Gebrauchtwagen Kombis für 6000 Euro
Große Klappe zum kleinen Preis
Willkommen in der Welt der Kofferträger! Kompakte Kombis gibt es gebraucht zum Spartarif. Aber welche kann man kaufen? AUTO BILD hat Golf Variant, Astra Caravan, Focus Turnier & Co getestet.
Wir drehen die Zeit zurück in das Jahr 2000. Der Opel Zafira feiert gerade ersten Geburtstag, VW Touran und Ford Focus C-Max sollen erst 2003 zur Welt kommen. Kompaktvan? Papperlapapp! Wer was zu transportieren hat, fährt Kombi. Kinderwagen, Fahrräder oder Blumenerde – durch so eine große Klappe passt einfach alles. Auch wenn der Lademeister der Kompaktwagenliga, also der Golf-Klasse, entstammt. Genug in den Rückspiegel der Geschichte geschaut. Heute ist so ein Kofferraum-Krösus namens VW Golf Variant, Opel Astra Caravan oder Ford Focus Turnier ein guter Tipp für Gebrauchtwagenkäufer.
Gute Familienkombis ab 6000 Euro
Das Erkennungszeichen: Große (Heck-)Klappe, viel davor. Zum Beispiel das Anti-Schleuderprogramm ESP. Der Golf hatte das 2000 schon serienmäßig. Oder vier Airbags und ABS. Ebenfalls Standardausstattung bei Golf, Astra und Co. Und Dachreling? Nein, nicht aufpreispflichtig wie bei heutigen Schickimicki-Transportern à la Audi A4. AUTO BILD hat gleich mehrfach nachgesehen. Auf den Höfen der Gebrauchtwagen-Händler, in den einschlägigen Internet-Portalen, der Schwacke-Liste für Gebrauchtwagen, in den Mängel-Statistiken des TÜV. Ergebnis: Mehr als 6000 Euro muss eine gute Familienkutsche nicht kosten. Und kann dabei sogar aus erster Hand sein, scheckheftgepflegt und mit sinnvollen Extras wie Zentralverriegelung, Klimaanlage und Metalliclack. Wir haben uns dabei auf Fahrzeuge mit 1,6 Liter starkem Benzinmotor konzentriert, weil solche Autos in der Regel nicht als Kilometerfresser herhalten mussten.
Fiat Stilo Multiwagon 1.6
Die Kombiversion des Fiat Stilo kam 2003 auf den Markt. Noch bis Mai 2008 konnte man den Multiwagon kaufen. Die Benzinmotoren leisten von 90 bis 133 PS, bei den Dieseln reicht die Spanne von 80 bis 150 PS. Den von uns empfohlenen 1.6 mit 103 PS gibt es für weniger als 5000 Euro. Allerdings: In der TÜV-Statistik rangiert der Stilo ganz hinten, es gibt Vorderachsprobleme und Ölverlust.
Toyota Corolla Combi 1.6
Vorn Glupschaugen, hinten ein aufgesetzter Rucksack als Kofferraum – der Toyota Corolla Combi der Baureihe E11 (1997–2002) war nicht wirklich ein Hit. Es gibt ihn als Benziner mit 86 bis 110 PS und Diesel mit 72 und 90 PS. Das Angebot an Gebrauchten ist überschaubar. Warum nur? Beim TÜV ist der Japaner in fast allen Disziplinen besser als der Schnitt, nur die Bremsscheiben verschleißen schnell. Außerdem erfreut sich der zuverlässige Corolla großer Beliebtheit bei Autoexporteuren, zahlreiche in Deutschland angebotene Gebraucht-Corolla finden eine neue Heimat in Afrika.
Renault Mégane Grandtour 1.6
Der Renault Mégane Grandtour der ersten Generation wurde von 1999 bis 2003 gebaut, mit Benzinmotoren von 75 bis 115 PS und als Diesel mit 80 bis 102 PS. Günstige Modelle der ersten Stunde als 1,6 Liter starke Benziner (107 PS) gibt es schon ab 3500 Euro. Sie sind aber mit Vorsicht zu genießen. Korossion am Rahmen, Ölverlust, Bremsscheiben bemängelt der TÜV überdurchschnittlich oft.
Peugeot 306 Break 1.6
Von 1997 bis 2002 bot Peugeot den 306 auch als Kombi namens Break an. Für Vortrieb sorgen Benziner von 75 bis 132 PS und Diesel von 68 bis 90 PS. Als 1,6 Liter großen Benziner mit 98 PS gibt’s den geräumigen Franzosen schon für 4000 Euro. Allerdings sollte man dann noch ein paar Euro für Reparaturen haben. Ölverlust, schlechte Bremsen und Auspuffanlagen bemängelt der TÜV.
VW Golf IV Variant 1.6
Von 1999 bis 2006 bot VW den Golf Variant auf Basis des Golf IV an – obwohl zum Ende der Bauzeit der Golf V schon drei Jahre auf dem Markt war. Die Motorenpalette reicht bei den Benzinern von 75 bis 115 PS und bei den Dieseln von 68 bis 130 PS. Die Schwachstellen sind die gleichen wie bei der Limousine. Meist monieren Golf-IV-Fahrer die lasche Langzeit-Qualität, denn irgendwas klappert (Armaturenbrett), wackelt (Sitze) oder knackt (Türschlösser) immer. Im AUTO BILD-Kummerkasten sind Probleme mit der Elektrik (streikende Fensterheber, Bordcomputer, Zentralverriegelungen) aktenkundig. Der TÜV bescheinigt der vierten Golf-Generation aber eine gute Form. Bei der zweiten und dritten Hauptuntersuchung landet der Wolfsburger Bestseller jeweils im oberen Drittel. Und sehr hilfreich: Die Auswahl ist schier grenzenlos.
Opel Astra G Caravan 1.6
1998 war das Geburtsjahr des Opel Astra G. Bis zum Modellwechsel 2004 wurde er gebaut. Die Rüsselsheimer nennen ihre Lademeister Caravan, und wie in der Limousine arbeiten Benziner von 75 bis 200 PS und Diesel von 68 bis 125 PS unter der Haube. Mit dem neuen Modell hatte Opel einiges wiedergutzumachen. Denn der Astra F galt als Sorgenkind. Rost ohne Ende, Zahnriemenrisse – das Image war mies. Die gute Nachricht: Rost ist seit 1998 kein Thema mehr, die Technik wurde solider, die Verarbeitung besser. Allerdings hinkt der Astra in der TÜV-Statistik seinen Konkurrenten Golf und Focus hinterher: In der zweiten Hauptuntersuchung landet der Astra unterm Schnitt, in der dritten knapp drüber. Gerissene Auspuffkrümmer oder komplett marode Auspuffanlagen sind keine Seltenheit, Spiel in der Lenkung und knackende Geräusche beim Lenkeinschlag einfach nur ärgerlich. Aber der Astra hat auch seine guten Seiten: Die Qualität der Bremsen ist überdurchschnittlich, die etwas nüchtern wirkenden Kunststoffe im Innenraum sind auch nach Jahren noch frisch.
Ford Focus Turnier 1.6
Kombis heißen bei Ford traditionell Turnier. Der Focus in dieser Variante kam im März 1999, wurde bis 2004 gebaut. Die Benzinmotoren leisten zwischen 75 und 130 PS, die Dieselmotoren haben zwischen 75 und 115 PS. Der Focus-Vorgänger Escort galt nicht gerade als Langzeit-Auto, aber mit dem Namen des Kompakten haben die Kölner auch die Qualität geändert – plötzlich war vieles gut, was vorher noch für Verdruss sorgte. Das zeigte der Focus Turnier 1.6 auch im AUTO BILD-Dauertest über 100.000 km. "Zum Glück scheppern Heckklappe und Auspuff gelegentlich, sonst gäbe es kaum Ansatz für Kritik", so Tester Diether Rodatz damals. Typische Schwachpunkte des Focus sind marode Auspuffanlagen, defekte Radlager und Stabilisatoren. Dem TÜV fällt bei der zweiten und dritten Hauptuntersuchung überdurchschnittlich oft die schlechte Wirkung der Handbremse auf – ein Problem, das auch der Escort schon hatte. Unterm Strich ist der Focus beim TÜV aber besser als der Durchschnitt. Und: Was für einen gebrauchten Kölner spricht, ist der günstige Kaufpreis.
Skoda Octavia Combi 1.6
1996 begann die Karriere des Octavia. Der Wagen war der erste Skoda, der komplett unter VW-Regie entwickelt wurde. Besonders der Skoda Octavia Combi entwickelte sich zum Verkaufsschlager: Man nehme die Plattform des Golf IV, verlängere sie – heraus kommt ein Modell, das die Lücke zwischen Golf und Passat füllt. Die gesamte Octavia-Technik entstammt dem VW-Regal, auch die Motoren. Unter der Haube arbeiten Benziner zwischen 100 und 180 PS sowie Diesel von 90 bis 130 PS. Zwar kam 2004 mit dem Octavia II die Wachablösung, aber das erste Modell bot Skoda als Basis-Schnäppchen weiter an. Die Schwachpunkte sind die gleichen wie beim Golf: elektrische Fensterheber, Luftmassenmesser, bei den Dieselmotoren der Zahnriemen (Wechselintervalle berücksichtigen!). Tipp: Ende 1998 gab’s ein Facelift, die Qualität wurde besser.
Volvo V40 1.6
Bei Volvo beginnen die Kombis mit einem V, wobei der Buchstabe für "Versatility" (Vielseitigkeit) steht. Was die Größe anbelangt, ist der V40 ziemlich skurril: Sein Kofferraumvolumen (413 Liter) ist um 58 Liter kleiner als das der Limousine. Der kleine Volvo ist eigentlich gar kein Schwede, er teilte sich von 1996 bis 2004 sowohl Plattform als auch Montagewerk (in Born, Holland) mit dem Mitsubishi Carisma. Die Motorenpalette reicht bei den Benzinern von 105 bis 200 PS, bei den Dieseln von 90 bis 115 PS. Als Gebrauchter ist der V40 nicht so solide, wie es das Volvo-Image verspricht. Auffällig sind Probleme an der Vorderachse. Besonders bei alten Modellen monieren die TÜV-Prüfer ausgeschlagene Gelenke, auch Ölverlust ist sehr häufig ein Thema. Und dann ist da noch die Beleuchtung: Das dürftige Abblendlicht fällt auch den TÜV-Prüfern auf.
Fazit
Es ist ein ewiger Dreikampf. Golf gegen Astra gegen Focus. In der Kombi-Liga wird daraus ein Vierkampf – dank des sehr geräumigen Skoda Octavia. Beim Blick in den AUTO BILD-TÜV-Report landen wir dann doch wieder beim Dreikampf. Denn empfehlenswert auf dem Gebrauchtmarkt sind dank ihrer Zuverlässigkeit der Golf Variant, der Focus Turnier und der Octavia Combi – genau in dieser Reihenfolge. Etwas enttäuschend ist der Astra, der bei der zweiten TÜV-Prüfung überdurchschnittlich viele Mängel aufweist. Als Geheimtipp geht der Toyota Corolla Combi durch – aber er ist schwer zu finden. Ganz im Gegensatz zu Golf, Focus und Octavia.
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