gesehen, und aus dem Trailer, dem ersten Video, wird nicht explizit klar, um was es geht: Die Aussagen sind derart schwammig, dass gemeint sein könnte, es handle sich um eine Fastenkur, bei der einfach keine feste Nahrung zu sich genommen wird. Eine der Personen, welche im Trailer zu Wort kommt, ist der Anthroposoph Michael Werner: Er behauptet, sein Januar 2001 «nichts mehr gegessen» zu haben - kalorienhaltige Flüssigkeiten <a href="http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Michael_Werner" target="_blank">nimmt er aber nach wie vor</a> zu sich.<br /><br />Im zweiten Video äussert sich der Regisseur P.A. Straubinger und klärt zwar nicht explizit auf, was es mit der Einnahme von Flüssigkeiten auf sich hat, aber er macht immerhin klar, dass er mit seinem Film die Zuschauer dazu bewegen will, «die klassische materialistische Welterklärung» zu hinterfragen.<br />Ehrlich gesagt kann ich nicht einschätzen, ob es Straubinger ernst ist: Mit Kauderwelsch wie «Die klassische Schulmedizin beruht auf streng materialistischer Metaphysik», «die klassische Naturwissenschaft reagiert wie eine Religion in vielen Bereichen», «der ultimative Beweis ist immer, wenn man selbst die Erfahrung macht» entspricht Straubinger der Parodie des schwurbelnden Esoterikers - eine Variante des <a href="http://rationalwiki.org/wiki/Poe%27s_Law" target="_blank">Poe-Gesetzes</a>?<br />Wenn es Straubinger ernst ist, ist nur schwer nachvollziehbar, was sein Argument genau ist: Einerseits soll die (Natur-)Wissenschaft zu reduzierend-engsichtig sein und lehnt «Wahrheiten» wie Lichtnahrung und Telepathie in religiösem Eifer ab. Im gleichen Atemzug aber nennt Straubinger andererseits angebliche wissenschaftliche Hinweise für Lichtnahrung. Die wissenschaftliche Methode ist also dann gut, wenn sie die eigenen Überzeugungen stützt und dann schlecht, wenn sie die eigenen Überzeugungen nicht stützt.<br /><br />Auf eine detailliertere Besprechung der Faktenlage zu Lichtnahrung verzichte ich und verweise stattdessen auf die ausgezeichnete Artikelsammlung von Ulrich Berger bei <a href="http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/" target="_blank">Kritisch gedacht</a>. Es besteht insgesamt wenig Zweifel daran, dass der Mensch ohne reguläre Nahrungsaufnahme nicht überlebensfähig ist.<br /><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Hat «Am Anfang war das Licht» ein Menschenleben gekostet?</h2><div style="text-align: justify;">Die spannendere, da weniger eindeutig beantwortbare Frage ist sicherlich, ob der Dokumentarfilm «Am Anfang war das Licht» den Tod der Frau aus der Schweiz direkt verursacht hat.<br /><br />Zunächst ist zu bemerken, dass der sehr lesenswerte Artikel Hugo Stamms viele Informationen zur Praxis der Lichtnahrung liefert, die konkrete Geschichte der verstorbenen Frau ist aber anonymisiert und eher vage gehalten. Einige Formulierungen des Artikels, welche den Gemütszustand der Frau beschreiben, sind auffällig: «Sie sass gebannt im Kino und liess sich in eine spirituelle Welt entführen.» oder «Anna Gut* wusste sofort, dass sie ihre langjährige spirituelle Suche mit dem Lichtnahrungsprozess krönen wollte.» sind Sätze, wie sie eher in belletristischen Erzählungen zu erwarten sind, da explizit die Gedanken einer Drittperson genannt werden. Hat Hugo Stamm die betroffene Frau gut gekannt und möglicherweise sogar diese Situationen mit ihr zusammen erlebt? Es bleibt unklar.<br /><br />So sind auch weitere, möglicherweise wichtige Details zu diesem Fall unbekannt; z.B., ob die Verstorbene an Krankheiten und Gebrechen litt, was für Erfahrungen sie bisher mit Esoterik und Heilsversprechen machte (der oben zitierte Satz erwähnt eine «langjährige spirituelle Suche»), wie ihre berufliche Situation aussah. Kurzum: Es fehlt ihre Biographie.<br /><br />Aufgrund dieser fehlenden Informationen ist grundsätzlich schwierig einzuschätzen, was die Verstorbene dazu bewegt hat, sich von Licht zu ernähren. Darum sei für die weiteren Überlegungen nur folgende Konfiguration angenommen:<br /><i>Die Visionierung des Films «Am Anfang war das Licht» ist eine notwendige Bedingung für den Tod der Frau.</i><br /><br />Diese kausale Annahme besagt explizit, dass die Frau noch am Leben wäre, hätte sie den Film nicht gesehen (und der Einfachheit halber meint die dichotome Variable «lebendig/tot» hier nur Fälle, in denen kein «natürlicher» Tod eintrifft, sondern ein von der Frau selber herbeigeführter). Eine schwächere Variante der Hypothese wäre, dass die Visionierung des Filmes eine hinreichende Bedingung für den späteren Tod der Frau ist: Etwas anderes hätte den Tod auch bewirken können.<br />Wie nah an der Wirklichkeit die strenge Hypothese ist, lässt sich aufgrund des Informationsmangels zum Fall nicht bestimmen. Dennoch ist die Hypothese als vermuteter Ausgangspunkt für eine kurze Diskussion geeignet.<br /><h4> Was sagt die Medienwirkungsforschung?</h4>Intuitiv gehen wir davon aus, dass Inhalte verschiedener Mediengattungen, so auch der Mediengattung (Kino-)Film, einen potentiellen Einfluss auf uns Menschen haben. Und das ist nur plausibel: Menschen sind mit Sinnen ausgestattet, und diese Sinne erlauben es uns, Reize aus der Umwelt aufzunehmen und auf diese Reize zu reagieren.<br /><br />Diese Erkenntnis ist so banal wie wichtig. Schwieriger gestaltet sich die Frage, wie genau uns mediale Kommunikation beeinflusst. Eine erste Lesart der oben formulierten Hypothese zum Tod der betroffenen Frau ist, dass die Frau als Reiz den Film wahrgenommen hat und als Reaktion eine Art Imitationshandlung begangen hat: Sie wurde durch den Film vollständig manipuliert.<br /><br />Dieses Reiz-Reaktions-Argument ist in den letzten Jahren immer öfter im Zusammenhang mit Gewalttätigkeit und der Nutzung von Gewalt darstellenden Videospielen zu hören: Gewalthaltige Videospiele würden direkt <a href="http://www.skeptiker-blog.ch/2010/07/killerspiel-alarm-naughty-bear-ist-eine.html" target="_blank">Nachahmeffekte hervorrufen</a> (Gegenwärtig ist dieses Argument im Zusammenhang mit dem Terroranschlag <a href="http://www.20min.ch/ausland/dossier/norwegen/story/31295395" target="_blank">Anders Breiviks</a> wieder von Bedeutung. Interessant, dass Breiviks Verschwörungstheorien als krude Rassenfantasien abgetan werden, aber wenn er erzählt, er habe mit Videospielen seine Morde geübt, geniessen Breiviks Erklärungen plötzlich doch Glaubwürdigkeit.).<br />Obschon es bestimmte Typen medialer Inhalte gibt, welche unmittelbare und starke Effekte bei vielen Menschen auslösen (allen voran Pornographie), ist das Modell eines generellen starken Reiz-Reaktions-Musters der Medienwirkung empirisch nicht gestützt.<br /><br />Aktuellere Annahmen postulieren, dass mediale Kommunikation unsere Wahrnehmung und Konstruktion der Realität entscheident mitprägt, Individuen, Organisationen und abstraktere Systeme aber auf vielfältigere Arten als im Reiz-Reaktions-Modell angenommen miteinander interagieren. Eine Forschungsperspektive, mit welcher ich mich im Rahmen der politischen Kommunikation beschäftige, ist die Idee des «<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Agenda_Setting" target="_blank">Agenda setting</a>»: Mediale Berichterstattung kann andere Akteure zwar nicht total kontrollieren, aber entscheidend mitbestimmen, welche Themen als relevant angesehen werden (und, darüber hinaus, z.B. durch Rahmungen der Berichterstattung, in welchen Erklärungs- und Bewertungskontexten die relevanten Themen eher besprochen werden).<br /><br />Wenn wir nun davon ausgehen, dass Medien durchaus Wirkungen auf Menschen haben, diese Wirkungen aber in der Regel nicht einseitig dominierend ausfallen, hat das auch Auswirkungen auf die oben formulierte strenge Hypothese zum Tod der Frau: Es ist möglich, dass der Film «Am Anfang war das Licht» den Tod der Frau bewirkt hat. Ausgesprochen unwahrscheinlich ist aber, dass der Film der betroffenen Frau eine Idee in den Kopf gepflanzt hat, welche den bereits vorhandenen Werten, Erfahrungen, Präferenzen und evtl. Veranlagungen der Frau nicht ein grosses Stück weit entsprochen hat.<br /><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Ist «Am Anfang war das Licht» zu verbieten? Die Tücken der Zensur</h2><div style="text-align: justify;">Mit den obigen Ausführungen will ich im Wesentlichen ausdrücken, dass die Hypothese, «Am Anfang war das Licht» habe ein Menschenleben gekostet, nicht grundsätzlich ausschliessbar ist. Für diese eine verstorbene Frau ist möglich, dass der Film «das Fass zum Überlaufen» gebracht hat.<br /><br />Wie weiter? Ist die Verbreitung von «Am Anfang war das Licht» zu unterbinden? Ist der Regisseur P.A. Straubinger in irgendeiner Form zur Rechenschaft zu ziehen?<br /><br />Nein. So falsch die Aussagen im Film sein mögen, eine direkte Straftat wurde an der Verstorbenen nicht begangen. Der Film kann zwar als Propaganda für bestimmte Esoterikanbieterinnen und -anbieter verstanden werden, einen unmittelbaren Werbefilm für ein Lichtnahrungs-Produkt ist er aber nicht.<br /><br />Und was, wenn die Protagonisten des Films, inklusive des Regisseurs, nicht wahrhaftig agieren, also bewusst die Unwahrheit sagen? Das ist erstens schwer nachzuweisen, und zweitens irrelevant: Der implizite Vertrag zwischen Publikum und RegisseurIn des Dokumentarfilms ist, dass das Publikum dem Film Glauben schenkt, und die Verantwortlichen im Gegenzug nach bestem Wissen und Gewissen einen Teil der Wahrheit filmisch widergeben. Wird dieser Vertrag bewusst gebrochen, sind wir als Publikum gekränkt, aber in legalem Sinne liegt keine Straftat vor (ansonsten gäbe es auch rund um «<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Mockumentary" target="_blank">Mockumentaries</a>» grosse juristische Verwirrung).</div><div style="text-align: justify;"><br />Würde doch der Weg des Verbotes, der Zensur, beschritten, löste sich das Problem damit nicht. So widersinnig und faktisch unwahr die Behauptungen in «Am Anfang war das Licht» auch sein mögen, der einzig zulässige Umgang mit esoterischen Theorien auch vom Schlage der Lichtnahrung bleibt die konsequente argumentative Auseinandersetzung damit. Wo der freie Austausch von Argumenten unterbunden wird, ergibt sich eine weitaus grössere Gefahr: Kritisches Denken bedeutet, dass Wahrheit nie absolut, sondern immer durch neue Erkenntnisse ergänzbar ist. Zensur schnürt diese nie endende Wahrheitssuche ab und ist somit ein grundsätzlich ungültiger Eingriff.<br /><br />Anders ist die Situation natürlich, wenn es nicht um die theoretische Auseinandersetzung mit einer esoterischen Lehre geht, sondern um Menschen, welche aus diesen Lehren heraus konkrete Handlungen an anderen Menschen vornehmen: Wer z.B. konkrete Lichtnahrungs-Kurse o.ä. anbietet, muss auch entsprechend Verantwortung tragen.<br /><br /></div><h2 style="text-align: justify;"> Fazit</h2><div style="text-align: justify;">Ohne den Verlust eines Menschenlebens geringzuschätzen und für die eigenen Zwecke usurpieren zu wollen, ist der Todesfall im Zusammenhang mit der im Dokumentarfilm «Am Anfang war das Licht» propagierten esoterisch-pseudowissenschaftlichen Lehre für auch Skeptikerinnen und Skeptiker wichtig.<br /><br />Dieser Fall verdeutlicht nämlich, worum es kritisch Denkenden letztlich geht: Wo andere in Kurzschlussreaktionen nach Zensur und Verboten rufen, fordern Skeptikerinnen und Skeptiker im Gegenteil einen möglichst umfassenden und möglichst kritischen öffentlichen Diskurs, um möglichst vernunftgeleitet zu möglichst brauchbaren Lösungen zu kommen.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-35102903139128132552012-05-04T05:55:00.000+02:002012-05-30T21:57:29.998+02:00Das Ende naht...<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-Y0bsd7GRVCg/T6NRqZ8XQrI/AAAAAAAADDc/ab--I8aLxik/s1600/flyer_skeptiker_schweiz_1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://2.bp.blogspot.com/-Y0bsd7GRVCg/T6NRqZ8XQrI/AAAAAAAADDc/ab--I8aLxik/s640/flyer_skeptiker_schweiz_1.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-S48z9p2D46s/T6NR2UEzRSI/AAAAAAAADDk/HMRWt8pIbkY/s1600/flyer_skeptiker_schweiz_2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="http://3.bp.blogspot.com/-S48z9p2D46s/T6NR2UEzRSI/AAAAAAAADDk/HMRWt8pIbkY/s640/flyer_skeptiker_schweiz_2.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">...das Ende unkritischen Denkens: Gründungsversammlung von «Skeptiker Schweiz», 9. Juni 2012.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-48307996009924233432012-04-29T13:30:00.000+02:002012-04-29T13:30:18.341+02:00Quacksalberei-Bingo: Bioresonanztherapie<div style="text-align: justify;">In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «<a href="http://www.vistaonline.ch/" target="_blank">Vista Schweizer Gesundheits-Magazin</a>» wird die Heilungsmethode der «<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Bioresonanztherapie" target="_blank">Bioresonanztherapie</a>» vorgestellt:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-rqkSVgpE2j8/T50ZhWE7nOI/AAAAAAAADDQ/_uVDHqahBIY/s1600/bioresonanz_vista.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="280" src="http://4.bp.blogspot.com/-rqkSVgpE2j8/T50ZhWE7nOI/AAAAAAAADDQ/_uVDHqahBIY/s400/bioresonanz_vista.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Wundermittel oder Quacksalberei? Zeit für eine Runde <a href="http://sci-ence.org/red-flags2/" target="_blank">Quacksalberei-Bingo</a>!</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://sci-ence.org/comics/2012-01-09-redflags2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="http://sci-ence.org/comics/2012-01-09-redflags2.jpg" width="266" /></a></div><div style="text-align: justify;">Und tatsächlich haben wir einige Treffer: </div><ul style="text-align: justify;"><li><b>Testimonials (Anekdoten)</b>: Der vermeintliche Beweis für die Wirksamkeit der Bioresonanztherapie ist die Geschichte eines an Heuschnupfen leidenden Mannes, der nach der Bioresonanz-Behandlung angeblich völlig geheilt war. Aus dieser einen vagen Anekdote lässt sich natürlich nicht eine Wirksamkeit der Bioresonanz-Behandlung ableiten, bestenfalls eine Korrelation.</li><li><b>Miracle Cure-All (Allheilmittel)</b>: Durch Bioresonanztherapie kann man gemäss «Vista» Neurodermitis, Nahrungsmittelallergien, Heuschnupfen, Erkrankungen des Lymphsystems, Atemwegserkrankungen (Asthma, Bronchitis), Migräne, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Nierenleiden und Rheuma heilen.</li><li><b>Natural («Bio»)</b>: Es steht schon im Namen: «Bioresonanztherapie» hat etwas mit Bio zu tun - und bringt unsere ganz natürlichen «Schwingungen» wieder ins Lot. Krankheiten sind nämlich nur Fehler in den Schwingungen; durch korrekte Gegenschwingung ist die Krankheit weg.</li><li><b>Toxins (Gifte)</b>: Bioresonanztherapie kann auch «entgiften» (der Artikel erklärt die Notwendigkeit des Entgiftens mit dem lehrreichen Verweis auf «verschiedene Theorien»).</li></ul><div style="text-align: justify;">Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass für Bioresonanztherapie einerseits keine Wirkungsnachweise vorliegen und andererseits einige Eigenschaften esoterischer Quacksalberei zu beobachten sind.</div><div style="text-align: justify;"><br />Für die Zeitschrift «Vista» kein Problem: Heilsversprechen verkaufen sich halt gut.</div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-63724211071514758102012-04-22T02:00:00.002+02:002012-04-22T02:00:28.154+02:00Der süsse Sirenengesang: Warum Verschwörungstheorien so verlockend sind<div style="text-align: justify;">Vor kurzem bin ich auf die Webseite «<a href="http://www.wearechange.ch/" target="_blank">We Are Change Switzerland</a>» gestossen. Diese Webseite macht auf den ersten Blick den Eindruck eines Nachrichtenblogs, worauf auch die Beschreibung auf der Hauptseite deutet:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-a4g8WMeJ2jQ/T5MSkBv-ryI/AAAAAAAADCc/nr3_4sjE7fk/s1600/Selection_001.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-a4g8WMeJ2jQ/T5MSkBv-ryI/AAAAAAAADCc/nr3_4sjE7fk/s1600/Selection_001.png" /></a></div>So weit, so begrüssenswert: Unabhängiger Journalismus, kreative Infokampagnen, Aufklärung - Dinge, welche nie schaden.</div><div style="text-align: justify;">Auf den <a href="http://www.wearechange.ch/index.php/ueber-uns/ueber-uns" target="_blank">zweiten Blick</a> aber wird schnell klar, dass Aufklärung bei «We Are Change» eine eigentümliche Färbung hat:</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://4.bp.blogspot.com/-R_HEWBz82pE/T5MTz88jAzI/AAAAAAAADCo/tynK6N0Zamg/s1600/Selection_002.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="335" src="http://4.bp.blogspot.com/-R_HEWBz82pE/T5MTz88jAzI/AAAAAAAADCo/tynK6N0Zamg/s400/Selection_002.png" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">«We Are Change» vertritt die Verschwörungstheorie, die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Terroranschl%C3%A4ge_am_11._September_2001#T.C3.A4ter" target="_blank">offizielle Erklärung</a> für Terroranschläge vom 11. September 2001 entspreche nicht der Wahrheit und tatsächlich sei die US-Regierung an den Anschlägen beteiligt gewesen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Einige der We Are Change-Mitglieder erklären ihre Ansicht in einem Fernsehbeitrag des Regionalsenders <a href="http://www.toponline.ch/home/" target="_blank">TeleTop</a>:</div><div style="text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="403" src="http://www.youtube.com/embed/KxWl4Npr4Po?rel=0" width="550"></iframe></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der 9/11-Verschwörungstheorie möchte ich mich in diesem Blogeintrag nicht gross widmen: Zum einen sind die vermeintlichen 9/11-Verschwörungs-Indizien <a href="http://www.popularmechanics.com/technology/military/news/1227842" target="_blank">seit Jahren entkräftet</a>, zum anderen sind die Argumente für unterschiedliche Verschwörungstheorien auf der We Are Change-Seite eher oberflächlicher Natur. So wird z.B. eine <a href="http://www.wearechange.ch/hintergrund/basiswissen/1603-klimawandel" target="_blank">Klimawandel-Verschwörung</a> mit altbekannten Missverständnissen von Vorgestern begründet (<a href="http://www.skepticalscience.com/" target="_blank">Skeptical Science</a> ist ein gutes Nachschlagewerk in Sachen Klimawandel), und die <a href="http://www.wearechange.ch/hintergrund/gesundheit-und-ern%C3%A4hrung/2250-die-fluoridierung" target="_blank">Fluoridierungs-Verschwörung</a> wird mit dem Satz</div><blockquote class="tr_bq"><div style="text-align: justify;">Ist es nicht erstaunlich, dass ein und die selbe chemische Substanz, Natriumfluorid, beim Patentamt als Rattengift, bei der Pharmazulassungsstelle als Medikament und beim Gesetzgeber als "essentieller und physiologisch nützlicher Stoff" geführt wird?</div></blockquote><div style="text-align: justify;">eingeleitet (Das ist in etwa so erstaunlich, wie der Umstand, dass wir an zu wenig Wasser und an zu viel Wasser sterben können).</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Viel spannender scheint mir die Frage, warum Verschwörungstheorien überhaupt Anklang finden - oder auch nicht.<br /><a name='more'></a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: left;"><h2> <span style="font-size: x-large;">Die Nachfrageseite: Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien?</span></h2></div><div style="text-align: justify;">Zunächst ist von Interesse, warum ein Individuum einer <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Verschw%C3%B6rungstheorie" target="_blank">Verschwörungstheorie</a> Glauben schenken sollte. Die Ausgangslage ist an dieser Stelle ein reduktionistisches Modell eines vernunftbegabten, isolierten, vergangenheitslosen Individuums: Menschen sind aber emotionale, soziale und biographische Wesen - ich beachte hier also nur einen kleinen Auschnitt der möglichen Gründe für individuelles Glauben an Verschwörungstheorien.</div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><ul><li>Verschwörungstheorien liefern <b>Antworten</b>: Nicht-Wissen ist ein in der Regel unangenehmer Zustand; es scheint geradezu ein biologischer Imperativ, Ereignisse aller Art <a href="http://www.ted.com/talks/michael_shermer_the_pattern_behind_self_deception.html" target="_blank">in sinnstiftende Muster anzuordnen</a>. </li><li>Verschwörungstheorien sind eine Form des <b>Eskapismus</b>: Eine Verschwörungstheorie kann eine Möglichkeit darstellen, das Alltagsleben mit Spannung und Abenteuer zu füllen.</li><li>Verschwörungstheorien <b>emanzipieren</b>: In einer überaus komplexen, ausdifferenzierten Lebenswelt können uns Verschwörungstheorien vermitteln, wonach wir alle streben: Selbstbestimmung und Wissen darüber, wie die Welt <i>wirklich</i> funktioniert.</li><li>Verschwörungstheorien können ein <b>Verlangen nach Gerechtigkeit</b> befriedigen: Wenn die wenigen Mächtigen die vielen Schwachen unterdrücken, wollen z.B. auch die We Are Change-AktivistInnen nur das Richtige tun.</li><li>Und zu guter Letzt: <b>Verschwörungen</b> <b>existieren</b>. Nicht zuletzt <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Watergate-Aff%C3%A4re" target="_blank">Watergate</a>, die Mutter aller Verschwörungen, hat gezeigt, dass konspirative Kräfte durchaus ein ernstzunehmendes Problem sein können - also lieber auf Nummer sicher gehen und eine Verschwörung zu viel als eine zu wenig wittern.</li></ul> </div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: left;"><h2> <span style="font-size: x-large;">Die Angebotsseite 1: Gelegenheitsstrukturen</span></h2></div><div style="text-align: justify;">In diesem Abschnitt möchte ich einige mögliche Faktoren der «externen» Angebotsseite ansprechen: Was für Kontextfaktoren können die Attraktivität von Verschwörungstheorien positiv beeinflussen?</div><div style="text-align: justify;">Auch hier möchte ich mich eher zusammenfassend-vereinfachend halten, und fasse stichwortartig Dinge zusammen, welche für sich genommen weiterer Ausführung (und empirischer Prüfung) bedürfen.</div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><ul><li><b>Neue Kommunikationskanäle</b>: Die technischen Entwicklungen der letzten ca. 20 Jahre haben das Mass technikgestützer Kommunikation rasant expandieren und deren kosten sinken lassen. Insbesondere die verschiedenen Kommunikationskanäle, denen das Senden und Empfangen von Daten über das Internet zugrunde liegt, haben der Verbreitung von Verschwörungstheorien Vorschub geleistet.<br />Da Verschwörungstheorien nicht selten anprangern, die klassischen Massenmedien würden die Wahrheit unterdrücken, ist ein dezentrales Kommunikationsnetzwerk wie das Internet nicht nur Mittel zum Zweck der Informationsverbreitung, sondern Teil der Verschwörungsideologie: Der Umstand, dass die jeweilige Verschwörungstheorie in den klassischen Massenmedien keine grosse Resonanz findet, wird als Teil der Verschwörung gedeutet, und damit entsteht durch die Nutzung des Internets ein die Verschwörung stärkender Mechanismus der selbsterfüllenden Prophezeihung.</li><li><b>Hoher Grad der sozioökonomischen Entwicklung</b>: Verschwörungstheorien verbreiten sich eher unter gebildeten und materiell sicheren Menschen. Der Mechanismus dahinter ist verhältnismässig einfach: Gemäss der Logik z.B. der <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bed%C3%BCrfnispyramide" target="_blank">Maslow'schen Bedürfnispyramide</a> haben Menschen, deren existenzielle Sicherheit nicht in Frage steht, eher die Kapazitäten, sich abstrakteren Dingen zu widmen (Dieses Prinzip hat Bertolt Brecht in der Dreigroschenoper mit «Zuerst kommt das Fressen, dann kommt die Moral» treffend beschrieben.).</li><li><b>Boulevardjournalismus</b>: Wie regelmässige Leserinnen und Leser des skeptiker-blogs wissen, ist Boulevardjournalismus weniger an der Wahrheit als an gut klingenden Geschichten interessiert. Verschwörungstheorien passen oft in das Konzept der boulevardisierten Medienlogiken: Sie lassen sich prächtig emotionalisieren und personalisieren; Konfliktinszenierung und Skandalisierung sind Verschwörungstheorien inhärent; Verschwörungstheorien betreiben eine starke Komplexitätsreduktion der Wirklichkeit.</li><li><b>Gesellschaftliche Krisen</b>: Wie genau eine «Krise» zu definieren ist, ist erstaunlich schwierig zu bestimmen. Ganz allgemein gehalten, handelt es sich dabei um Phasen rasanten Wandels bestimmter gesellschaftlicher Teilsysteme, welche von «Entweder-Oder»-Konflikten geprägt sind (im Unterschied zu «Mehr-oder-Weniger»-Konflikten zu Normalzeiten).<br />Wenn derartige gesellschaftsweit wahrnehmbare Umbrüche stattfinden, können sich normalerweise eher periphere Akteure und Erklärungsansätze, wie eben Verschwörungstheorien, stärker Gehör verschaffen.</li><li><b>«Astroturfing</b>»: Wenn sich Individuen kollektiv und eigenmotiviert für bestimmte Dinge einsetzen, wird gerne der Begriff des «grass roots»-, also des Graswurzel-Phänomens als Beschreibung verwendet. Gemeint ist damit, dass es sich um eine «von unten» gerichtete kollektive Aktivität handelt.<br />In Fällen, in denen zwar vordergründig eine «grass roots»-Aktivität stattfindet, diese aber in Tat und Wahrheit durch wenige einflussreiche Partikularinteressen orchestriert wird, welche nicht Teil dieses Kollektivs sind, wird gerne der abwertende Begriff «<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Astroturfing" target="_blank">Astroturfing</a>» als Beschreibung verwendet (<a href="http://www.astroturf.com/" target="_blank">Astroturf</a> ist eine US-amerikanische Kunstgras-Marke). Ein aktuelles Beispiel für Astroturfing ist die US-amerikanische «Tea Party»-Bewegung: Obschon das genaue Ausmass an Astroturfing schwer zu quantifizieren ist, scheint offensichtlich, dass privatwirtschaftliche Akteure die Tea Party <a href="http://www.guardian.co.uk/commentisfree/cifamerica/2010/oct/25/tea-party-koch-brothers" target="_blank">usurpierten</a> und mithalfen, teils wilde Verschwörungstheorien über den angeblichen kommunistischen Diktaktor in spe, Präsident Barack Obama, zu verbreiteten.</li></ul> </div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: left;"><h2> <span style="font-size: x-large;">Die Angebotsseite 2: Eigenschaften von Verschwörungstheorien</span></h2></div><div style="text-align: justify;">Für Verschwörungstheorien selber gehe ich davon aus, dass vor allem zwei Faktoren deren Attraktivität bestimmen: Deren Realitätsnähe und Konsequenzen.<br /><ul><li><b>Realitätsnähe</b>: Eine Verschwörungstheorie wird desto eher auf Interesse stossen, je stärker sie an tatsächliche Personen, Gegenstände, Ortschaften und Ereignisse anknüpft und diese miteinander verwebt.<br />Die attraktivsten Verschwörungstheorien sind jene, welche als Prämissen vor allem wahre Dinge nehmen und daraus die verschwörungstheoretischen Schlüsse ziehen. Je mehr unbewiesene oder gar offen fantastische Elemente eine Verschwörungstheorie als Prämissen einbaut, desto weniger attraktiv die Schlüsse (Als Fallbeispiel kann die Verschwörungstheorie der <a href="http://www.truthism.com/" target="_blank">Reptilien-Ausserirdischen</a> dienen: Die Voraussetzungen für die Verschwörung, die Existenz der Reptilienausserirdischen, ist unbewiesen, und entsprechend sind die gezogenen Schlüsse wenig ansprechend - soll die Theorie geglaubt werden, ist nicht nur unkritisches Denken, sondern sehr ressourcenintensiver «<a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Suspension_of_disbelief" target="_blank">suspension of disbelief</a>» nötig).</li><li><b>Schwere der Konsequenzen</b>: Der zweite Faktor für überzeugende Verschwörungstheorien ist die Frage nach den Auswirkungen der Verschwörung.<br />Wenn eine Verschwörungstheorie ein verhältnismässig belangloses Ereignis erklärt, mag die Theorie vielleicht sehr realitätsnah sein, bleibt aber uninteressant. Eine Minimalanforderung ist, dass die Anzahl der durch die Verschwörung direkt Betroffener höher sein muss als die Anzahl der VerschwörerInnen. Darum sind staaten- oder gar weltumspannende Verschwörungstheorien besonders attraktiv: Eine verhältnismässig kleine Gruppe hintergeht Millionen, wenn nicht gar Milliarden von Menschen.</li></ul></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><h2> <span style="font-size: x-large;">Fazit</span></h2></div><div style="text-align: justify;">Die obigen Ideen sollen Denkanstösse liefern, um einzuschätzen, warum Verschwörungstheorien auf Interesse stossen können, oder auch nicht. Zusammengefasst ergibt sich folgendes skizzenhaftes Modell der relevanten Faktoren:<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-m__x3AO-nB8/T5NF7r2MbjI/AAAAAAAADDI/iVyLho5AZEw/s1600/Verschw%C3%B6rungstheorien_Faktoren.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="213" src="http://3.bp.blogspot.com/-m__x3AO-nB8/T5NF7r2MbjI/AAAAAAAADDI/iVyLho5AZEw/s400/Verschw%C3%B6rungstheorien_Faktoren.png" width="400" /></a></div></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"></div></div><div style="text-align: justify;">Offensichtlich ist diese Ideensammlung alles andere als vollständig. Zu betonen ist auch, dass es sich hierbei um ein theoretisches Brainstorming handelt - <i>ob</i> diese Annahmen tatsächlich helfen, Verschwörungstheorien zu verstehen, wäre in einem weiteren Schritt zu prüfen.</div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"></div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-6477433022743147827.post-58928013610721295862012-04-08T14:04:00.000+02:002012-04-08T14:04:52.398+02:00Lesetip: Hyperion Cantos<div style="text-align: justify;">Ostern ist ein eigentümlicher Feiertag: Die angebliche Auferstehung des angeblichen Jesus müsste für gläubige Christinnen und Christen eine Zeit der frommen Andacht und des Gebets sein, aber irgendwie werden auch heidnische Fruchtbarkeitssymbole in Form von Hasen und Eiern gedultet und gar zelebriert.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Und während Papst Ratzinger das Osterfest auch nicht mit übertriebener Ehrerbietung behandelt und es stattdessen, wie Andreas Kyriacou <a href="http://networkedblogs.com/wa38o" target="_blank">berichtet</a>, für beste «Doublethink»-Propaganda missbraucht, empfehle ich skeptisch Denkenden die Lektüre des «<a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Hyperion_Cantos" target="_blank">Hyperion Cantos</a>».</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-RnvY4aU5BFg/T4F1Snta6SI/AAAAAAAADCA/xE7pIyP78tY/s1600/hyperion_cantos_small.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="175" src="http://3.bp.blogspot.com/-RnvY4aU5BFg/T4F1Snta6SI/AAAAAAAADCA/xE7pIyP78tY/s400/hyperion_cantos_small.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">Im «Lesetip» empfehle ich in der Regel Sachbücher, aber die «Hyperion»-Bücher bilden als (natürlich vollkommen objektiv gemessen) beste Science Fiction-Geschichte aller Zeiten eine Ausnahme.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ohne allzu viel des Inhaltes preiszugeben, gehört natürlich erwähnt, welchen Bezug «Hyperion» zu Ostern hat. Abgesehen davon, dass sich Hyperion im Vergleich zu den kruden Kommentaren des Papstes und vieler sonstiger religiöser Autoritäten tiefgründiger mit theologischen Fragen auseinandersetzt: Im Vergleich zur Bibel hat Hyperion eine viel spannendere Erklärung für die Auferstehung Toter nach drei Tagen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wenn schon Fiktion, dann darf sie auch unterhaltsam sein.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div>Anonymoushttp://www.blogger.com/profile/15064814282814284192noreply@blogger.com0